Ps. Das ist mein absolutes Lieblingskapitel XD Ich hoffe, eures auch? schreibt's in die Kommis ^^ :*
„Weisst du denn nicht mehr, welches Versprechen du mir erst gestern abgenommen hast? Ich werde niemals auch nur einer Menschenseele etwas von dir erzählen. Du... du kannst mir glauben", versicherte er ihr und in seiner Stimme lag eine unendliche Zärtlichkeit. Es folgte eine lange Pause, in der keiner der beiden sprach. „Weißt du, es sind nicht alle Menschen so wie du, Tom", erklärte sie mit einer Sanftmut, die Toms Herz höher schlagen liess. „Mein Urgrossvater zum Beispiel ist vor einhundertzwanzig Jahren von Fischern gefangen worden", erzählte sie. „Sie haben ihn überwältigt und man sagt, dass sie ihn zu sechst hatten festhalten müssen. Sie haben ihn an Land gebracht und gefoltert. Sie wollten wissen, ob es noch mehr von seiner Art gab und wo wir uns befanden. Doch selbst unter Schmerzen und Todesängsten hat er kein Wort gesagt, geschweige denn seine Kräfte offenbart, so wie ich es getan habe. E wird als Schande angesehen. Als Schmach." „Was ist mit ihm passiert?", fragte er, als sie geendet hatte. „Man hat ihn als Trophäe an den Torbogen am Dorfeingang genagelt. Es heisst, dass er in der Nacht darauf verschwunden sei und man seinen Leichnam, halb Fisch, halb Mensch nie gefunden habe. Den Dorfbewohnern war diese Sache immens peinlich, doch sie haben lange Zeit nicht aufgehört nach uns zu suchen." „Man hat seinen Leichnam nie gefunden?" „Nein", antwortete sie ernst. „Obwohl... Wenn wir annehmen können, dass mit ihm das Selbe geschehen ist wie mit mir, dann sieht es ganz so aus, als hätte man am nächsten Morgen einfach einen nackten Mann am Torbogen hängen sehen können, was natürlich die Peinlichkeit der Situation noch unterstreicht", gluckste sie und sie mussten beide lachen. Diese Hypothese war aus ihrer Sicht ebenso plausibel, wie sie aus der Sicht der Menschen lächerlich war und umgekehrt. Aber es tat gut, mit Tom lachen zu können. Bald darauf kniete Tom am Boden zu Adaras Füssen und besah sich die langen Narben an ihren Beinen, die überhaupt nicht so aussahen, als ob man sie erst am Vorabend genäht hätte. „Effektiv. Ich kann die Fäden eigentlich schon wieder ziehen", meinte er stirnrunzelnd. „Na dann mach es doch", erwiderte seine Patientin auf dem Stuhl vor ihm. Tom sah sie verdutzt an, drehte sich dann aber zu seinem Ärzte-Set um und kramte nach der speziell geformten Schere. Es dauerte nicht lange, bis er sie gefunden und desinfiziert hatte. Dann legte er sie ans untere Ende der Naht an Adaras rechter Wade und hielt inne. „Bereit, Fé?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und Adara nickte bestimmt. Dann schnitt er vorsichtig den ersten Knoten auf. Adara verspürte ein Ziehen bis hoch zum Knie, reagierte jedoch nicht. Sie konnte Wunden heilen und Wasser kontrollieren, da würde sie so banale Schmerzen auch aushalten können. Tom war beim vierten Knoten angelangt und der Schmerz kroch Adara den Oberschenkel hoch. Sie biss sich auf die Lippen und kniff die Augen zu. Die Schmerzen beim Zunähen mussten auf jeden Fall schlimmer gewesen sein, da war sie sich sicher und auch immens froh darüber, nichts gespürt zu haben. Der neunte Donati-Knoten war offen und sie hielt den Atem an. Nur noch einer. Der Schmerz breitete sich blitzartig in ihrer rechten Körperhälfte aus und sie sog scharf die Luft ein. „Geht's?", fragte Tom besorgt und sie nickte heftig mit dem Kopf. Der Schmerz liess wieder nach und sie lehnte sich ihn ihrem Stuhl etwas zurück. „Es geht schon", sagte sie. „Bleibt nur noch das andere Bein", fügte sie stöhnend hinzu. „Nicht ganz", erwiderte Tom gedehnt und zeigte auf die grauen Fäden, die jeweils links und rechts neben der langen Narbe aus dem Fleisch ihrer Wade sprossen und Adara schluckte leer. Tom hatte die Fäden noch gar nicht gezogen. Er hatte lediglich die Knoten aufgeschnitten. „Das wird wehtun, oder?", fragte sie mit geschlossenen Augen. „Ich will ehrlich zu dir sein", begann Tom und schaute ihr direkt in die Augen. „Das wird jetzt wahrscheinlich höllisch wehtun. Das wird wahrscheinlich der grösste physische Schmerz sein, den du je empfunden hast. Nein quatsch, das war nur ein Scherz. Es wird leicht ziehen und vielleicht ein wenig brennen, aber das war's dann auch schon. Es ist etwa doppelt so schlimm wie die Knoten aufzuschneiden und das gleicht ja dem Augenbrauenzupfen. Aber ich schwöre, ich werde alles versuchen, um es so schnell und so angenehm wie nur irgend möglich zu tun, okay?" Sie schaute ihn aus ihren weitgeöffneten, strahlend blauen Augen heraus an, antwortete jedoch nicht. Sie schien zu überlegen. Doppelt so schlimm wie das Lösen der Knoten? Sie würde sterben... Hier und jetzt. „Und nein, ich werde das hier unter keinen Umständen so lassen!", ergänzte Tom, als er ihren Gedankengang verfolgte. „Erstens ist das Infektionsrisiko einfach viel zu hoch und zweitens", er machte eine kurze Pause „und zweitens sieht es einfach nur scheisse aus", beendete er seinen Satz mit einem Seufzen. Sie schauten nun beide auf die stachelartigen Auswüchse, die für Tom aussahen, als hätte der Rasierapparat zeitweise den Geist aufgegeben und Adara musste unweigerlich kichern, was auch Tom zum Schmunzeln brachte. „Na dann", beschloss Adara mit einem ergebenen Seufzen, klammerte sich mit beiden Händen an den Sitz, biss die Zähne zusammen zu kniff die Augen zu. Tom besah sich seine Patientin mit einem stummen Kichern. Die Art wie sie dasass war irgendwie süss. Dann holte er eine Pinzette hervor, desinfizierte sie, setzte sie an den ersten Faden, drückte mit Daumen und Zeigefinger seiner Linken Hand auf die Haut um den Faden herum und zog. Adara zuckte zusammen und schrie. Der Schmerz war unerträglich. Ihre Fingernägel bohrten sich in die Sitzpolsterung. Kaum hatte sie sich erholte durchfuhr sie der nächste, ebenso stechende Schmerz und sie biss sich auf die Lippen. Sie wollte nicht wieder schreien, dafür fühlte sie Nässe um ihre Augenlider. Sie zitterte vor Schmerz. Ihr ganzer Körper war verkrampft, ihre Augen und Lippen zusammengepresst, ihre Finger im Sitz verkeilt. Tränen rannen ihr die Wangen hinab und Schweiss glänzte auf ihrer Stirn. Sie tat Tom unendlich leid. Er hatte nach dem fünften Faden aufgehört. So konnte er nicht weitermachen, so wollte er es nicht. „Fé, ich werde dir ein jetzt ein Schmerzmittel geben, dann wird es besser, ja?", fragte er mit bebender Stimme. Es war zwar Fé, die die Schmerzen verspürte, aber er litt auf jeden Fall mit ihr mit. Adara schluckte und versuchte mit ihrem Kopf zu nicken. Sie zitterte fürchterlich. Sie hörte, wie sich Toms Schritte von ihr entfernten, und auch, wie er einige Momente später wieder zurückkam. „Hier", hörte sie ihn sagen und öffnete ihre Augen. Der Schmerz liess langsam wieder nach. Er hielt ihr ein grosses Glas Wasser hin und etwas Kleines, Weisses, Ovales. „Das ist ein zuverlässiges Schmerzmittel. Es wirkt zwar besser, wenn es intravenös verabreicht wird, aber ich hab hier nicht die Mittel dazu, also muss es eben so gehen", erklärte ihr Tom. Adara schaute ihn verwirrt an und er begriff. Sie hatte ja schliesslich noch nie eine Tablette genommen. „Du musst das schlucken", sagte er. „Zuerst nimmst du die hier in den Mund und dann spülst du sie mit einem grossen Schluck Wasser hinunter." Zaghaft nahm Adara das Medikament entgegen, steckte es sich in den Mund und nahm einen grossen Schluck Wasser. Es war fürchterlich. „Und was jetzt?", fragte sie, als sie sah, dass Tom keine Anstalten machte, fortzufahren. „Jetzt warten wir darauf, dass es wirkt. Das sollte jeden Moment passieren", erklärte er. Und tatsächlich. Kaum hatte er es gesagt, begann sich Adaras Sicht zu vernebeln. Ihr wurde ganz komisch und sie konnte sich nicht mehr auf dem Stuhl halten. Die Schmerzen in ihrer Wade nahm sie tatsächlich nur noch von ganz fern wahr. Sie spürte, wie sie hochgehoben und fortgetragen wurde, konnte jedoch nicht dagegen protestieren. Sie hatte keine Kontrolle mehr über ihren Körper, konnte sich nicht bewegen. Sie wurde hingelegt. Sie nahm einen Schatten neben sich wahr, konnte sich aber nicht rühren, nicht schauen, was es denn war. Sie bekam es mit der Angst zu tun. Was passierte da gerade? Sie konnte nicht mehr denken. Wo war sie? Wer war da bei ihr? Sie spürte ein Zupfen irgendwo weit unten. Diese Stelle schien gar nicht mehr zu ihrem Körper zu gehören und doch, und doch fühlte sie diese Stelle. Und dann spürte sie noch ein Ziehen. Und noch eins. Und noch eins. Sie hatte kein Zeitgefühl mehr. Wie lange lag sie schon so da? Wie war sie hierhin gekommen? Weshalb lag sie eigentlich hier und wieso zupfte es denn an dem Punkt so weit unter ihr? Sie sah Sterne über ihr kreisen, die zu Punkten wurden, die wiederum zu Strichen wurden, die anfingen wie die Wellen zu tanzen. Sie sah Delfine, die regenbogenfarben über die Zimmerdecke glitten. Zimmerdecke. Wieso war da eine Decke, wenn sie doch Sterne... und Punkte... und ihre Delfine... Adara schloss mit aller Kraft, die sie noch aufbringen konnte ihre Augen und wohltuende Schwärze umfing sie. „Fé? Fé!", sie hörte, dass jemand rief, hörte es wie durch ein Kissen, durch eine Mauer aus Nebel. Sie wollte einfach weiterschlafen. „Fé! Wach auf! Fé!", hörte sie es nun deutlicher. Jemand rief nach ihr. Jemand tätschelte ihr die Wange und sie kam langsam wieder zu sich. Was war geschehen? Das Tätscheln hatte aufgehört und sie hörte, wie jemand sagte: „Es tut mir so leid." Augenblicklich wusste sie, was gleich geschehen würde. Sie musste unbedingt etwas tun, ansonsten... „Untersteh dich!"
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Mermaid Summer
FantasyTom's Unglück begann vor etwa einem Jahr, als er zusehen musste, wie seine Familie in einem schrecklichen Brand ums Leben kam. Als einziger Überlebender schlägt er sich mit heftigen Depressionen und Albträumen herum und kann einfach nicht glauben, d...