PoV. Patrick
"Wo bist du? Wir müssen dringend reden.", las ich mir schluckend die neue Nachricht von Manuel durch und wusste ganz genau über was er reden wollte. Die Zeit, die ich bekommen hatte, verging viel zu schnell und morgen war schon dieses verrückte Fest, das uns alle nahezu krank machte. Manuel setzte mich deswegen so sehr unter Druck, dass ich kaum mehr atmen konnte und Alessa hatte es komischerweise viel zu gut aufgenommen, als ich ihr gesagt hatte, dass ich nicht dorthin gehen würde. Trotzdem war sie immer noch meine feste Freundin, da ich meine Zeit und die damit verbundene Sicherheit bis zum bitteren Ende ausgekostet hatte. Und Maurice und Michael redeten seit ihrem kleinen Zwischenfall im Wald kein Wort mehr miteinander, was uns bitter besorgte und unser Training bei Nela zum dramatischsten Höhepunkt des Tages verwandelte.
Seufzend legte ich all meine Sorgen deprimiert beiseite, die mich zu erdrücken schienen und öffnete unsicher die schwere Holztür, weshalb das altbekannte Klirren der Glocke ertönte, die im Eingang befestigt war. Vorsichtig betrat ich den riesigen Raum, der mich an die beste Zeit meiner Kindheit erinnerte und schaute den ruhigen Menschen dabei zu, wie sie vertieft eins ihrer ausgeliehenen Bücher lasen. Ängstlich scannte ich mit meinen Augen den Raum ab, aber konnte die Person nicht finden, für die ich den weiten Weg hierher gekommen war. "Patrick, bist du es?", hörte ich die raue Stimme meines größten Kindheitsfreundes plötzlich hinter mir und drehte mich mit einem Mal zu ihm um. Verblüfft beäugte ich ihn und konnte nicht fassen, dass ich ihn schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Seine üppigen schwarzen Haare waren plötzlich viel länger als damals und seine glasigen blauen Augen schienen noch blauer geworden zu sein, wenn ich mich Recht erinnerte. Trotzdem war sein Gesichtsausdruck der Gleiche geblieben und das liebevolle Lächeln, das sich immer auf seine Lippen geschlichen hatte, wenn ich die Bibliothek damals betrat, sah immer noch genauso aus. Etwas mitgerissen von meiner inneren Freude sprang ich mit einem Mal in die Arme von meinem einzigen Cousin und konnte nicht fassen, dass ich gegen den Willen meiner Eltern zurückgekehrt war. "Warte, komm mal mit.", flüsterte er mir ins Ohr, während er mich langsam von sich wegdrückte und mich mit sich zog. Gespannt betraten wir den Raum mit den vielen Zeitungen, in dem Manu und ich noch vor ein paar Wochen nach Antworten gesucht hatten.
"Was tust du denn hier?", hakte er besorgt nach und konnte mir wohl nicht glauben, dass ich mich ohne Grund in diese Gefahr stürzen würde, die ich aufnahm, wenn ich hierher kam. Denn wenn mein Vater davon erfuhr, würde das nicht gut für mich enden. "Hast du meine Nachricht bekommen?", stellte ich ihm eine Gegenfrage, um von dem eigentlichen Thema abzulenken, zu dem ich noch nicht bereit war. Nickend schaute er mich an und konnte sich das Lachen nicht verkneifen. "Bitte breche hier aber nie wieder ein, Pat. So etwas solltest du nicht tun." Etwas niedergeschlagen antwortete ich nicht auf seine Bitte und schaute eher zu Boden, da ich einfach nicht fassen konnte, dass meine Eltern mich von so einem tollen Menschen fernhielten und dazu gehörte er auch noch zu meiner Familie. "Was ist denn los, Pat?" "Ich habe dich so sehr vermisst.", sprach ich meine traurig stimmenden Gedanken aus und bemerkte, wie seine Laune auch in den Keller fiel, wenn er an unser letztes Treffen dachte. "Ich dich doch auch, aber warum genau jetzt? Du darfst doch nicht hier sein." Kurz seufzte ich laut und schüttelte einmal mit dem Kopf, da dieser Gedanke mich wütend stimmte. "Aber aus einem unnötigen Grund, Simon." Nickend lächelte er leicht und freute sich wohl, dass ich nicht so verblödet dachte, wie meine engstirnigen Eltern. Eine kurze Stille breitete sich zwischen uns aus, da wir beide unseren Gedanken nachgingen und wahrscheinlich nicht wussten, wie man sie ausdrücken sollte.
"Simon, ich mag einen Jungen.", sprach ich einfach geradeaus den Grund aus, wegen dem ich eigentlich hierhergekommen war. Überrascht riss er seine Augen auf und wusste genau, was das für mich bedeutete. Trotzdem blieb er still und wartete wohl darauf, dass ich weiterredete. "Aber ich versaue es, da ich nicht mit meiner jetzigen Freundin Schluss machen kann, die es mir so viel einfacher macht, verstehst du?" Verzweifelt blickte ich ihn an und wusste nicht, was ich machen sollte. "Weißt du, Patrick. Manchmal muss man ein Risiko eingehen, um glücklich zu sein." Seufzend unterbrach ich ihn sofort und nahm ihm damit die Chance, weiterzureden. "Also denkst du auch, dass ich mit ihr Schluss machen muss?" "Das habe ich nicht gesagt.", fing er ruhig an und wartete darauf, dass ich ihm wieder zuhörte, "Leider ist neben deinem Glück auch deine Sicherheit wichtig, die gefährdet wird, wenn es deine Eltern erfahren." Bei seinen Worten spielte sich sofort wieder der Moment in meinem Kopf ab, der sich dort oben eingebrannt hatte und mein Herz mit Angst versetzte. Ich hatte Angst vor meinem Vater bekommen und das zerriss mich ungewollter Weise nur noch stark. "Du solltest mit diesem Jungen reden und ihm alles erklären, Patrick. Er kann nicht erwarten, dass du dich für ihn outest und dich damit in Gefahr bringst, aber du solltest ehrlich sein. Du betrügst dieses Mädchen, deshalb kommst du nicht um die Entscheidung herum."
Nachdenklich blickte ich ihn an und wusste, dass er Recht hatte. Ich musste mich entscheiden und die Karten offen legen, weil das niemand von Beiden verdient hatte. Aber die Zeit war mir davon gelaufen, ohne dass ich es wollte. Schnell kam mir wieder Manus Nachricht in den Sinn. Ich wusste, dass ich sofort mit ihm reden musste, komme was wolle.
(...)
"Manu!", rief ich dem Braunhaarigen zu, weshalb er sich schnell zu mir umdrehte und auf mich zu kam. Ich hatte ihm rasant geschrieben, dass wir uns bei dem Brunnen im Park treffen würden und so schnell wie möglich, war ich hierher gekommen. "Was soll das, Patrick?", rief er mir sofort entgegen, was mir augenblicklich die Sprache verschlug, "Morgen ist dieses blöde Fest und ihr seid immer noch zusammen! Hast du vergessen, was du mir versprochen hast?" Seufzend versuchte ich seine Hand zu nehmen, aber wegen der Wut, die er gerade für mich verspürte, zog er sie schnell wieder zurück. "Ich kann das doch erklären!" "Ich will deine Erklärung aber nicht! Ich kann das so nicht mehr, wenn ich nicht weiß, was du willst! Du musst dich entscheiden." Still schweigend blickte ich ihn an und wusste nur zu gut, dass er Recht hatte, aber für jemanden wie mich, der diese große Angst verspürte, war es einfach nicht so leicht. Seufzend kam er einen Schritt auf mich zu und schien zu merken, dass er mich damit sehr unter Druck setzte. Schnell nahm er meine Hand in seine und schien meine Nähe doch nicht missen zu wollen. "Ich werde dich zu nichts zwingen, das musst du mir glauben. Kein Outing, aber auch keine Spielchen. Sie hat das nämlich nicht verdient.", hauchte er leise, sodass ich es nur hören konnte. Rasant nickte ich ihm zu, damit er verstand, dass ich damit einverstanden war.
"Ich bin aber einfach nicht sicher, ob du dich wirklich schon traust eine ernste Beziehung mit mir zu führen, auch wenn sie geheim ist. Ich kenne dich doch, Patrick. Du läufst immer vor schwierigen Angelegenheiten weg.", erklärte er mir sanft, was mich nachdenklich zur Seite schauen ließ. Mit seinem Finger drückte er behutsam mein Kinn in seine Richtung zurück, weshalb ich ihm verträumt in seine viel zu schönen Augen blickte. Kurz presste er mir noch einen Kuss auf die Lippen, bevor er mich losließ und sich wieder von mir entfernte. "Gehst du zu dem Fest?" Eifrig schüttelte ich wahrheitsgemäß mit dem Kopf. "Bitte komm, ich werde da sein und auf dich warten, Patrick. Und wenn du nicht kommst oder zu ihr gehst, weiß ich, dass du noch nicht bereit bist und sie wählst. So musst du mir wenigstens nicht in die Augen sehen, wenn du dein Versprechen nicht halten kannst.", schlug er mir niedergeschlagen vor, was mich nur verwirrt zu ihm schauen ließ. Es wirkte so, als würde er schon ganz genau wissen, dass ich Alessa wählen werde. Etwas benommen nickte ich, was ihn leicht schmunzeln ließ. "Ich schreibe dir dann, wo und wann ich da sein werde. Aber ich sage es dir, wenn du dich für mich entscheidest, dann musst du mit ihr Schluss machen. Dann gibt es kein zurück." "Und wenn ich sie wähle?", hakte ich deprimiert nach. "Dann sehen wir uns nur noch wegen dem Team." Etwas erschrocken schnappte ich nach Luft und wusste genau, was er damit meinte.
"Also sind wir dann nicht einmal mehr Freunde?" "Ich weiß nicht, ob ich das kann.", kam es etwas aufgelöst von ihm. "Tut mir leid, dass ich dich so verletze.", flüsterte ich leise, weshalb seine Mundwinkel wieder ein Stück nach oben huschten. "Ich steh doch auf Drama, weißt du nicht mehr?", meinte er belustigt, weshalb ich auch wieder Grinsen musste. Er war etwas Besonderes und eigentlich sollte meine Entscheidung feststehen, aber was genau die Zukunft zeigen würde, wird uns der morgige Tag wohl beweisen.
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Drama, baby. Drama.Ihr glaubt nicht, wie sehr ich mich auf die Ferien freue, in denen ich mich endlich wieder richtig hierauf konzentrieren kann, ohne mit den Gedanken bei der nächsten Klausur sein zu müssen ;) Aber keine Sorge, ich habe noch genug Entwürfe, die fertig sind, weil ich glücklicherweise wusste, dass das passieren wird xD Vorbereitung ist das A und O! :D
Life_17194, der 10.12.2021
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...