PoV. Michael
Konzentriert blickte ich auf die kleine Karte, die Nela mir mitgeben hatte. Das ganze Gerenne machte mich unsicher. Ich wusste, dass ich mich beweisen musste. Nie bekam ich irgendwelche großen Aufgaben, da mir niemand etwas zutraute. Doch diesmal hatte ich beschlossen das hier ernst zu nehmen und zu zeigen, was ich konnte.
"Wo gehen wir eigentlich als nächstes hin?", fragte Manuel eindringlich und kam mir schon wieder gefährlich nahe. Er nervte mich schon, seit wir losgegangen waren und das nur, weil er mir das alles nicht zutraute, was mich unglaublich wütend machte. Aber gerade wollte ich mich nicht streiten. Mir war diese Schatzsuche wichtig geworden, als ich das Ruder in die Hände bekommen hatte und deswegen musste ich einfach alles richtig machen. Vielleicht tat Manu mir aber auch ein wenig leid, nachdem er sein Herz bei uns ausgeschüttet hatte. Ich wusste nicht, dass es so ernst um ihn stand. Trotzdem hatte er auch ein bisschen selber Schuld, da er mich immer provozieren musste. "Auf der Karte ist ein Tunnel markiert." Unruhig starrte Manuel auf dem bröckligen Erdboden. Er merkte bestimmt gar nicht, dass er sich viel zu viele Gedanken machte. "Hört sich ja toll an.", antwortete er genervt. Kurz seufzte ich, damit ich mich unter Kontrolle halten konnte.
"Dahinten! Ist er das?", rief Patrick plötzlich, weshalb ich mich schnell umdrehte und in die Richtung sah, in die er zeigte. Nach einem kurzen Blick auf die Karte, erkannte ich sofort, dass wir richtig waren. "Natürlich, er ist zugeschüttet!", kam es genervt von Manuel, der sich jetzt nur noch verrückter machte. Vorsichtig bewegte ich mich näher an den zugeschütteten Tunneleingang. Der Eingang war ziemlich klein, weswegen ich darüber nachdachte meine Kräfte zu benutzen. Zögernd legte ich meine Hand auf die harte Erde. Ein starkes unerklärliches Gefühl strömte sofort durch meine dünnen Finger und irgendwie spürte ich, dass es nicht wirklich tief zugeschüttet war. "Ich werde das regeln." Langsam trat ich ein paar Schritte zurück und hob meine Hände. Das Gefühl kam zurück und ich versuchte mich zu konzentrieren, um es zu verstärken. Meine Hände fuhren rasant auseinander und die Erde aus dem Tunnel sprang in alle Richtungen empor. "Na bitte.", betonte ich noch, bevor ich mich freudenstrahlend umdrehte. Sofort sah ich in drei überraschte und beeindruckte Gesichter. "Das war super, Micha!", rief Maurice fröhlich. Ein schönes Gefühl von Triumph breitete sich in mir aus. Lächelnd sah ich Maurice in die Augen. Auch er lächelte vor sich hin und blickte zu mir. "Ganz toll. Lasst uns gehen.", meinte Manuel desinteressiert und ging sofort los. Kurz danach folgte Patrick ihm auch schon.
"Ähh...Manu, Patrick...geht ihr schonmal vor? Ich muss kurz mit Michael reden.", fragte Maurice die beiden Jungen etwas peinlich berührt. Sofort fiel mir wieder alles ein, was wir vor dem Aufbruch besprochen hatten. Bevor Manu antworten konnte, zog Patrick ihn mit und drückte seine Hand auf Manus Mund. Nickend ging er mit Manu am Arm durch den kleinen Tunnel.
"Okay, was ist los?", fragte ich ihn sichtlich überfordert. Eindringlich sah er mich an und biss sich auf seiner Unterlippe herum. Wahrscheinlich wusste er nicht, wie er das Kommende formulieren sollte. "Hör mir bitte erst zu, bevor du etwas sagst. Ähm...e-es geht u-um den Streit mit M-Manu und Patrick.", brachte er stotternd heraus. Seufzend sah ich sofort zu Boden. "Micha, d-du bist doch eigentlich nicht so...Ich möchte einfach nur verstehen, was in dich geriet, wenn du jemanden herumschubsen musst. Ich kann es nicht verstehen.", erklärte er nun weiter. Langsam blickte ich ihm wieder ins Gesicht. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, da ich keine Erklärung hatte. Es passierte einfach und ich fühlte mich dabei so machtlos. Manchmal wollte ich das Ganze gar nicht, aber mein Inneres drängte mich dazu. Trotzdem hatte ich ihn enttäuscht. Trotzdem hatte ich mal wieder das Falsche getan. "Hey, Micha...Du weißt, dass es nicht nur um Manu geht, aber bei ihm ist alles noch härter. Ich will nicht, dass du dich selber hasst, aber du musst merken, dass du Menschen verletzten kannst." Kurz schloss ich zur Beruhigung meine Augen. "Das weiß ich. Maurice, glaube mir...d-das weiß ich.", hauchte ich leise. Mitfühlend legte er eine Hand auf meine Schulter. "Dann beende das. Beende das und sei ein besserer Mensch."
Ein komisches Gefühl schoss durch meinen Körper. Ich wollte wirklich zustimmen, aber ich konnte keine Versprechen eingehen, weil das immer das Erste war, das ich brach. "Du kennst mich doch gar nicht richtig. Ich werde mich nie ändern können." Etwas überfordert nahm Maurice seine Hand wieder weg und schaute zu Boden. "Das ist vorerst okay, obwohl ich hoffe, dass du irgendwann mal anders denkst, aber bis dahin...versuche bitte einfach mindestens nicht mehr auf Manu loszugehen. Du weißt, was er durchmacht.", erklärte Maurice ein wenig bedrückt.
"Ich versuche es, aber nicht für ihn sondern für dich.", antwortete ich gelassen. "Micha? Wie wäre es, wenn du es für dich versuchst?", murmelte er lächelnd und ging dann an mir vorbei, um auch den Tunnel zu betreten.
(...)
"Ein riesiger See."
Etwas erschöpft standen wir alle nun vor unserer nächsten Herausforderung. "Und wir können nicht einfach drum rum gehen?", fragte Patrick sofort. Nach einen Blick auf die Karte, konnte ich ihm das sofort ausreden. Es wäre zwar nicht unmöglich, aber wenn wir damit anfangen würden, wären wir nicht mal um Mitternacht an der Burg. "Ich hasse aber Boote.", warf Maurice beleidigt ein, als wir das kleine Segelboot erspähten, das friedlich auf dem Wasser schwamm. "Du bist doch das Wasserelement!", entgegnete Manuel dem ängstlichen Blondhaarigen. "Na und?" Vorsichtig lief ich auf das Boot zu und begutachtete es. Kurz danach sprang ich schnell auf das wacklige Segelboot herauf und schaute, ob wir das überhaupt benutzen durften. Sofort fand ich einen kleinen Zettel. "Boot für meine vier Jungs. Nela", stand dort schön geschrieben drauf. "Okay, Leute. Steigt ein...es ist von Nela.", klärte ich sie schnell auf, weswegen Manuel und Patrick sich sofort dem Boot näherten und dann auch heraufstiegen. Maurice hingegen stand immer noch wie angewurzelt auf der Stelle. "Na komm, ich helfe dir rauf.", bat ich ihm an und streckte meine Hand aus. "Vergiss es.""Maurice...Wir müssen alle über uns herauswachsen. Es gibt keine andere Möglichkeit.", versuchte ich ihn also zu überreden. Zögernd schaute er auf meine Hand und nahm sie kurzerhand dann doch noch in seine. Vorsichtig half ich ihm herauf, doch weil er große Angst hatte, krallte er sich regelrecht in meine Hand. Belustigt sah ich zu dem blondhaarigen Jungen, der auch noch nicht den Anschein machte meine Hand jemals loszulassen.
"Oh, tut mir leid.", sprach er unbehaglich, als er dann doch bemerkte, was er getan hatte. "Ähh...k-kein Problem.", stotterte ich und wusste nicht so recht, was mit mir los war. "Ich will ungern stören, aber wie bewegen wir das Boot ohne irgendwelche Paddel oder Wind für das Segel?", fragte Manuel plötzlich und lenkte die Aufmerksamkeit auf unser neues Problem. Er hatte Recht. Es war komischerweise komplette Windstille und das mitten im Oktober. Sofort kam mir in den Kopf, dass Nela dafür verantwortlich sein musste."Dann ist Patrick unser Wind." Etwas durcheinander schaute Patrick sich um. Das war unsere Rettung und die perfekte Idee. "Schaffst du das, Pat?", fragte Manuel ihn freundlich. Kurz schaute er Manu in die Augen, bevor er sich erhob und leicht nickte. "Haltet euch fest." Sofort setzten wir uns alle und ich konnte spüren, wie Maurice wieder meine Hand nahm und sich in diese krallte.
Patrick fing an und das Boot bewegte sich sofort in Richtung andere Seite des Sees. "Schneller!", rief Manu lachend. "Vergiss es!", kam es dann von Maurice, der sofort noch mehr Angst bekam.
Wir alle fingen wieder an lauthals zu lachen.
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...