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PoV. Patrick

Mit einem lauten Knallen schlug ich meine Zimmertür hinter mir zu und konnte einfach kaum fassen, dass Michael seinen 16. Geburtstag nicht feiern wollte. Eigentlich verstand ich nie wirklich, warum er nicht feierte und sich wie jeder andere darauf freute, endlich wieder Geburtstag zu haben, um mal für einen ganzen Tag im Mittelpunkt zu stehen. An seinen Geburtstagen machte er immer zu, weswegen niemand an ihn heran kam und das Problem daran war einfach, dass er dabei so viel verpasste und ich den Grund dafür wohl leider nie erfahren würde.
Plötzlich aber, schlich sich eine kleine Idee in meinen Kopf, die meine Laune wieder verbesserte und mich schelmisch grinsen ließ. Es war, als würde mir ein Licht aufgehen, das nur darauf gewartet hatte, zu erleuchten. Die beste Lösung war eine Überraschungsparty, zu der einfach niemand nein sagen konnte. Rasch nahm ich mein Smartphone in die Hand und rief kurzerhand meine feste Freundin an, die mir dabei eine große Hilfe sein könnte. Schließlich war das alles sehr spontan, da könnte ich jede Hilfe gebrauchen. "Alessa? Hast du kurz Zeit?", erkundigte ich mich bei ihr, als sie endlich an ihr Telefon gegangen war, während ich eine kurze Stille auf der anderen Seite des Hörers vernahm. "Ja klar, was ist los?" "Naja...Du weißt ja, dass Micha heute Geburtstag hat.", fing ich an, von meinem Plan zu erzählen und stoppte zwischen drinnen einmal kurz, um für einen Moment Luft holen zu können, "Ich habe vor, eine Überraschungsparty für ihn zu schmeißen!" Während ich ihr das Ganze mit großer Euphorie erzählte, war sie wohl nicht so begeistert von meiner unüberlegten Idee, die harte Konsequenzen mit sich ziehen konnte. "Ähm...Schatz, war das nicht immer so, dass er nie feiern wollte?", erkundigte sie sich vorsichtig bei mir, was mich nur dazu brachte, mit den Augen zu rollen. "Ja Alessa, aber für ihn wurde noch nie eine Überraschungsparty geschmissen. Vielleicht mag er es einfach nur nicht eine Party zu planen?" Wieder wurde es still um uns, als sie wahrscheinlich über meinen Einwand nachdachte. "Okay...Schatz, aber wenn das ein Reinfall wird, habe ich nichts damit zu tun!", meinte Alessa nach einiger Zeit belustigt und willigte damit glücklicherweise ein. Ein breites Lächeln schlich sich auf meine spröden Lippen. "Er wird es lieben! Dann komm doch gleich mal vorbei. Wir haben eine Party zu planen!", schrie ich voller Freude wahrscheinlich etwas zu laut, weshalb Alessa auch schnell auflegte, ohne noch etwas zu sagen.

Nachdenklich fragte ich mich, wie ich das Ganze so kurzfristig hinbekommen könnte und erinnerte mich daran, was Micha mir eben noch erzählt hatte. Irgendwann heute Abend würde er das Haus verlassen und seine kleine Schwester abholen, die heute bei einer Freundin zu Besuch war. Das war meine Chance, diese Party auf die Beine zu stellen und ihm seine erste Überraschungsparty zu schenken, die hoffentlich kein Reinfall werden würde. Sofort kam mir in den Sinn, dass ich Ronja einweihen sollte, um mir genügend Informationen zu besorgen, die ich nun einmal brauchte, um das alles in die Wege zu leiten. Traurigerweise hatte ich ihre Nummer nicht, aber zum Glück gab es die sozialen Medien, die mir in dieser Situation den Tag retteten. Gedankenverloren verfasste ich also eine einfache Nachricht und schickte sie, nachdem ich mir meine Nachricht nochmal durch gelesen hatte, endgültig ab.

Nachdem das erledigt war, schaltete ich mein Handy sofort ab und legte mich kurz auf mein Bett, um mich ein wenig zu entspannen. Es war schon alles verrückt. Durch die Sache mit Michas Geburtstag, hatte ich noch gar nicht an die nächste Woche gedacht, die uns allen bevorstand und definitiv interessant werden konnte. Für mich war es wirklich nicht der Weltuntergang, was es für andere bestimmt wäre. Niemand auf meiner Schule schien Manu wirklich zu mögen. Er stand immer schon mehr im Hintergrund, doch verstand ich nur nie, was so schlimm an ihm war. Manuel und ich waren schon immer in einer Klasse gewesen, aber ich hatte nie ein Problem mit ihm gehabt, da er einfach eine zurückhaltende Person war, die eigentlich keine Probleme machte, wenn man es nicht provozierte. Wir waren in der Grundschule befreundet gewesen und ich hatte ihn wirklich gerne gehabt, doch irgendwann wendete er sich von mir ab und wir redeten kaum ein Wort mehr miteinander. Trotzdem konnte ich mich noch an einen meiner vielen Geburtstage erinnern, auf dem er auch gewesen war und die Fotos von diesem Tag hatte ich wirklich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, weswegen ich sie mir auch jetzt irgendwie ansehen wollte, aber gerade als ich mich aufrichtete und meine Fotokiste herausholen wollte, gab mein Handy einen Ton von sich. 

"Ich finde es gut, dass du das machen willst. Er soll mich um circa 21:15 Uhr abholen. Das heißt er geht vielleicht zehn Minuten früher aus dem Haus. Ein Ersatzschlüssel ist unter der Fußmatte. Ich halte ihn ein wenig hin.", schrieb mir Ronja nach sehr kurzer Zeit zurück, was mich sofort glücklich stimmte. Meine Gedanken wegen Manuel und der nächsten Woche waren, als ich das las, gleich aus meinem Kopf verbannt. Die Party würde stattfinden. Gleich schrieb ich ihr noch ein schnelles "Super danke!" und nach ein paar weiteren Minuten, klopfte es dann auch schon pünktlich an meiner Haustür. So schnell ich konnte, sprintete ich die Treppen herunter und öffnete die Tür etwas stürmisch. Meine Freundin stand mit einem ziemlich verwirrten Gesichtsausdruck da und fragte sich wohl, woher meine gute Laune kam. Ihre langen blonden Haare waren zu einem Zopf gebunden und ihre hellblauen Augen glänzten ganz süß, als sie mich sahen. "Ich dachte schon, du wärst die Treppe heruntergefallen..." "Alles ist gut. Wichtiger ist, dass wir die Party machen können. Ich habe alles mit Michas Schwester geklärt. Wir müssen also nur noch spontan planen!" Vorsichtig nickte sie. "Wie wäre es denn, wenn du mich erstmal reinlässt, Pat.", erwiderte sie dann kopfschüttelnd, weshalb ich ihr schnell Platz machte und ihr kurzerhand einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückte.

"Meinst du echt, dass das eine gute Idee ist, Patrick?", fragte mich Alessa seufzend, als wir langsam die Treppe nach oben schlenderten und uns in mein Zimmer begaben. Kurzerhand blieb ich vor ihr stehen, um sie richtig ansehen zu können. "Mach dir keine Sorgen. Er wird es lieben.", erklärte ich ihr fröhlich und zog sie sogleich in eine feste Umarmung. "Bestimmt, aber Pat...Er würde so etwas doch nicht für dich machen. In seinem Leben geht es doch nur um Matheo und Tom.", versuchte mich Alessa immer noch, davon zu überzeugen, die Partyplanung bleiben zu lassen. Kurz dachte ich über ihren Einwand nach, aber kam schnell zu dem Entschluss, dass sich für mich dadurch nichts änderte. "Wir sind Freunde, seit der Grundschule. Außerdem mache ich doch auch mehr mit Sebastian als mit Micha. So etwas ist mir echt egal." "Wenn du meinst..."


(...)


Nachdem wir alles, was wir heute auf die Schnelle vorbereitet haben, aufbaut hatten, riefen wir die eingeladenen Gäste an, die dann auch ziemlich schnell ankamen. Niemand ließ sich an einem Freitagabend eine gute Party entgehen, auch wenn sie sehr spontan war. Micha müsste nun jeden Moment dazu kommen, weswegen meine Nervosität sichtlich stieg, da ich nicht genau wusste, wie er reagieren würde. Hoffentlich ließ er sich einfach mal darauf ein, ohne ein Drama daraus zu machen. Schon seit zehn Minuten schaute ich aus dem Fenster und wartete darauf seine Schwester oder ihn zu sehen, die mich von meiner Aufregung erlösen würden. "Leute? Ich habe ihn gesehen! Versteckt euch!", rief ich lauthals in die kleine Runde, als ich die Beiden endlich erblicken konnte. Sofort schaltete ich mit einem Kopfdruck das Licht aus und suchte mir schnell auch ein gutes Versteck. Nun herrschte eine abwartende Stille, die meinen Puls noch mehr verschnellerte. Das Einzige, was zu hören war, war der rostige Schlüssel, der gerade ins Schloss gesteckt worden war und sich nun zu bewegen schien. Das Nächste, was ich wahrnahm, war die Haustür, die mit einem stumpfen Knarren geöffnet wurde.
Rasch sprangen alle auf, als Michael das Licht anschaltete und riefen danach laut im Chor "Happy Birthday!". Grinsend lief ich rasant nach Vorne und wollte ihm mein kleines Geschenk überreichen, das ich heute noch schnell für ihn besorgt hatte. "Das ist für dich!" Sein Blick schwirrte kalt ihm Raum hin und her, bis er sich ausdruckslos wieder auf mich richtete. Ich wusste einfach nicht, wie ich mich verhalten sollte, da sein kalter Blick mich zu erdrücken schien. "Hast du das etwa gemacht?" Mir blieb der Atem sofort stehen. Ich konnte einfach nicht antworten.

Also nickte ich ganz schuldbewusst und erkannte an seinem kochenden Blick, dass diese Party ein großer Fehler gewesen war. Man sah genau, wie seine Wut förmlich hochkochte und versuchte mich damit zu verbrennen. "Was verstehst du nicht an 'Ich will nicht feiern'! Verdammt nochmal, Patrick!", schrie er mir wutentbrannt zu und stürmte einfach nach Draußen, ohne überhaupt auf meine Antwort zu warten.



Mein Blick fiel beschämt zu Boden. Das war ein großer Fehler gewesen.

Erde, Wasser, Luft und Feuer | Kürbistumor & ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt