PoV. Maurice
Stillschweigend waren Michael und ich auf dem Weg zu unserem mysteriösen Treffen mit Tiana. Trotzdem hingen meine Gedanken nicht an diesem wahrscheinlich sehr unangenehmen Treffen, das mir bevorstand, sondern an dem Jungen neben mir, der irgendwie sehr ausgelaugt wirkte. Michael war eine komplizierte Person, die wahrscheinlich auch öfter mal Stimmungsschwankungen hatte, aber trotzdem wusste man meistens immer, wann mit ihm zu reden war und wann man ihn am besten in Ruhe ließ. Aber diese Laune, die er gerade hatte, wirkte einerseits wie ein Hilfeschrei nach Aufmerksamkeit und anderseits aber auch wie eine riesige Mauer, die du nicht mal wagen solltest zu durchbrechen. Wahrscheinlich sollte das aber genau der Sinn sein. Vielleicht versuchte er damit die Menschen um ihn herum zu testen. Wer würde sich trauen die Mauer zu zerstören und ihm dann endlich helfen? Wer war mutig genug sich durchzukämpfen? Und genau an diesem Punkt wusste ich, dass ich der mutige Ritter sein würde.
"Hast du Angst?", hakte ich nach, um ein tiefgründiges Gespräch beginnen zu können. "Angst? Wieso das denn?", kam es verwirrt von ihm. Seufzend schaute ich kurz zu Boden. Das war auf jeden Fall Michas einzigartige Taktik, die er hatte, um unangenehme Fragen zu umgehen: Einfach eine dumme Gegenfrage stellen. "Naja...es wird doch bestimmt komisch wieder auf Manu zu treffen nach der Sache." "Nein, ich habe keine Angst. Das interessiert mich nicht.", entgegnete er mir, nachdem er sehr verdächtig weggeschaut hatte. Ich wusste doch genau, dass er Schuldgefühle hatte. Sonst wäre er sofort abgehauen und hätte wahrscheinlich geschwänzt, nachdem er Manu geoutet hatte. Aber er war geblieben und hat auf mich an der Treppe gewartet. Doch hier waren wir bei Michas zweiten Taktik und auch seiner schärfsten Waffe angelangt: Die Gleichgültigkeit, die er gut vortäuschen konnte. Geschockt blickte ich also zu Micha und versuchte die Wahrheit aus ihm herauszubekommen.
"Das heißt, du bereust es nicht?!" Abrupt bliebt Micha stehen, weshalb ich es ihm gleichtat. "Doch das tue ich. Trotzdem würde er mir das sowieso nicht glauben, das tut niemand." "Das kannst du doch gar nicht wissen. Er wird dir noch verzeihen." Kopfschüttelnd setzte Micha seinen Weg fort, weswegen ich ihm hinterher ging. Das hatte er auch so an sich. Er war nicht ehrgeizig genug und machte jedem weiß, dass es keinen Zweck hatte etwas zu tun. Und ich wusste genau wo das herkam. Er dachte zu viel nach und glaubte sowieso, dass jeder schlecht über ihn dachte.Vorsichtig holte ich Micha wieder ein und ging schweigend neben ihm her. Plötzlich hielt er mich dann doch am Arm fest und ich blieb sofort stehen. "Doch du hast Recht, ich habe Angst. Ich habe Angst, dass jetzt wieder alles wird wie vorher und wir alle kein Wort mehr miteinander reden. Aber am meisten habe ich Angst, dass du mich jetzt auch noch hasst, weil Manu und Pat das sowieso schon tun. Aber das Schlimmste ist, dass ich das nachvollziehen kann.", schüttete Micha sein Herz bei mir aus. Gefasst sah ich ihn nur an und mein Körper begann zu kribbeln. Ich wusste einfach nicht, dass ihm das alles nun doch so wichtig war oder eher, dass ich ihm so wichtig war. "Micha, ich hasse dich nicht und das werde ich auch nie! Und auch Manu und Patrick tun das nicht, glaube mir. Wir geben nicht so leicht auf."
Langsam beruhigte Micha sich wieder und nickte einmal mit dem Kopf. "Danke, aber ich weiß, dass ich sche*ße gebaut habe und ihr habt alle das Recht dazu mich zu verabscheuen.", antwortete er mir und lächelte dabei leicht verletzt. Mitfühlend wollte ich noch etwas dazu sagen, aber dann erkannte Micha die Bushaltestelle und lief sofort darauf zu. Und da war auch schon Taktik Nummer drei: So schnell wie möglich aus der Situation fliehen, wenn es unangenehm wird. Trotzdem hatte ich momentan kein Problem mehr mit seinen Flausen. Er hatte sich mir gerade ein Stück weit geöffnet und das reichte mir auf jeden Fall. Es war schon ein großer Schritt gewesen."Wo ist denn unser Feuerelement?", hakte ich nach, als ich nur Patrick und Tiana erkennen konnte. Doch Patrick zuckte nur mit den Schultern und lehnte sich noch weiter auf der Bank zurück, auf der er saß. "Was ist denn mit dir los?", kam es empört von Micha und auch ich war leicht schockiert. Ich hatte Patrick noch nie so schlecht gelaunt gesehen. Als er das letzte Mal so geschmollt hatte, hatten wir auf Manu und Micha in der Bushaltestelle gewartet und er war so enttäuscht gewesen, dass sie sich nicht blicken gelassen haben. Zum Glück kam Manu dann doch noch um die Ecke geschossen. Sonst hätten wir wahrscheinlich noch alleine zu Nela gemusst. Trotzdem war das hier definitiv noch eine Stufe höher.
"Patrick hat mit seiner Freundin Schluss gemacht, ganz großes Drama...", versuchte Tiana uns zu erklären. "Du hast was?" Geschockt schaute auch ich zu Patrick, der genervt mit den Augen rollte. Mich schockierte aber gar nicht, was los war, sondern eher, dass Tiana seinen Namen wusste und auch wusste was ihn bedrückte. "Warum weiß sie deinen Namen?" Kopfschüttelnd blickte Pat mich an. "Ich habe keine Lust darüber zu reden und das mit dem Namen war doch sowieso egal. Es macht keinen Unterschied." Empört wollte ich mich gerade über sein ignorantes Getue beschweren, aber genau in diesem Moment kam Manu bei uns an."Was ist denn hier los?", fragte er gleich nach, nachdem er bemerkt hatte, dass die Stimmung bei uns nicht sehr rosig war. "Ach, frag lieber nicht." Überfordert schaute er sich um und sein Blick blieb fragend bei Patrick stehen, der darauf wohl aber nicht reagieren wollte. Im Augenwinkel konnte ich erkennen, wie Tiana gespannt auf die Uhr schaute.
"Punkt 20 Uhr, dann können wir ja endlich beginnen. Weil ihr ja alle nicht bei bester Laune seid, halten wir es also kurz. Ich nehme euer Angebot an. Ihr bekommt Informationen über den Brand und ich bekomme meinen Stoff über Joshs Schwester. Ist das so richtig?" Nickend stimmten wir alle dem zu. "Dann fang doch gerne an.", kam es von Manu, der ziemlich aufgeregt da stand. "Gut. Also ich denke mal ihr fragt euch, ob Josh den Brand gelegt hat und die Antwort ist ja, was ich aus guten Quellen weiß. Leider kann ich euch aber nicht sagen warum genau er das getan hat. Es gibt auch noch wilde Spekulationen. Eine davon ist beispielsweise, dass höchstwahrscheinlich nicht geplant war, dass ich Kräfte besitze, was für mich am meisten Sinn ergibt. Das Problem daran ist, dass niemand weiß wie das hier enden soll. Ich weiß nicht, ob die Welt das tragen kann." "Wie meinst du das?", hakte ich schnell nach. "Naja...es weiß niemand, ob die Erde damit klarkommt, dass es ein "künstliches" Element zu viel gibt." Nachdenklich sahen wir uns alle an. Möglicherweise könnte das wirklich zum Problem werden, weshalb es nun noch mehr von Nöten ist Josh zu finden.
"Von wem hast du dieses ganze Zeug überhaupt?", erkundigte Manu sich neugierig bei ihr. "Wen interessiert das? Das gehört nicht zu unserer Abmachung, also zeigt mir jetzt wo diese Nela lebt." Fragend blickte ich zu Manu, der sie auch nur überfordert anstarrte. Wie sollten wir da wieder herauskommen?
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...