PoV. Manuel
Seufzend hing mein Blick am Boden fest, während ich nur im Augenwinkel erkennen konnte, wie Maurice' Bein durchgehend immer wieder unruhig hoch und runter wippte. Schon seit mindestens zwanzig Minuten saßen wir stillschweigend auf der kleinen Bank am großen Platz, die in unserer Welt eigentlich schon so sehr beschmiert worden war, sodass man sich so fühlte, als würde man sich die Pest holen, wenn man sie auch nur kurz berührte. Aber hier strahlte sie vor Sauberkeit und war sogar mit kleinen Blumen geschmückt, was ich trotz allem zurzeit kaum genießen konnte. Maurice drehte nämlich völlig durch, weil seine Mutter in dieser Welt einen anderen Mann geheiratet hatte und nicht mehr mit seinem Vater zusammen war, wie es eigentlich sein sollte. Auch, wenn es nur eine Vermutung war, dass seine Mutter auch in unserer Welt ein solches Spiel spielte, konnte Maurice an nichts anderes mehr denken und sprach kein Wort mit mir. Vielleicht lag das auch daran, dass ich mich nicht um ihn kümmerte und ihm nicht einmal versprach, dass alles wieder gut werden würde, so wie es eigentlich meine Pflicht wäre als einer seiner engsten Freunde. Aber egal wie sehr ich für ihn da sein wollte, ich konnte einfach nicht. Und das schlimmste an allem war, dass ich tief in mir eigentlich verstehen konnte, warum sie es mir verschwiegen hatten und ich nicht einmal sauer auf ihn war, kein bisschen, obwohl ich es wohl sein sollte. Obwohl es mein gutes Recht war, sich hintergangen zu fühlen. Wahrscheinlich sollte ich einfach Josh darum bitten, mir meine Kräfte zu nehmen, um mich dann von ihnen bis in die Ewigkeit fernhalten zu können, aber das wollte ich keinesfalls. Ich wollte ihnen verzeihen und ihnen wieder vertrauen, so wie ich es die letzten Tage getan hatte. Und höchstwahrscheinlich wollte ich sogar alles vergessen und wieder da weitermachen, wo wir aufgehört hatten, aber nicht weil ich das ganze auf die leichte Schulter nahm, sondern nur damit ich diesen Schmerz nicht mehr spüren musste, jedes verdammte Mal, wenn ich Patricks Stimme hörte und seinen brennenden Blick auf mir spürte. Aber am allerliebsten wollte ich vergessen, dass er gesagt hatte, er würde mich lieben, nur damit er es zum ersten Mal in einem Moment sagen konnte, in dem ich ihm das endlich glauben würde. In einem Moment, in dem nicht alles zum Scheitern verurteilt wäre. In einem Moment, in dem ich seine Worte guten Gewissens erwidern könnte.
Besorgt fiel mein Blick wieder auf Maurice, als dieser gestresst seinen Kopf in die Hände stemmte und nur noch zu Boden schauen konnte. Das hier war ein Moment, in dem er mich brauchte, wahrscheinlich so wie nie zuvor und ich saß nur da und dachte darüber nach, was er alles falsch gemacht hatte. Ich sollte ihn nicht nur so behandeln, weil ich meine Prinzipien nicht verletzen wollte. Schließlich war ich nicht mal wirklich sauer auf ihn und zögerte das alles nur wegen egoistischen Gründen heraus, die ich nicht einmal richtig erklären konnte. "Geht es dir gut?", brachte ich die einzigen vier Worte heraus, die mir so im Kopf herumschwirrten, nachdem ich ganze fünf Minuten darüber nachgedacht hatte, es doch zu lassen. Maurice drehte seinen Kopf sofort in meine Richtung und schien überrascht darüber zu sein, dass ich meine Stimme erhoben hatte. "Naja, meine Eltern sind vielleicht gar nicht mehr wirklich zusammen und wir hassen uns fast alle gegenseitig. Wie soll es mir da gut gehen?", erklärte er gekränkt, bevor er kurz seufzte und seinen Blick von mir löste. "Ich hasse euch nicht." "Wie auch immer." Seufzend rutschte ich ein Stück näher und nahm mir endlich vor, ihm zu sagen, was ich dachte. Eigentlich waren da so viele Fragen, die ich ihm stellen wollte, um endlich besser zu verstehen, was er sich dabei gedacht hatte. Ich wollte einfach nur verstehen, warum er nicht mit mir darüber geredet hatte, damit wir in Ruhe eine Lösung suchen konnten, die nicht alles zerstörte. Vielleicht lag das aber daran, dass man mir nicht zutraute, ruhig zu bleiben und nicht gleich wie eine Bombe hochzugehen. "Ich weiß echt nicht, was du dir da ausmalst, aber ich hasse euch nicht, besonders dich nicht! Das alles ist nur nicht leicht für mich. Ich habe das Gefühl, ich sollte nie wieder mit euch reden, aber ich will das gar nicht." "Ich weiß doch, dass das nicht leicht für dich ist! Ich bin dein bester Freund, Manu! Ich will dir einfach irgendwie helfen, aber du drückst mich nur von dir weg, was ich auch verstehen kann, aber wir wollten dir nie wehtun. Wir wussten nur nicht, was wir machen sollten."
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...