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PoV. Maurice

Schweigend blieb mein Blick starr auf meinen Füßen stehen, während wir Tiana unüberlegt folgten, wo auch immer sie uns hinführte und ich still und leise versuchte, den Blickkontakt mit dem Blauäugigen zu vermeiden, der angespannt neben mir her lief. Erst seit einer halben Stunde folgten wir dem selbstsicheren Mädchen auf Schritt und Tritt, aber irgendwie fühlte es sich so an, als würde wir schon seit einer halben Ewigkeit durch den Wald streifen. Vielleicht lag das daran, dass ich kein Wort mehr mit Michael redete, nachdem ich sein Gespräch mit Tiana unglücklicherweise mitverfolgt hatte. Vielleicht wollte ich aber auch nur nicht reden, da mich die Schuldgefühle von Innen zerfraßen, wenn ich Manu und Patrick so beobachtete und ich ihm die ganze Wahrheit einfach nicht sagen konnte. "Bist du sauer?", nahm ich Michaels vorsichtige Stimme wahr, weswegen ich kurz nach Luft schnappte, um cool bleiben zu können. Ich hatte nicht das Recht, wütend zu sein, da wir nun einmal kein Paar waren und außerdem war es mir viel zu peinlich zuzugeben, dass ich einfach nur eifersüchtig war. Es ging mir nicht darum, dass er gesagt hatte, dass wir kein Paar waren, das war ja auch die Wahrheit. Das Problem war nur, dass er es Tiana verraten hatte, das Mädchen, das ihn zum Ball ausführen durfte. Und obwohl ich wusste, dass das alles nur ein blöder Deal gewesen war, konnte ich das Bild von den beiden nicht mehr aus meinem Kopf löschen. "Weswegen sollte ich sauer sein?", entgegnete ich ihm nach einer Weile, während ich mir sicher war, dass man an meiner Stimme hörte, wie sarkastisch das klang. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm, was mich sofort einmal tief einatmen ließ. "Ich habe das doch nur gesagt, weil wir noch nicht darüber geredet haben." "Ja, das verstehe ich." Nun entfuhr mir ein Seufzer, da ich ganz genau wusste, dass er Recht hatte. Wir waren kein Paar und das ganze sollte mich nicht so nerven, aber wahrscheinlich waren meine Gefühle für den Blauäugigen schon viel zu tief, sodass ich es mir nicht einmal eingestehen konnte. "Anscheinend ja nicht."

"Okay, mich macht es einfach nur krank, dass ich nicht weiß, was du denkst. Du willst aber auch nicht über das zwischen uns reden und das akzeptiere ich.", versuchte ich ihm meine Gedanken zu erklären, weswegen ich sofort stehen blieb und er es mir gleich tat. Mit voller Absicht ließ ich meine Eifersucht wegen Tiana aus, weil das alles nur komplizierter machen würde. "Warte mal, ich dachte, du willst nicht über uns reden?", kam es überrascht von ihm, was mich nur heftig mit dem Kopf schütteln ließ. Mein Herz machte einen Satz, als ich darüber nachdachte, dass er vielleicht schon die ganze Zeit mehr als ein Freund sein wollte. "Das heißt also, du weißt schon die ganze Zeit, was du willst?", hakte ich aufgeregt nach und versuchte mein glückliches Grinsen zu unterdrücken, als ich sah, wie Micha leicht schmunzelte und ein paar Schritte näher kam. "Die Frage ist, was willst du?" "Können wir das bitte einfach nicht so kompliziert machen?", erkundigte ich mich grinsend bei ihm, was ihn zu verstehen gab, dass er mir endlich sagen sollte, was er von mir wollte. "Okay, gut. Maurice, ich möchte wirklich gerne dein fester Freund sein.", beichtete er mir ganz selbstbewusst mit einem dicken Grinsen auf den Lippen, was mir nur noch mehr zeigte, dass er es ernst meinte. "Hm, wenn es unbedingt sein muss.", kam es etwas leichtfällig von mir, weshalb er mir spielerisch gegen den Arm schlug, "Nein, schon gut. Ich möchte auch, dass du mein fester Freund bist." Sein glückliches Lächeln sorgte dafür, dass mein Herz wieder anfing zu rasen, weswegen ich noch einen Schritt näher trat und ihm schnell einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte.

"Hey! Könnt ihr dort hinten bitte weiterlaufen, damit wir heute noch ankommen?", kam es wütend von Tiana, weshalb ich sofort erschrocken nach vorne schaute, aber zu meinem Glück erst jetzt sah, wie Manu und Patrick sich zu uns umdrehten. Ich wollte nicht, dass sie so von uns erfuhren, sondern wir es ihnen fröhlich verkünden konnten, wie sie es bei uns getan hatten. Trotzdem lag zwischen ihnen und uns noch ein verdammt großer Unterschied, der mich wieder stark schlucken ließ. Lachend zog Michael mich hinter sich her, damit wir die anderen wieder aufholen konnten. "Ihr vier könnt auch gerne wieder gehen, wenn das so weiter geht! Jetzt brauche ich euch auch nicht mehr.", schlug sie uns vorwurfsvoll vor, was mich nur genervt mit den Augen rollen ließ. "Sei dir da mal nicht so sicher, Eisprinzessin!" Auf Manus kleine Bemerkung lachte sie nur sarkastisch und wir alle schienen mal wieder genug voneinander zu haben. Leider würden wir Josh nur niemals ohne ihre Hilfe finden, was der einzige Grund war, warum wir immer noch aufeinander hockten. 
"Wie funktioniert das überhaupt?", erkundigte sich Patrick interessiert bei dem genervten Mädchen und deutete deutlich auf die Flamme in dem Krug, die wir alle zusammen erschaffen hatten. "Sie zeigt mir den Weg. Wie soll das denn bitte sonst funktionieren, Schlaumeier?" "Das war nur eine Frage, okay? Vielleicht könnten dich andere auch irgendwann mal leiden, wenn du nicht so sch*iße zu jedem wärst!", entfuhr es Patrick plötzlich, weswegen ich nur fragend zu Manu blickte, der seinen Freund nur geschockt anstarrte. Natürlich waren wir nicht die netteste Truppe, aber wenn jemand etwas Unschönes von sich gab, war das immer Michaels oder Manuels Job gewesen und ganz bestimmt nicht Patricks. Eher waren Patrick und ich immer die gewesen, die versuchten die Lage zu beruhigen, aber heute schien der Braunhaarige in einer ganz anderen Stimmung zu sein, die ich so von ihm einfach nicht kannte. Auch Tiana blieb still und schien das erste Mal wirklich ein wenig getroffen zu sein.
"Was schaut ihr denn alle so? Als wärt ihr noch nie schlecht gelaunt gewesen!", redete er weiter, weshalb ich nur erschrocken nach Luft schnappte. "Ich weiß nicht, ob-", fing Micha vorsichtig an, aber wurde sofort schroff von Patrick unterbrochen. "Sei du bloß leise! Du bist doch der erste, der sich nicht unter Kontrolle halten kann. Weißt du überhaupt, was du Manu alles angetan hast?" "Patrick!", rief Manu vorwurfsvoll und schien gar nicht damit zufrieden zu sein, dass sein Freund schon längst vergangene Fässer öffnete.


"Ist schon okay.", versuchte Michael die Lage zu beruhigen, weswegen ich nur ruhig nach seinem Arm griff und ihn behutsam streichelte. Es war unglaublich, dass Michael plötzlich die Person war, die die Lage beruhigte und Patrick sich nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. Es schien so, als hätten sie die Seiten gewechselt. Urplötzlich wurde Patrick ausfällig, belog Manuel und schien ihn bald zu verletzen. Die Frage war nur, was passiert war. Was hatte ihn so gebrochen, dass er seine eigenen Prinzipien nicht mehr einhielt?

Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt