33.

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PoV. Maurice

"Und, machen wir heute mal wieder was zusammen? Wie wäre es mit einer großen Tüte Popcorn und einem richtig blöden Film über den wir uns lustig machen können?" Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich zu ihr um. "Zofia!", schrie ich genervt auf und sie fing an lauthals zu lachen. Kopfschüttelnd packte ich mein letztes Buch in den Spind und schloss ihn danach sofort. 

Erst jetzt dachte ich richtig darüber nach, was sie mich gefragt hatte und ja, ich hatte unglaubliche Lust darauf diesen Nachmittag mit meiner besten Freundin zu verbringen, aber da gab es einen Haken. Ich hatte schon eine Verabredung, die ich niemals absagen könnte. "Maurice, was sagst du?", hakte sie noch einmal nach, als sie sich wieder eingekriegt hatte. Stumm starrte ich die Schwarzhaarige an, dessen Augen vor Hoffnung stark funkelten und mal wieder musste ich ihr das nehmen und damit die Enttäuschung gewinnen lassen. "Ähh...ich würde nichts lieber tun, aber ich...kann heute nicht.", stammelte ich vor mich hin und schaute dabei überall hin, aber bloß nicht in ihre Augen. Lächelnd haute sie mir spielerisch auf den Arm, weshalb ich sie nun doch ansah. "Mauri...komm schon! Du hast immer montags Zeit, weil deine Mutter nur kurzen Dienst hat. Ich kenne dich doch.", lachte sie und dachte immer noch, dass das ein Spaß gewesen war. Ernst schaute ich auf und ließ mir schnell etwas einfallen, obwohl das keinen Sinn ergeben würde. "Ja...stimmt, aber wir wollen heute so einen blöden Familientag machen, okay?"
Skeptisch blickte sie mich kurz ein paar Sekunden an, in denen ich versuchte so ernst wie möglich zu blieben, bevor sie wieder anfing zu lachen. Verwirrt schaute ich ihr zu und fragte mich, ob sie mich überhaupt ernst nehmen konnte. Als sie meinen Blick erkannte, wurde sie schnell still. "Warte...du meinst das echt ernst?" Die Wut stieg in mir auf. Auch, wenn es gelogen war, verletzte es mich, dass sie uns das nicht zutraute. Trotzdem blieb ich ruhig und versuchte dieses Gespräch nur schnell zu beenden. "Natürlich, wir sehen uns dann morgen. Mein Bus kommt gleich.", verabschiedete ich mich und lief schnell nach draußen. Ohne mich nochmal umzudrehen. 

Ich wollte einfach nur fliehen. Fliehen vor der Fragerei und den Lügen. Langsam merkte ich, wie schwer die nächste Zeit werden würde. Bald würde ich nicht nur Zofia belügen müssen, sondern die ganze Schule und viel schlimmer noch, meine ganze Familie. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen wegen Zofia. Das konnte nicht so weitergehen.


(...)


"Wirklich alles gut, Maurice? Du warst so komisch heute.", las ich heimlich die Nachricht von Zofia, während Nela uns etwas über die Geschichte der Elemente erklärte. Wir hatten heute bemerkt, dass es nicht nur Praxis in unserem Training gab, sondern auch lange und langweilige Theorie. "Ihr könnt nichts kontrollieren, was ihr nicht richtig gut kennt.", meinte Nela streng, als wir uns darüber beklagt hatten. Eigentlich hatte ich keine Probleme mit dem Lernen, aber heute war das anders. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, da mir das mit Zofia nicht aus dem Kopf ging und ihre hunderten Nachrichten machten das nicht unbedingt besser. Ich suchte schon den ganzen Tag nach einer Lösung. Eine Lösung, bei der wir nicht lügen mussten, aber gleichzeitig eine, bei der wir nicht zugeben mussten, dass wir uns trafen. Aber irgendwie gab es diese nicht.

"Maurice? Sag mal, hörst du überhaupt zu?", erwischte Nela mich, weshalb ich sofort nach Vorne sah und erkannte, dass es gerade um mein Element ging. "Tut mir leid, ich war abgelenkt.", gab ich zu und blickte zu Micha, der mich sofort besorgt anschaute. "Was ist los?"
Still wurde ich von allen auffordernd angeschaut und versuchte sofort die richtigen Worte für mein Problem zu finden, da ich wusste, dass sie alle das gleiche Problem hatten. "Naja...ich musste heute viele Menschen anlügen, die mir wichtig sind, um hier sein zu können. Ich kann einfach nicht weiterlügen und immer jeden Abend hier sein, ohne Grund.", erklärte ich schüchtern und hoffte, dass Nela mir nicht den Kopf abreißen würde. "Du hast einen guten Grund hier zu sein. Du-...", fing Nela an zu meckern, aber sofort unterbrach ich sie. "Das ist aber kein Grund, den ich auch anderen erklären kann." Wieder wurde es still um uns, aber ich sah, wie die anderen mir zustimmten, indem sie alle leicht nickten.

"Wie wäre es denn, wenn ihr euch nicht einfach auch in der Schule als 'Freunde' bezeichnet.", schlug Nela vor, was wir alle gleichzeitig sofort verneinten. Auch dann müsste ich so viel erklären, was ich einfach nicht konnte. Zofia hatte sich zwar entschuldigt, aber trotzdem verschwinden die Vorurteile nicht so leicht und ich hatte einfach keine Ahnung, wie ich ihr das erklären sollte. Niemand würde uns Vieren einfach so glauben, dass wir plötzlich Freunde geworden waren. 
"Und wie wäre es einfach, wenn wir besser planen und nur zwei Tage die Woche herkommen würden, statt gleich fünf. Ich gebe Maurice Recht. Wir alle haben ein Privatleben und wir können nicht jeden gleichzeitig anlügen. Das Wochenende reicht dafür einfach nicht.", gab mir Michael, nach einem weiteren Moment der Still, Recht. Sofort seufzte Nela laut. "Jungs, das hier ist wirklich ernst und ich hoffe das versteht ihr, aber ich verstehe euch auch. Wenn ihr das so wollt, soll es so sein, aber euch soll klar sein, dass das Ganze dann noch mehr Monate dauern wird." Überrascht blickte ich auf. Ich hatte nicht gedacht, dass sie auf Michas wirklich guten Vorschlag so reagieren würde. Eigentlich kam es uns immer so vor, als würde sie sich nicht um uns scheren, sondern nur um ihren Bruder. "Das würde ich in Kauf nehmen.", antwortete Manu schnell darauf. Wir waren uns alle einig und stimmten dem zu.

"Nehmen wir fürs Erste doch noch drei Tage die Woche, zum Beispiel Montag, Dienstag und Mittwoch.", schlug Patrick darauf nochmal vor, um unsere Zeit hier doch noch ein wenig zu verkürzen. "...oder Montag, Mittwoch und Freitag.", fügte Manu dem hinzu und ich war mir sicher, dass er das tat, um zu provozieren. Der Streit zwischen den Beiden war das Nächste, um das ich mich kümmern würde. Irgendjemand musste das ja klären, weil sie das im Moment niemals selbst hinbekommen würden. "Ist das nicht egal, Manu?", antwortete er genervt. "Können wir Manus Variante nehmen? Es wäre für mich nur leichter wegen meiner Mutter.", entschied ich das schnell für uns, damit sie nicht noch weiter diskutieren konnten und ich hoffte nur, dass Micha das auch so sah. "Okay, bin dafür.", meinte dieser schnell. Dankend blickte ich zu ihm.
"Gut, wenn das geklärt ist, können wir dann ja weitermachen!" Sofort fuhr Nela also fort und ich freute mich einfach nur, dass es geklappt hatte und vielleicht nun besser werden würde. "Micha und ich werden euch hiernach dann erzählen, was wir herausgefunden haben...", flüsterte Manu mir schnell zu, weshalb ich nur leicht nickte.


Kurz fiel mein Blick auf Micha, der genau in diesem Moment auch zu mir gesehen hatte. Blitzschnell löste er seinen Blick von mir und Verwirrung breitete sich in mir aus. Irgendwie war er schon den ganzen Tag komisch gewesen und da meine Probleme nun so gut wie gelöst waren, bemerkte ich jetzt erst, was für riesige Augenringe Michael eigentlich hatte. Was war bloß mit ihm los?

Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt