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PoV. Michael

"Erinnert dich das hier nicht an etwas?", erkundigte ich mich grinsend bei dem Grünäugigen, während wir den kleinen Waldweg entlang liefen, um endlich dort anzukommen, wo Tiana uns hinbestellt hatte. Wir hatten dieses Wochenende gut geplant und waren uns eigentlich sehr sicher, dass unsere Eltern nicht herausbekommen würden, dass wir gar nicht bei mir Zuhause übernachteten, sondern im Wald herumstreiften. "An was?", kam es verwirrt von Manu, was mich entsetzt aufatmen ließ. "Naja, wir sind mal wieder mitten im Wald, mit vollbepackten Rücksäcken und der Hoffnung, dass es bald endlich vorbei sein wird. Klingelt's da?" Nach meiner ausführlichen Erklärung bemerkte Manu schließlich, was ich versuchte anzuspielen. Die verrückte Schatzsuche, die Nela uns zur Aufgabe gemacht hatte, lag noch nicht mal lange zurück, aber für uns wirkte es so, als wäre es Jahre her. Zu dieser Zeit gab es zwischen uns nur Streitereien und Hass, was sich glücklicherweise zum Besseren geändert hatte. Heute schienen wir wirklich Freunde zu sein und irgendwie fühlte es sich so an, als wäre das schon immer so gewesen, obwohl das wohl keineswegs so war.
"Hoffentlich gibt es aber dieses Mal nicht so viel Drama." Mein Blick fiel zu Boden und meine Miene verdunkelte sich, als Manus Worte zu mir durchgedrungen waren. Ich wusste ganz genau, dass uns möglicherweise noch sehr viel Drama bevorstand, wenn man daran dachte, dass immer noch nicht alle Dinge zwischen uns ausgesprochen worden waren. Und umso länger ich daran dachte, desto unwohler wurde mir. Am liebsten würde ich unsere Beobachtung auf dem Herbstfest sofort hinausschreien, damit mich das endlich nicht mehr so sehr belastete, aber tief im Herzen wusste ich, dass ich das nicht einfach tun konnte. Erstens hatte ich immer noch nicht mit Maurice über die ganze Sache geredet, da wir eher weniger redeten, wenn wir uns sahen und zweitens würde das alles zerstören, was wir aufgebaut hatten. Wenn Patricks Geheimnis herauskam, würden wir uns wieder so streiten wie am Anfang und genau das musste ich verhindern, obwohl ich Manu so für immer etwas verheimlichen musste.

"Okay, was ist los mit dir?", hakte Manu ernst nach und blieb abrupt stehen, weswegen ich auch innehielt und bemerkte, wie mein Atem sich verschnellerte. Jetzt musste ich Manu nicht nur etwas verheimlichen, ich musste ihn auch noch belügen. "Was meinst du?" "Komm schon, Micha. Ich sehe ganz genau, dass dich etwas bedrückt. Wir sind doch immer ehrlich zueinander, das waren wir immer, auch wenn es hart ist.", redete er weiter auf mich ein, während mein Herz vor Angst immer schneller zu schlagen schien. Er hatte doch Recht und das wusste ich genau. Wäre das alles vor ein paar Monaten geschehen, hätte ich es ihm einfach eiskalt ins Gesicht gesagt, aber jetzt war es nun einmal anders. Jetzt waren wir Freunde und ich hatte das Gefühl, dass ich jeden von uns vor jeder auch nur so kleinen Enttäuschung beschützen musste. Plötzlich hatte ich einfach etwas zu verlieren. "Ähm...weißt du, i-ich mache mir nur zu viele Gedanken. Es wird doch komisch werden, wenn wir Josh wirklich finden, nicht wahr?", versuchte ich ihn zu belügen, aber bemerkte sofort, dass er mir das nicht abkaufte. Manu schien mich einfach gut zu kennen, obwohl wir uns eigentlich erst seit ein paar Wochen verstanden, aber vielleicht lag das daran, dass wir uns viel zu ähnlich waren. "Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Da musst du dir schon eine bessere Lüge ausdenken, weißt du? Ich frage mich nur, seit wann du mir nicht mehr ins Gesicht sagen kannst, was du denkst. Das war doch-", redete Manu vor sich hin, weswegen ich ihn etwas übermütig unterbrach und das Erste sagte, was mir einfiel, damit ich nicht plötzlich anfing, von Patrick zu reden.

"Maurice und ich haben uns geküsst." Erstaunt blickte Manu mich an, weshalb ich am liebsten im Erdboden versinken wollte, doch leider konnte ich das nicht mit der Erde anstellen. Es war vielleicht nicht unbedingt die beste Idee gewesen, ein Geheimnis zu verraten, damit man kein anderes, noch viel schlimmeres, verriet. Außerdem wusste ich nicht so ganz, ob Maurice das gutheißen würde, dass ich ihm ohne zu fragen, davon erzählt hatte. Seufzend setzte ich mich wieder in Bewegung und bemerkte rasch, dass Manuel mir sofort hinterher kam. "Das muss dir nicht peinlich sein. Ich wusste sowieso, dass es noch passieren wird.", grinste Manu vor sich hin, was mich nur genervt mit den Augen rollen ließ, "Das heißt also, du magst ihn?" "Natürlich mag ich ihn!", kam es sofort von mir, so als wäre es das Leichteste der Welt und wahrscheinlich war es das eigentlich auch, "Du musst aber nicht fragen, wir haben es noch nicht genauer definiert." "Dann wird das wohl mal Zeit. Komm schon, so schwer ist das nicht." Leise seufzte ich und versuchte mich nicht mehr länger mit dem Thema zu befassen. Es ging hier nicht um Maurice und mich, sondern um Manu, dessen Schicksal wahrscheinlich um einiges komplizierter war. "Er will nicht darüber reden. Können wir also bitte das Thema wechseln?" Nachdenklich nickte er, weswegen ich nur hoffte, dass er sich nichts in den Kopf setzte, was er bereuen würde. Das war eine Sache zwischen Maurice und mir, um die ich mich noch kümmern würde, wenn ich das Gefühl hatte, dass er bereit war. Ich wollte einfach nicht, dass es so schnell enden würde, wie es gekommen war.

"Hey, ihr. Freut ihr euch schon auf unsere Reise?", ertönte Tianas nervige Stimme, als wir am Treffpunkt angekommen waren, weswegen ich nur mit den Augen rollte. Manuel ignorierte sie komplett und schien auch nicht in der Stimmung zu sein, etwas Nettes zu dem Mädchen zu sagen. "Tja, dann halt nicht." "Da kommt Patrick, ich bin gleich zurück.", erklärte Manu sich kurz und lief rasant in seine Richtung, was mich nur leise aufseufzen ließ. Es machte mich einfach verrückt, dass ich es ihm nicht sagen konnte. 
"Du sag' mal, hat die Eifersuchtsnummer eigentlich funktioniert? Ihr wart ja ganz plötzlich verschwunden.", kam es von Tiana, was dafür sorgte, dass ich ihr das erste Mal richtig zuhörte. Tief atmete ich einmal ein und wieder aus und versuchte zu ignorieren, wie sehr mich dieses Thema eigentlich nervte, besonders heute, aber ich hatte selber Schuld, dass Manu es jetzt auch noch wusste. "Was geht dich das an?" "Also ja. Na super, zwei nervige Paare auf einem Schlag für ein ganzes Wochenende. Bei euch ist es echt lustig." "Wir sind kein Paar!", kam es etwas lauter von mir, was sie nur verwirrt aufschauen ließ. Doch, als ihr Blick plötzlich hinter mich fiel und ihre Miene ernster wurde, biss ich mir angespannt auf meiner Unterlippe herum, weil ich genau wusste, wer gerade hinter mir stand. Nervös drehte ich mich um und erkannte schnell die gelb-grünen Augen von Maurice, die mich etwas zu gelassen für meinen Geschmack anfunkelten. Nach dem anstrengenden Gespräch mit Manu und Tianas nervigen Fragen, hatte mir das ja nur noch gefehlt.




"Ach, das meinte er nicht so.", versuchte Tiana wieder zu retten, was sie angefangen hatte, aber das schien es nur noch schlimmer zu machen. Mehr wunderte mich eher, dass sie überhaupt so etwas wie Schuldgefühle besaß. "Kein Problem.", waren die einzigen Worte, die über Maurice' Lippen kamen, bevor er seinen Blick von mir abwendete, was mich nur noch mehr verunsicherte. Entweder war er sauer auf mich oder es interessierte ihn wirklich nicht, wobei das Letztere wohl noch schlimmer sein würde. Aber um das herauszufinden, musste ich wohl oder übel mit ihm reden.


Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt