PoV. Manuel
Gebannt blieb mein Blick auf Patrick stehen, während ich einmal erschrocken schlucken musste. Eigentlich hätte ich mir denken sollen, dass der Kuss nichts zu bedeuten hatte, aber mein kleines verliebtes Herz hatte versucht mir unergründliche Hoffnungen zu schenken. Doch jetzt, genau in diesem Moment, fiel der Boden unter mir zusammen und die Hoffnungen wurden mit einem Ruck aus meinem Herzen gerissen. Ein unangenehm stechender Schmerz machte sich in meiner Brust breit und ich wollte mich nur für meine Gefühle selbst verfluchen. Patrick hatte mich definitiv nur benutzt und wahrscheinlich hatte der hohe Alkoholpegel ihn nicht klar denken lassen. Und genau das hätte mir bewusst sein sollen. Genau das hätte ich einfach wissen müssen. Ich hätte diesen Kuss sofort vergessen sollen, statt nur dumm grinsend auf meinem Bett zu liegen und an den Moment zu denken, in dem er mir immer näher gekommen war. Niedergeschlagen richtete ich meinen Blick auf den Boden und versuchte so schnell wie möglich die Kontrolle zurück zu gewinnen, die ich so dringend benötigte. Wortlos blickte ich zu Maurice und Michael, die immer noch damit beschäftigt waren sich zu fragen, was mit Pat los war und hielt das nebenbei für den richtigen Moment um heimlich zu verschwinden.
Mit immer noch schmerzenden Herzen lief ich schnell durch die Gänge der Schule, bis ich bei der Treppe zum Dach angekommen war. Vielleicht war es nicht die beste Idee gewesen dort hinauf zu gehen, da es mich nur an mein Outing und das Gespräch mit Patrick erinnerte, aber in diesem Moment schien mir einfach nichts Besseres einzufallen. Als der seichte Wind in mein Gesicht stieß und meine Haare sanft nach hinten fliegen ließ, atmete ich einmal tief ein und aus, aber anstatt mich zu beruhigen, ließ ich den aufkommenden Tränen freien Lauf. Ich fühlte mich einfach hintergangen und wollte das nun endlich herauslassen."Manu, was ist los mit dir?", erkannte ich Michaels vorsichtige Stimme hinter mir, die ich so gut es ging versuchte zu ignorieren. Ich hielt es nicht mal für nötig mich zu dem Blauäugigen umzudrehen. "Wenn das wegen Patrick ist...Das eben war nicht er selbst." "Hör doch einfach auf!", schrie ich laut und brachte ihn damit zum Schweigen. Schon als ich seinen Namen gehört hatte, fing es wieder an stärker zu schmerzen. "Aber...", fing Michael nochmals an, weshalb ich ihn durch meine aufgestaute Wut wieder unterbrechen musste. "Nichts aber! Du machst das hier doch sowieso nur, um dein schlechtes Gewissen zu bessern!" Enttäuscht schüttelte ich meinen Kopf und drehte mich langsam zu ihm um. Mit offenen Mund stand er da, während ich ihn nur kalt beäugte. "Das ist wirklich nicht wahr, Manu. Ich kann mir doch denken wie hart dich das treffen muss.", murmelte er angespannt und versuchte wohl wirklich sich zu bessern. Trotzdem konnte ich nicht nachvollziehen, warum ihm plötzlich nicht mehr alles egal war. "Tue nicht auf besorgten Kumpel, Michael. Wegen dir ist das doch alles überhaupt geschehen!", versuchte ich ihm klarzumachen und dachte wieder an den Moment, in dem er mich geoutet hatte und ab dort alles den Bach hinunter ging.
Verwirrt schaute er mich an und wusste wohl nicht, was ich damit sagen wollte. "Was ist passiert?", hakte er sanft nach und ignorierte damit meinen gemeinen Kommentar. Kurz schloss ich meine Augen und sah für einen Moment wieder Patricks rehbraune Augen vor mir, die immer näher zu kommen schienen. Doch das schöne Gefühl war weg. Dort war nur noch der stechende Schmerz, der sich in nur einer Sekunde in mir breit gemacht hatte. "Hättest du uns nicht auf dieses Dach geschleppt, dann hätten sie sich gar nicht erst getrennt! Und dann hätte er mich auch nicht ausgenutzt und verdammt nochmal geküsst!", rief ich ihm knallhart ins Gesicht, während meine Gefühle wieder verrückt spielten und ich mich einfach nur schrecklich fühlte. "Er hat-" "Ja und ich war für einen Moment so dumm und habe wirklich gehofft, dass es was zu bedeuten hatte!"
Überraschenderweise kam Michael plötzlich einen Schritt näher und legte seine Hand auf meine Schulter, um mich wahrscheinlich ein wenig beruhigen zu können. "Es tut mir so leid, Manu.", fing er an und räusperte sich danach kurz, "Und damit meine ich nicht nur das Outing, sondern auch die ganzen letzten Jahre, in denen ich dich wie sche*ße behandelt habe. Die Wahrheit ist...ich war einfach so neidisch auf dich, weißt du? Egal was ich auch getan habe, dich schien es nicht zu interessieren und ich hatte mir so sehr gewünscht das auch zu können."Verblüfft starrte ich ihn nur an und konnte kaum glauben, dass sich Michael gerade wirklich bei mir entschuldigt hatte. Und das nicht nur für das Outing, sondern für die ganzen letzten Jahren, in denen ich mehrfache Schikanen von ihm und seinen Freunden aushalten musste. Die ganze Zeit hatte ich gedacht, dass er einfach kein Herz besaß und damit auch null Selbstreflektion, aber anscheinend wusste er genau, was er getan hatte und bereute es sogar. Doch trotzdem konnte ich nicht verstehen, dass Zombey neidisch auf mein Durchhaltevermögen gewesen war und merkte wie sehr Ignoranz und Gleichgültigkeit wirklich jemanden strafen konnten. "Du denkst wirklich mich hätte das nicht interessiert? Ich habe das alles doch einfach nur verdrängt. Ich wollte nicht, dass ihr wisst wie sehr ihr mich genervt habt. Aber zu meinen Brüdern warst du echt gar nichts...", versuchte ich zu erklären, dass nicht alles so aussah wie es schien. Schmunzelnd blickte er mich an, während ich momentan schon vergessen hatte, was eben noch so schlimm gewesen war. "Ich war also gar nichts?", hakte er belustigt nach, weshalb ich sofort grinsen musste. "Naja...du hättest kreativer sein können. 'Freak' ist jetzt nicht so das Krasseste." Lachend schüttelte er nur empört mit dem Kopf. "Glaub mir aber, es gibt bessere Menschen auf die du neidisch sein kannst. Ich bin genauso abgef*ckt wie du.", versuchte ich ihm klarzumachen, weshalb er nur nachdenklich zu Boden blickte. "Sind wir nicht alle einfach total abgef*ckt?" "Schon irgendwie."
"Ich habe aber echt kein Bock mehr so ein A*schloch zu sein.", gab Michael leise zu und schüttelte nur nachdenklich mit dem Kopf. Ein unangenehmes Schuldgefühl kam in mir auf, da ich genau wusste, dass ich ihm das in den Kopf gesetzt hatte. "Nochmal fürs Protokoll. Du bist kein bisschen wie dein Vater, Michael. Das tut mir leid." Lächelnd nickte Micha und ich war froh, dass er mir diesen gehässigen Satz nicht mehr Übel nahm. "Sind wir jetzt etwa Freunde?", erkundigte ich mich belustigt und merkte dabei, dass wir jetzt eigentlich Frieden geschlossen hatten. "Hmm...da sollte ich nochmal eine Nacht drüber schlafen.", antwortete er leicht ironisch, weshalb ich nur lachen musste.
"Du, Manu. Ich werde deine Geheimnisse natürlich ab jetzt für mich behalten, aber ich denke Maurice ist ziemlich verwirrt von deinem Verhalten. Er macht sich Sorgen um dich.", erklärte mir Zombey, weswegen ich nur nachdenklich zu Boden schaute. "Ja, ich weiß. Wir werden es ihm in der Pause erzählen. Alles."
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...