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PoV. Patrick

Still schweigend betrachtete ich das warme Feuer, das hier draußen gerade das einzige anhaltende Geräusch verursachte, während ich darauf wartete, dass irgendjemand das Gespräch begann, auf welches wir alle warteten. Maurice und Michael hatten sich einfach wortlos zu uns gesetzt und seitdem schwiegen wir vor uns hin, obwohl wir alle genau wussten, dass wir miteinander reden mussten. Manu hatte mir gepredigt, dass ich mich auf jeden Fall entschuldigen sollte, aber eigentlich tat mir nicht wirklich etwas leid. Michael war derjenige, der sich die letzten Tage absolut ungewöhnlich verhielt und ich war mir sicher, dass er mir, vielleicht sogar uns, eine ausführliche Erklärung schuldig war.
"Ich finde, wir sollten diese Atmosphäre zwischen uns nicht einfach ignorieren. Da sind wir doch eigentlich raus, nicht wahr?", fing Maurice vorsichtig das Gespräch an, was mich nur genervt mit dem Kopf schütteln ließ. Wir waren auf keinen Fall dort herausgewachsen, da niemand etwas zu Michas Verhalten gesagt hatte und es immer weiter ignoriert worden war. "Okay, also, was ist heute in dich gefahren?", erkundigte Michael sich provokant bei mir, weswegen ich rasch den starren Blick von dem Feuer löste und ihn wütend beäugte. "Was ist denn in dich gefahren?" "Wovon redest du bitte?", hakte er überrascht nach, weshalb ich kurz verächtlich lachen musste und mich langsam aufsetzte, sodass Manuel ein Stück von mir wegrückte. "Wir beide sind die einzigen, die schon von Anfang an befreundet waren, aber die letzte Zeit wirkt es einfach so, als hättest du ein Problem mit mir! Oder eher, mit meiner Beziehung zu Manu. Bist du etwa immer noch homophob?" Mit weit aufgerissenen Augen blickte er mich ungläubig an, was dafür sorgte, dass ich widerwillig den Blick von ihm löste. "Wie bitte? Ich bin ganz bestimmt nicht homophob!", versicherte er mir mit lauter Stimme, was mich für einen Moment zusammenzucken ließ. "Komm schon, Pat. Er ist nicht homophob!", versuchte Manu mir zu erklären und legte mir währenddessen eine Hand auf die Schulter, die ich aber nur frustriert abschüttelte. Ich konnte einfach nicht mehr hören, wie Manu ihn verteidigte, obwohl wir alle wussten, wie Michael ihn in der Anfangszeit behandelt hatte. 

"Woher willst du das überhaupt wissen? Er hat dich vor uns geoutet und dich jahrelang beleidigt, Manu!", erinnerte ich ihn wieder an den Michael von früher, der keine Scheu davor hatte, jemanden zu verprügeln. "Ich glaube, du sieht in mir gerade eher noch das alte Ich! Ich bin nicht mehr so und das weißt du doch eigentlich genau, Patrick." Genervt stöhnte ich auf und versuchte meine Wut zu bändigen, indem ich meine Hände zu Fäusten ballte. "Dann sag' mir einfach, was dein verdammtes Problem ist!", forderte ich ihn wutentbrannt auf und wollte endlich wissen, wo diese vorwurfsvollen Blicke, das schnelle Ausweichen von Fragen und dieses ständige Nachdenken, bevor er überhaupt etwas sagte, herkam. "Ich habe kein Problem!" Angestrengt rieb ich mir kurz über die Augen und merkte, wie viel Kraft mir dieses Gespräch kostete, die ich einfach nicht hatte, nachdem ich mich schon mit meiner Mutter streiten musste und sichtlich verloren hatte. Ich hielt das ganze hier nicht mehr aus, aber wusste, dass ich nicht einfach weitermachen konnte, wenn ich nicht erfahren würde, was hier zwischen uns stand. Und sollte ich nicht völlig konzentriert sein, weil wir gerade auf der wichtigsten Mission waren, seitdem wir unsere Kräfte gefunden hatten? 

Nachdenklich schaute ich durch die Gegend, bis mein Blick auf Maurice stehen blieb, der nervös auf seiner Unterlippe herumkaute und auch so wirkte, als hätte er etwas zu verbergen. Mit einem Mal fiel mir plötzlich auf, wie viel Zeit Michael und Maurice gerade zusammen verbrachten, wahrscheinlich so viel Zeit wie noch nie zuvor und das deutete stark auf ein gemeinsames Geheimnis hin, das sie verborgen. Michael hatte es ihm definitiv erzählt und möglicherweise wäre es bei Maurice viel leichter, an Antworten zu kommen. "Ach ja? Gut, dann halt nicht. Maurice kann ja gerne auch mal etwas dazu sagen! Ich sehe genau, dass du was zu sagen hast, also mach' deinen Mund auf!", forderte ich ihn ziemlich schroff auf, weswegen man sofort erkennen konnte, wie er sich verspannte. Doch Michael schien es ganz gewaltig gegen den Strich zu gehen, wie ich ihn gerade mit in diesen Streit zog. "Rede so nicht mit ihm! Hast du das verstanden?!", kam es wütend von Michael und ich hörte sofort seinen drohenden Ton heraus, den ich schon lange nicht mehr gehört hatte. Es war so, als würde er mir drohen, mich zu verprügeln, wenn ich den Blondschopf nur noch einmal ansah. Innerlich fragte ich mich nur, seit wann Michas Beschützerinstinkt bei Maurice so sehr ausgeprägt war. Trotz allem war mir klar, dass Michael am einfachsten mit der Sprache herauskam, wenn er wütend war und sich nicht mehr kontrollieren konnte und das hier war dafür eine verdammt gute Chance. "Was sonst, hm? Dann verprügelst du mich, wie du es mit Maurice erst vor nicht allzu langer Zeit machen wolltest?" Leicht musste ich schmunzeln, als er empört nach Luft schnappte und ich seine Grenze langsam überschritten hatte.

"Weißt du was? Du hast Recht, Patrick. Wir haben etwas zu sagen, obwohl alles zerbrechen wird, wenn ich mit der Sprache rausrücke! Aber wahrscheinlich tut es das schon längst!", fing er geheimnisvoll an, weswegen ich interessiert eine Augenbraue in die Höhe zog und er sich ganz plötzlich an Manu wand, "Er hat sich nicht für dich entschieden, okay? Wir haben ihn auf dem Herbstfest gesehen. Er wollte zu Alessa und ist dann nur zu dir gegangen, weil sie jetzt etwas mit Sebastian hat! Es ist alles eine Lüge!" Erschrocken schlug mir mein Herz aus der Brust, während mein Atem sich so sehr verschnellerte, dass ich Angst hatte, ich könne sterben. Sofort fiel mein Blick auf Manu, der ausdruckslos in Michas Gesicht blickte und ihm dabei ganz langsam die Tränen in die Augen stiegen. Kurz fiel sein Blick auf mich, weshalb ich verzweifelt aufatmete und er nur kopfschüttelnd aufstand. Doch ich reagierte glücklicherweise schnell und sprang sofort auf, damit er nicht wegrennen würde. "Manu, lass es mich doch erklären!" "Vergiss es! Ich will es nicht hören! Du hast mich belogen, nein, ihr alle habt mich belogen!", rief er so laut, dass ich zusammenzucken musste und nicht mehr wusste, wie ich das jemals wieder gutmachen sollte, "Warte, das war es, oder? Du hast mir nur erzählt, dass Maurice dich geküsst hat, damit du mir das hier nicht erzählen musstest!" "Du hast es ihm erzählt?", erkundigte Maurice sich überrascht bei Micha, während ich endlich verstand, warum sie gerade so viel Zeit miteinander verbrachten. Micha blieb aber einfach still und ich versuchte weiter, meine Beziehung zu retten. "Manu, versteh' doch. Ich habe mich für dich entschieden! Alessa bedeutet mir doch gar nichts!" "Nur weil sie dich nicht mehr wollte! Ich bin die zweite Wahl und das immer noch!", kam es unter Tränen von ihm, weshalb ich eifrig mit dem Kopf schüttelte.




"Nein, so ist das nicht! Ich wollte sie zwar wählen, ja, aber doch nicht, weil sie die bessere Wahl ist, sondern die einfachste! Ich wollte einfach sicher sein, aber das ist mir jetzt egal, okay? Ich habe mich doch bei meiner Mutter geoutet, es ist mir egal!", fing ich an, hysterisch zu erklären und holte tief Luft, während mir auch die Tränen in die Augen stiegen, weil ich ihn einfach nicht verlieren konnte, "Sie bedeutet mir doch gar nichts, weil ich dich liebe! Okay? Ich liebe dich, Manu! Bitte, glaub mir doch. Ich liebe dich!"




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Okay, ich musste einfach "traitor" von Olivia Rodrigo einfügen, weil dieser Song mir einfach die richtigen Feelings für dieses Kapitel gibt. Wolltet ihr auch mal nur eine Beziehung, damit sie scheitern kann und ihr ihre Songs hundertprozentig nachempfinden könnt? Nein, nur ich? Okay xD
Ich wollte auf ihr verdammtes Konzert und was ist passiert? Die Karten waren nach drei Sekunden weg. Größte Enttäuschung in 2021, danke sehr. <3

Und ja, ich brauche dieses Drama, aber das seid ihr bestimmt schon gewohnt, seitdem ihr meine Fanfiction lest xD Manchmal denke ich mir nur, es wird euch zu viel, aber ich bin noch lange nicht fertig. *bösewichtslache*

Life_17194, der 04.03.2022

Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt