PoV. Michael
"Ich kann heute nicht kommen. Meine Mutter will, dass ich auf meine Geschwister aufpasse. Tut mir echt leid, Leute!", stand in der Nachricht von Maurice, die mich geschockt die Augen aufreißen ließ. Heute war endlich Samstag und wir alle hatten uns vorgenommen nach Josh zu suchen und wie das Schicksal es wollte, würde ich da nun ohne Maurice durchmüssen. Obwohl wir uns bei der Schatzsuche besser verstanden haben, hatte ich immer noch ein mulmiges Gefühl dabei, mit Patrick und Manuel alleine sein zu müssen, nach dem was alles passiert war.
"Das ist echt nicht gut! Ich habe nämlich Hausarrest wegen einem dummen Streit mit meinen Eltern. Ihr beide werdet das aber schon schaffen...", schrieb Patrick dazu. Jetzt war es wirklich schrecklich geworden. Ich konnte keineswegs einen ganzen Tag alleine mit Manuel verbringen, obwohl es dringend nötig wäre nach Josh zu suchen. Erstens aber würde das ein absoluter Albtraum für uns beide werden und zweitens hatte ich immer noch große Angst davor das Versprechen zu brechen, das ich Maurice gegeben hatte. Gestern war ich schon wieder kurz davor gewesen ihn anzubrüllen, als wir Training bei Nela hatten. Wir sollten zusammen eine kleine Aufgabe erledigen. Theoretisch war es ganz leicht, da wir Nela nur ein rotes Tuch abnehmen sollten, aber praktisch wurde die Sache schwerer, als wir bemerkten, dass sie das Tuch mit ihrem Leben beschützen würde. Bei jedem kläglichen Versuch hatte Manu mir dafür die Schuld gegeben, weshalb ich richtig sauer wurde. Trotzdem hatte ich nichts getan, weil ich wusste, was ich aufs Spiel setzte.
Als wir Nela aber unsere Armbänder gezeigt hatten, bekamen wir wenigstens genug Anerkennung von ihr dafür. Sie dachte wirklich, wir würden das niemals hinbekommen und ich liebte es Menschen vom Gegenteil überzeugen zu können. Sie erklärte uns außerdem, dass die Armbänder ein Geschenk für unseren Fortschritt wären. Außerdem sollten wir sie auch irgendwann gebrauchen können, was ich aber jetzt noch nicht verstand. Niemand von uns hatte eine Ahnung, was sie damit meinen könnte."Wir können es auch verlegen.", schrieb Manuel in die Gruppe und ich hoffte inständig, dass Patrick und Maurice das akzeptieren würden. Ich wusste nämlich auch, dass Manu da genauso wenig Lust drauf hatte wie ich. Patrick aber, wollte unbedingt, dass wir anfingen. "Vergesst das schnell, irgendwann müssen wir anfangen und die Zeit wird knapp." "Außerdem könnt ihr mal lernen miteinander umzugehen!", fügte Maurice dem Chat noch hinzu. Enttäuscht senkte ich den Kopf und wusste, dass ich da nun durch musste. Nach einer langen Diskussion in unserer WhatsApp-Gruppe hatten Maurice und Patrick uns also letztendlich überredet.
(...)
Angespannt lief ich auf Manuel zu, der seelenruhig am Brunnen wartete, der mitten auf dem Markt von Winsen stand. Wir hatten beschlossen uns sofort am Mittelpunkt von Winsen zu treffen, um gleich alle Möglichkeiten für einen Start unserer Suche durchgehen zu können. "Ich muss jetzt schon kotzen.", sprach ich gleich, als ich mich zu ihm gesellte. Ich wusste, dass ich heute nicht zu gemein werden sollte, aber das hier war ein normales Gespräch zwischen uns. Das heißt, ich durfte es auch nicht zu offensichtlich machen, dass Maurice mit mir gesprochen hatte und außerdem war dieser auch gerade nicht hier. "Gleichfalls.", kam es desinteressiert von Manu, der bis jetzt noch kein Mal zu mir aufgesehen hatte. Augenrollend bewegte ich mich einfach von ihm weg, um sofort zum Rathaus zu gehen. Wenn wir eine Suche starten wollten, brauchten wir mehr Informationen über ihn und das Rathaus schien die einzige Möglichkeit zu sein.
Nach ein paar Sekunden kam Manu mir sofort hinterhergerannt. "Hey, warte! Wo gehst du bitte hin?", fragte er sichtlich genervt darüber, dass ich einfach losgegangen war. "Zum Rathaus, wir brauchen spontan ein paar Infos." Verwirrt hielt Manuel mich fest, sodass ich zum Stehen kam. "Wir kennen doch nur seinen Namen. Was willst du da denn fragen?", warf er vorwurfsvoll ein. "Das sehen wir spontan, Manuel." Genervt stöhnte er auf. "Na ganz toll.", kam es dann nur ungläubig von ihm.
Sofort ging ich weiter und merkte wie Manu mir kopfschüttelnd folgte. Trotzdem machte er keine Anstalten noch etwas sagen zu wollen, obwohl man sah, dass er mit meiner blühenden Spontanität nicht zufrieden war. "Na? Mal wieder beleidigt, weil du keine Kontrolle mehr über alles hast?", grinste ich provokant. Manus Gesichtsausdruck verfinsterte sich rasant, weshalb ich jetzt erst bemerkte, dass ich seinen wunden Punkt getroffen hatte. Wütend lief er vor und blieb dann genau vor dem Rathaus stehen. "Manuel, es tut mir leid, okay? Das war nicht so gemeint.", entschuldigte ich mich bei ihm, als ich auch dort angekommen war. Der Tag schien wirklich nicht besser zu werden und dazu war ich wieder kurz davor, mein Versprechen zu brechen. "Ach...kein Problem! Du hast ja Recht, wir lösen das einfach ganz spontan!", meinte er übermütig und ich konnte erkennen, dass er gerade anfing durchzudrehen.Plötzlich lief er los und betrat das Rathaus, ohne mich nochmal anzusehen. "Manu, hey!", rief ich ihm hinterher, bevor ich das Gebäude kurzerhand auch betrat. Sofort erblickte ich ihn schon in der Warteschlange, weswegen ich mich schnell zu ihm stellte. Überfordert blickte ich ihn an und versuchte Manus altes Ich zu finden, das jetzt sicher ausgerastet wäre, aber aus irgendeinem Grund stand er breitgrinsend da und wartete darauf endlich dranzukommen. Ich hatte eigentlich selbst keine Ahnung gehabt, wie wir hier irgendwelche Infos herausbekommen sollten und jetzt wollte er das wirklich ganz spontan klären.
"Was kann ich für Sie tun?", fragte die schwarzhaarige Frau an der Rezeption und wartete darauf, dass jemand etwas sagte. Überfordert blickte ich in ihr freundliches Gesicht und wusste nicht, was ich machen sollte. Doch plötzlich hörte ich ein leises Wimmern und drehte mich zu Manu um, der gerade fast anfing zu weinen. "Sie müssen mir helfen! Wissen Sie, mein Papa ist gar nicht mein Vater!", rief er theatralisch und weinte dabei lauter. Ich verstand einfach nicht, was er vorhatte. Die liebe Frau schaute den Braunhaarigen geschockt an, der jetzt so aussah als könnte er nicht mehr sprechen. In diesem Moment checkte ich, dass das Manuels Plan war. Er wollte so versuchen irgendwelche Infos hier herauszubekommen. Grinsend überlegte ich, wie ich das Schauspiel fortsetzten könnte. "Ich bitte Sie! Mein bester Freund hier wurde sein ganzes Leben belogen...er muss einfach seinen echten Vater kennenlernen!"Sofort fing Manu an lauter zu weinen und die Frau an der Rezeption gab ihm schweigend ein Taschentuch. "Danke...ich weiß nur einfach nicht, wie es weitergehen soll ohne einen Vater.", erklärte er weiter und man konnte spüren, wie sie immer unruhiger wurde. "Carl hier, weiß nur, dass sein echter Vater Josh heißt und hier ungefähr vor 16 Jahren weggezogen ist...", spannte ich das Ganze weiter, um endlich das zu bekommen, was wir brauchten. "Bitte! Sie müssen nachsehen...hier muss doch etwas sein!" Widerwillig blickte sie zwischen uns hin und her. "Ich schaue nach, aber hör bitte auf zu weinen und setzt euch dahinten auf die Stühle!", meinte sie dann bestimmend und lief schnell weg, um wohl im Archiv nachzusehen. Schnell taten wir, was sie gesagt hatte und setzen uns leise lachend hin. "Bist du verrückt, Manu?", fragte ich lächelnd und schaute zu ihm. "Mein Name ist Carl!", lachte er und wischte sich noch die letzten Tränen aus dem Gesicht. "Das war wirklich cool, Carl!"
Nach einer halben Ewigkeit, kam die schwarzhaarige Dame vorsichtig auf uns zu. "Okay, hört zu. Zu dieser Zeit haben nur vier Joshs hier gelebt, die nun nicht mehr hier wohnen. Hier drinnen sind Kopien von ein paar Daten. Ein sind nicht sonderlich viele, aber mehr darf ich ohne Zustimmung nicht herausgeben.", erklärte sie uns und überreichte mir die dünne Mappe, "Und nun verschwindet, sonst werde ich noch gefeuert! Viel Glück, Carl..." Nachdem Manu sich bedankte, verließen wir schnell das Gebäude. Sofort brachen wir in lautem Gelächter aus und konnten uns kaum noch halten. "So etwas hätte ich echt nicht von dir erwartet!", presste ich zwischen unserem lauten Gelächter heraus. "Du kennst mich ja auch kaum.", entgegnete er mir nachdenklich.
Gleich hörten wir auch wieder auf zu lachen und begaben uns zurück zu dem Brunnen. Er hatte leider Recht, ich kannte ihn wirklich kaum, aber trotzdem war ich immer so gemein zu ihm gewesen.
DU LIEST GERADE
Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...