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PoV. Michael

Völlig unmotiviert zog ich rasch die Haustür hinter mir zu und schloss sie gleich danach mit einer leichten Handbewegung ab, bevor ich mich seufzend auf die Treppen kurz vor meiner Tür setzte und mich dabei gelangweilt in der Gegend umsah. Genervt winkelte ich sofort meine Ellenbogen auf meinen Knien an, bevor ich meinen Kopf schnell auf meinen Händen ablegte und langsam meine müden Augen schloss, während meine Umgebung ganz langsam verschwamm. Zu dieser frühen Uhrzeit das Haus zu verlassen, war einfach nur reinste Folter, besonders wenn man bedachte, dass es erst so geklungen hatte, als könnten wir wegen diesem blöden Biologie-Projekt endlich ein wenig länger schlafen. Aber nach diesen ganzen verrückten Geschehnissen veränderte sich plötzlich so gut wie alles für uns, obwohl ich immer noch nicht verstand, wozu ich heute mitkommen sollte. Schließlich war ich der einzige, der nichts anderes zu dem ganzen beitragen konnte als seine reine Anwesenheit. 
Und das schlimmste an all dem war auch noch, dass ich nach gestern wieder auf Manuel und Patrick treffen musste, die meine eigentlich so entspannte Party völlig ruiniert hatten. Ich hatte alles unter Kontrolle gehabt und hätte Manuel nichts getan, aber leider musste Patrick sich plötzlich einmischen, obwohl er vorher so etwas nie getan hätte. Und ganz ehrlich wollte ich mir echt nicht die Mühe geben, das zu verstehen, dazu war ich auch noch viel zu müde. Am liebsten würde ich einfach Zuhause bleiben und sie ihrem Glück überlassen, aber ich wusste, dass ich das Maurice nicht antun konnte. So saß ich hier also, übermüdet und völlig gereizt, auf den eiskalten Treppenstufen.

Müde schaute ich leicht auf, als ein silbernes Auto genau vor meinen Füßen zum Stehen kam und ich sofort meine besten Freunde erkennen konnte, die darauf warteten, dass ich endlich ins Auto steigen würde. "Na, willst du etwa mitfahren, Michi?", hakte Matheo belustigt nach und machte eine nervige Grimasse, während er rasch mit einen Knopfdruck die Hintertüren des Autos aufschloss. "Bitte, halt einfach deine Fresse.", entgegnete ich ihm kopfschüttelnd und stieg langsam in das kleine Auto ein, bevor ich mich schnell anschnallte und meinen Kopf an die Fensterscheibe lehnte. "Da hat wohl jemand einen gewaltigen Kater." Leise seufzte ich nur und entschied mich dazu, Toms dummen Kommentar einfach zu ignorieren, während das Auto sich langsam bewegte und ich wieder meine Augen schloss. Es war schon manchmal echt lustig, wie wir uns alle gegenseitig ausnutzten und genau wussten, dass wir eigentlich keine wahren Freunde waren. Jeder von uns wusste, dass wir nicht zueinander stehen würden, wenn es hart auf hart käme, aber trotzdem war es wichtig, zusammen zu bleiben. Schließlich waren wir die Clique in der Schule, die alle am meisten fürchteten und wenn man nun einmal einen Ruf aufgebaut hatte, sollte man diesen nicht wieder verlieren, auch wenn das meiste fake war. Trotz allem kannten wir uns alle gut genug, um zu wissen, wann man am besten nicht den Bogen überspannte. Matheo, wie auch Tom, wusste nämlich, wie wütend ich werden konnte und was das für sie bedeuten würde. Und genau das war das einzige, was ich daran so sehr mochte. Erleichtert atmete ich aus, als das Auto endlich zum Stehen kam und ich die beiden wieder verlassen konnte. Trotz meiner Erleichterung erkannte ich von Weitem aber schon das nächste Übel, was mich genervt mit den Zähnen knirschen ließ. Aber auch wenn mir hier gerade alle Beteiligten auf den Keks gingen, wusste ich, dass ich den makellosen Ruf unserer wunderbaren Clique nicht zerstören durfte. Und das passierte nun einmal, wenn ich vor bestimmten Menschen wie Manuel oder Patrick nicht eine heile Welt vorspielen würde.

Nur weil etwas nicht so war, wie es schien, hieß es nicht, dass man es nicht weiter so aussehen lassen konnte.

"Weißt du, ich frage mich echt immer noch, woher du deinen Führerschein eigentlich hast, obwohl du ja leider alt genug bist.", provozierte ich ihn belustigt, nachdem ich aus dem Auto ausgestiegen war und mich nun gegen das kleine Auto lehnte. "Er hat ihn gekauft, was sonst? Er wäre doch einfach viel zu dumm für einen echten, das beweist doch schon die Schule, wenn man zwei Mal sitzen bleibt." Leise lachte ich nur, obwohl der Witz wohl kein bisschen lustig war. Trotzdem spürte ich die Blicke meiner Projektgruppe im Rücken und würde das hier keinesfalls zerstören. "Warum bin ich eigentlich mit euch befreundet?", hakte der Ältere nochmals nach, bevor er gespielt beleidigt die Fensterscheibe hochfuhr, sodass ich sie nicht mehr hören konnte. Kurz winkte ich den beiden noch einmal überfreundlich, bevor ich mich zu meiner Projektgruppe begab, die mich nur skeptisch beobachtete.
"Da bist du ja endlich. Alles klar?", erkundigte sich Manuel bei mir, so als wäre gerade etwas völlig Ungewöhnliches geschehen. Genervt drehte ich mich nur zu ihm hin und schenkte ihm mein altbekanntes provokantes Lächeln. "Immer doch.", entgegnete ich ihm also noch, bevor sein scheinheiliges Lachen ertönte, "Gibt es irgendein Problem, Freak?" Augenrollend drehte er sich wieder von mir weg und schien nicht in der Stimmung zu sein, einen Streit zu beginnen, besonders nicht am frühen Morgen. "Nein, alles super." "Was ist hier los, Micha?", hakte Maurice sofort nach, als Manuel und Patrick einfach ohne ein weiteres Wort losgegangen waren und uns eiskalt stehen lassen haben. Seufzend schaute ich ihnen nur hinterher und ließ meine Hände wütend zu Fäusten werden, bevor ich einfach so tat, als wäre alles in bester Ordnung. "Nichts, Maurice. Er hat wohl einfach nur wieder Stimmungsschwankungen." Kurz war es still um uns geworden, weswegen ich einfach nur hoffte, dass das Thema endlich beendet war. Rasch setzte ich mich also wieder in Bewegung und wollte die beiden langsam einholen, doch als Maurice mir dennoch antwortete, hielt ich sofort inne. "Ich mag es nicht, wenn du so bist." 

Überrascht drehte ich mich wieder zu dem Blondschopf um, der mich nur skeptisch beäugte, während ich mich fragte, seit wann er so selbstbewusst sein konnte und das besonders gegenüber mir. Stillschweigend versuchte ich Maurice mit meinem stechenden Blick zu verunsichern, aber sein starrer Blick blieb, was mir langsam weiche Knie bereitete. Innerlich verstand ich einfach nicht, warum mich seine Worte so beeinflussten, obwohl es mir sonst so verdammt egal war, was andere über mich dachten. Und genau dieser Gedanke brachte mich dazu, ihn von mir wegzustoßen und mir das keinesfalls gefallen zu lassen. "Zum Glück ist das aber nicht dein Problem." Leise seufzte der Blondhaarige nur, bevor er seinen Blick von mir abwendete und einfach wortlos an mir vorbeiging. Sofort folgte ich ihm daraufhin, während ich meine Hände rasch in die Hosentaschen steckte und mich nebenbei selbst dafür verfluchte, dass ich die einzige Person, die noch nicht sauer auf mich gewesen war, nun wahrscheinlich auch verärgert hatte.


(...)


Nach einer ganzen Weile standen wir vier am Ende doch vereint vor Nelas alten Holztür, während ich förmlich spüren konnte, wie aufgeregt alle waren. Nur ich ganz allein, der einzige, der immer noch nichts besonderes konnte, stand genervt daneben und seufzte einmal laut. "Na dann los.", hauchte Patrick leise, doch laut genug, dass es jeder verstanden hatte, weshalb ich mich sofort in Bewegung setzte.
"Wartet! Habt ihr sie eigentlich noch einmal benutzt?", erkundigte sich Maurice bei uns, was mich leicht grinsend inne halten ließ. Damit hatte der Blondschopf wohl genau ins Schwarze getroffen und ich würde es mir keinesfalls entgehen lassen, ihn eiskalt zu verpetzen. Zuerst schüttelte Manu aber selbstverständlich sofort mit dem Kopf und verneinte Maurice' passende Frage. Der Braunhaarige hasste diese Kräfte ja schließlich mehr als sich selbst. Gleich danach fiel mein Blick aber wieder auf Patrick, der nur stillschweigend auf seiner Unterlippe herumkaute. "Also Patrick schon." "Könntest du bitte aufhören, so ein Drama daraus zu machen?", hakte er sofort bei mir nach, als er mein provokantes Lächeln bemerkt hatte. Genervt schnaubte ich nur und konnte nicht fassen, dass er jetzt indirekt sagte, ich würde übertreiben. Ich war nicht derjenige gewesen, der vor der ganzen Fußballmannschaft seine Kräfte genutzt hatte, um einen verrückten Jungen zu retten. "Was ist denn hier los? Kann mich jemand bitte mal aufklären?", mischte sich Maurice wieder ein, während Nela sich uns langsam näherte und das Geschehen beobachtete. "Michael musste gestern einfach wieder allen zeigen, wie toll er doch ist!", kam es genervt von Manu, was mich nur hektisch mit dem Kopf schütteln ließ. "Kommt schon, er hat doch recht! Es ist dann halt nur meine Schuld! Micha ist mit seinen Freunden auf Manu losgegangen und ich hatte Angst, dass jemand die Kontrolle verlieren würde, also habe ich mit meinen Kräften einen Tisch umgeworfen. So habe ich dann seine Getränke zerstört und damit seine tolle Party.", erklärte Patrick seine Sicht der Dinge, was mich nur wütender werden ließ.

Es war von Anfang an egal gewesen, was ich zu der Sache zu sagen hatte und es würde auch keinesfalls etwas bringen, mich jetzt zu erklären. Gleich spürte ich nämlich den enttäuschten Blick von Maurice auf mir und zugleich auch die beleidigten Blicke der anderen. Ich konnte einfach nicht fassen, wie mich jeder gleich verurteilte, ohne die ganze Geschichte zu kennen und wahrscheinlich hatte ich daran selber Schuld. Mein toller Ruf in der Schule war nämlich zu gleich Himmel, wie auch Hölle und sorgte dafür, dass jeder das gleiche von mir dachte. Und obwohl es mich sonst nie interessierte, was andere von mir dachten, traf mich das ganze einfach so sehr, dass ich meine Wut kaum bändigen konnte. Sofort ballten sich meine Hände zu Fäusten, während meine Atmung plötzlich schneller wurde und ich das Gefühl hatte, als würden meine Aggressionen mich endlich übernehmen. Gerade als ich dachte, ich würde Patrick jetzt einfach eine reinhauen, fing die Erde unter mir an, zu beben und es wirkte so, als wäre hier, mitten im West-Wald, zum ersten Mal ein verdammtes Erdbeben. "Micha, hör sofort damit auf!"




Vorsichtig stoppte ich plötzlich das kleine Erdbeben, ohne auch nur zu wissen, wie ich das gemacht hatte, während meine Atmung wieder langsamer wurde und ich mich nur verwirrt umsah, bis mein Blick überfordert auf meinen Händen stehen blieb.
Ich konnte es wirklich.



Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt