PoV. Manuel
Angestrengt versuchte ich meinen Blick von dem hübschen Braunhaarigen und seiner noch offiziellen Freundin fernzuhalten, die sich mitten im Gang angeregt unterhielten. Immer wieder verdrehte sich mein Magen, wenn ich sah, wie sie ihn anschmachtete und mit strahlenden Augen anlächelte. Und als sie plötzlich ihren Zeigefinger aus ihrem Haar nahm, mit dem sie die ganze Zeit ihre blonden Strähnchen eingekräuselt hatte, und sich zu ihm vorbeugte, um liebevoll ihre Lippen auf seine drücken zu können, versetzte mir das einen unangenehmen Stich ins Herz. Angespannt ließ ich meinen Kopf ein wenig nach hinten fallen, sodass er mit einem unauffälligen Knallen an den Spind hinter mir knallte. Auch, wenn mir das kaum wehgetan hatte und ich dachte, dass es leise genug gewesen war, schaute Maurice plötzlich zu mir auf, der meinen stechenden Blick bemerkte und kopfschüttelnd zu Patrick blickte. "Hör doch auf dorthin zu schauen.", kam es murrend von ihm, während er sich vor mich stellte und mir damit die Sicht versperrte. Genervt seufzte ich einmal auf und verschränkte verständnislos meine Arme vor der Brust.
"Hilf mir lieber dabei zu verstehen, was Tianas Mission ist." "Ich weiß nicht, warum sie zurück ist, aber sie führt auf jeden Fall was im Schilde.", brummte ich etwas desinteressiert und wendete meinen Blick kurzerhand auf das geheimnisvolle Mädchen, das sich immer noch mit Michael unterhielt. Es war auffällig genug, dass sie mitten im Schuljahr genau zu unserer Schule wechselte, aber dass es Tiana war, machte das Ganze noch schlimmer. Dieses Mädchen tat nichts im Leben ohne Grund und würde uns immer wieder um den Finger wickeln wollen, was ich aber nicht zulassen werde. Komischerweise schaffte sie es anscheinend ihre Spielchen mit Michael zu spielen, der sie sonst schon längst weggeschickt hätte und irgendwie hatte ich die leise gruselige Vermutung, warum sie das geschafft haben könnte.Schnell fiel mein Blick wieder auf Maurice, der total genervt zu den Beiden schaute. "Ich weiß, aber das meinte ich eigentlich nicht. Ich frage mich eher, was sie Micha untergemischt hat." Innerlich wollte ich am liebsten loslachen und ihm sofort erklären, dass Michael das alles doch nur wegen seines Stolzes tat und weil es ihn viel zu sehr störte, dass Maurice mit jemandem zu diesem blöden Fest ging. Auch, wenn Micha das verleugnete, wusste ich, dass es die Wahrheit war, weil sein Verhalten einfach viel zu leicht zu deuten war. Manchmal war er wie ein offenes Buch für mich, aber Maurice schien das nicht zu verstehen. Sofort nahm ich den Entschluss auch Maurice zu testen, von dem ich noch nicht so genau wusste, was in seinem Inneren vorging. "Vielleicht steht er ja auf sie.", schlug ich dümmlich vor, weswegen Maurice mich rasant erschrocken anschaute. "Er hasst sie!", rief er etwas aufgebracht, was mich leicht grinsen ließ. Sie sollten sich besser endlich eingestehen, dass sie aufeinander standen, obwohl ich es allmählich selber nicht glauben konnte. Meine Freundesgruppe war einfach voll und ganz queer, was mich nur belustigt schnauben ließ.
"Hey Mauri. Hallo Manuel.", hörte ich plötzlich die selbstbewusste Stimme von Zofia, die ihren besten Freund herzlich umarmte. Schnell begrüßte ich sie freundlich, bevor ich die Beiden langsam ignorierte und mein Blick wieder auf Patrick fiel, der mit Alessa immer noch an der gleichen Stelle stand. Angewidert beobachtete ich, wie sie mal wieder lachend seinen Arm tätschelte. Langsam musste ich mir leider eingestehen, dass mich dieses Bild störte, das sich vor meinen Augen abspielte. Mich störte, dass sie ihn verliebt beäugte. Mich störte, dass sie sich immer noch innig umarmten. Und mich störte so sehr, dass seine Lippen manchmal noch ihre berührten, obwohl sie nur meine berühren sollten. Am meisten machte mich dann aber auch noch fertig, dass ich ein Teil dieses verräterischen Spiels war, das Patrick mit ihr spielte. Ich hasste es, dass er sie mit mir betrügen musste und es nicht einfach schmerzlos beenden konnte. Doch trotzdem wollte ich ihn nicht drängen, da ich genau wusste, dass er sich noch nicht wohl in seiner Haut fühlte und ich dieses unglaublich stechende Gefühl von mir selbst wiedererkannte. Dieses schreckliche Gefühl, das einem denken ließ, dass man nicht ganz normal war, das dir dazu auch noch jeden Tag aufs Neue gegeben wurde, bis man sich langsam daran gewöhnte. Und wahrscheinlich war genau das das Traurige daran, dass man sich daran gewöhnte, obwohl es etwas Schreckliches war, doch man hatte einfach keine Wahl. Seufzend schloss ich kurz meine Augen und versuchte die Bilder von meinem unsicheren Ich zu vergessen, das schon lange tot sein sollte."Geht es dir gut, Manu?", hörte ich die besorgte Stimme des Braunhaarigen neben mir, der mir mit seinem angenehmen Duft die Laune erhellte. Sofort öffnete ich wieder meine Augen und schaute grinsend in die Augen von Patrick, der mich nur skeptisch beäugte. Schnell kam ich aber wieder in die Realität zurück und beschloss ihm von den verrückten Neuigkeiten zu erzählen, die er wahrscheinlich noch nicht mitbekommen hatte. Still schweigend richtete ich meinen Kopf in die Richtung von Tiana und zu meiner Verwunderung war Micha plötzlich verschwunden. Einsam stand sie da und tippte unschuldig auf ihrem Smartphone herum. Patrick schien zu bemerken, dass ich verräterisch in eine Richtung starrte und folgte meinem Blick. "Ist das-" "Tiana. Ja.", unterbrach ich ihn kopfschüttelnd, während er nur erschrocken zu ihr schaute, "Sie ist hierher gewechselt und hat irgendetwas vor, das wahrscheinlich nicht gut enden wird." Rasant bemerkte ich, wie Patrick sich immer mehr anspannte und mir jetzt erst auffiel, was ihm Angst machte. "Deine Eltern werden nicht herausfinden, dass es hier eine Tiana gibt. Sie wissen nicht mal, wie sie aussieht.", beruhigte ich ihn vorsichtig, weshalb er nur schweigend nickte. Wir hätten uns definitiv etwas Besseres für die Notlüge ausdenken sollen, als einen Namen, den kaum Menschen besaßen. Schnell kam in mir der Drang auf, ihn einfach zu umarmen, um ihm besser helfen zu können, aber ich wusste, dass das hier vor all den Menschen nicht möglich war. Leise seufzte ich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich es hasste sein Geheimnis zu sein. Ich wollte endlich glücklich sein und nicht überall die Sorge haben, dass einer von Patricks Freunden aus der nächsten Ecke geschossen kam, wenn wir uns nah waren.
Verwirrt schaute ich zu Patrick, als ich seine warme Hand an meiner spürte und mein Herzschlag sich rasant verschnellerte. Mild lächelte er mich an, was ich auf Knopfdruck sofort erwidern musste. Auch wenn das mein Herz schmelzen ließ, wusste ich leider, dass mir das nicht genug war und es nie genug sein würde. Es breitete sich ein ungutes Gefühl in mir aus, das mir mal wieder aufs Neue klarmachte, dass ich all dem noch nicht traute und das würde sich nicht so schnell ändern lassen.
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Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & Zomdado
FanfictionDie Welt. Vier Elemente, die das Gleichgewicht halten. Erde, Wasser, Luft und Feuer. Doch was hatte das mit vier komplett verschiedenen Jugendlichen zu tun, die sich eine Woche lang wegen eines Schulprojektes jeden Morgen im Wald treffen mussten? "N...