Tut mir leid, dass ihr warten musstet. Hatte gestern einen "Far niente"-Tag und hab dumm und faul im Bett gelegen. Da morgen die Schule bei mir wieder losgeht und es jetzt nur noch gute 6 Wochen bis zu den Abschlussprüfungen hin sind, werden die Kapitel nur noch sehr sporadisch kommen - ok, so viele werden es nicht mehr sein, Mermaid Summer ist ja leider schon bald zu Ende. Hoffe, ihr könnt über das Kapitel schmunzeln, ich für meinen Teil kann es ^^
<3
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„Wo ist Adara denn jetzt?", beharrte Tülay und stemmte sich die Hände in die Hüften. Sie hatte die leeren Flaschen entsorgt, die Vorhänge aufgezogen, sich der vergammelten Chips-Tüten angenommen und sich ihrer entledigt, alle Zimmer gelüftet und Tom hatte dabei teilnahmslos auf der Couch gesessen und Löcher in die Luft gestarrt. „Weg, sagte ich doch schon", erwiderte er schroffer, als er es eigentlich beabsichtigt hatte. Er sah nicht, wie Tülay die Augen verdrehte. „Ja, aber wohin? Sie kann sich doch nicht einfach so in Luft aufgelöst haben", entgegnete sie. Sie würde nicht nachlassen, bevor sie nicht eine annähernd zufriedenstellende Antwort bekommen hatte, das wusste Tom. Der Alkohol vernebelte seine Gedanken und eigentlich wollte er nichts anderes als endlich schlafen zu gehen. In Ruhe. Alleine. Sich in seinem dunklen Zimmer verkriechen und für lange Zeit dort bleiben. Aber das konnte er nun ja wohl an den Nagel hängen. Verdammt. Ihm war kotzübel. „Das weiß ich doch nicht!", blökte er und betrachtete die Krümel auf dem Glastisch vor ihm. Kurz war es still. „Du meinst, ihr habt euch getrennt?", fragte Tülay irgendwann ins Nichts hinein, das in seinem Kopf herrschte. War sie etwa erschrocken darüber? „Ach, glaub doch, was du willst", nuschelte er und verschloss die Augen vor den viel zu hellen Sonnenstrahlen, die sowieso viel zu freundlich und zu heiter durch die großen Fenster fielen. Plötzlich wurde ihm mit einem ordentlichen Ruck die warme Kuscheldecke unter dem Hintern weggezogen und weil er dadurch die Balance auf dem Sofa verlor, polterte er schmerzhaft zu Boden. „Mist!", fluchte er und hielt sich mit beiden Händen den Kopf, der zu seinem Leidwesen Bekanntschaft mit dem Steinfuß des gläsernen Kaffeetisches gemacht hatte. „Oh, das wollte ich nicht, sorry!", fiepte seine ehemalige Kommilitonin, die Tom wegen der ganzen Sternchen, die vor seinen Augen Samba tanzten, nicht genau erkennen konnte. Als er auch nach mehreren Minuten noch nicht auf die Beine gekommen war, verschwand allerdings ihre freundliche Seite und machte einer weitaus weniger zimperlichen Person platz. Sie packte ihn unter den Achseln und schleifte ihn ein Stück weit über den Boden, zwischen dem Sofa und dem Sessel hervor und setzte ihn eigenhändig auf die Füße. „Mann bist du schwer!", ächzte sie und packte ihn um die Hüfte, dass es ihr die Schamröte ins Gesicht trieb, als er schwankend und torkelnd neben ihr stand, sich jedoch mehr verhielt wie eine antike Wasserleiche, die drohte, jeden Moment zu Wasser und Schlamm zu zerfließen. Nun gut, in Toms Fall hätten wohl Whiskey und Chips eher zugetroffen, aber dennoch. Kurz war sie erstaunt über den mit Muskeln gut bestückten Bauch, ließ sich davon aber nicht allzu sehr ablenken. Während sie ihn durch den dunklen Flur schleppte, lallte er etwas von schweren Knochen und mehr zum Lieben, doch sie ignorierte es, halb aus Respekt vor ihm und der erst vor kurzem verschwundenen Adara, halb aus dem Grund heraus, dass er mehr als tief ins Glas - respektive die Flasche - geschaut hatte. Sie fand das Badezimmer auch ohne seine geistige Anwesenheit und verfolgte ihren Plan, die in Selbstmitleid badende Schnapsdrossel auszunüchtern. Ganz behutsam versuchte sie ihn zum Stehenblieben zu bringen, lehnte seinen hochprozentig vollgesogenen Körper an die steinerne Wand, wo er jedoch nicht lange verharrte. Tom rutschte ganz langsam nach unten, was Tülay mit einem verzweifelten Ausdruck im Gesicht beobachtete, doch mehr als zuschauen konnte sie in diesem Moment beim besten Willen nicht tun. Als seine Knie einknickten und er vornüber direkt in ihre Arme fiel, konnte sie ihn gerade noch auffangen, hatte aber die größte Mühe damit, nicht mitsamt allem selbst den Boden zu küssen. Zum zweiten Mal in den letzten zehn Minuten verfluchte sie ihre gering ausgefallene Körpergröße. Tom nuschelte etwas an ihrem Ohr. „... hab dich vermisst, Fé. Wie schön, dass du mich ins Bett bringst..." Ein bisschen verrückt war es ja schon, auch wenn es sie zum Grinsen brachte. „Das. Ist. Nicht. Dein. Bett", presste sie atemlos hervor, kam jedoch nicht viel weiter. Dieser unmögliche Kerl begann nämlich genau in diesem Moment auch noch zu... warte, schnurrte er etwa gerade? Tülay konnte es nicht fassen. „Komm schon, Tom, hilf mir ein bisschen", ächzte sie und stemmte ihn mit aller Kraft zurück in die Dusche. Weitere sieben Minuten kämpfte sie damit, ihn in eine stabile Position zu bringen, bis er schließlich glücklich grinsend, jedoch mit geschlossenen Augen auf dem Boden der Dusche saß und sich nicht mehr rührte. Tülay wischte sich den Schweiß aus der Stirn. Irgendwie hatte sie sich das einfacher vorgestellt. Auf einmal freute sie sich darauf, bald wieder nur auf ihren kleinen Cousin aufpassen zu müssen. Der krabbelte wenigstens von alleine in die Badewanne. Vorsichtig schloss sie die gläserne Tür und wartete. Es vergingen vielleicht dreißig Sekunden, in denen sie gedankenverloren auf irgendein ihr selbst unbekanntes Ereignis wartete, dann erst landete ihre flache Hand mit einem ordentlich Klatschen mitten auf ihrer Stirn. „Das Wasser schaltet sich nicht von alleine an, Tülay", wisperte sie und schüttelte peinlich berührt den Kopf. Die Glastür wurde also wieder geöffnet, ihre Hand hatte sie schon ausgestreckt, um den Wasserhahn aufzudrehen, doch da stellte sich ihr die nächste Hürde in den Weg. Wie sollte sie jetzt bloß vorgehen, ohne selbst nass zu werden? Ihre Hand blieb in der Schwebe und sie blinzelte mehrmals verwirrt in Richtung Duschkopf, der geradezu auf ihr Gesicht gerichtet war. „Na toll", fluchte sie. Und dann landete ihre flache Hand erneut in ihrem Gesicht. „Autsch", murrte sie und rieb sich die schmerzende Stelle. Sie musste unbedingt aufhören, sich selbst Facepalms zu verpassen, am Ende würden noch rote Stellen zurückbleiben. Andererseits war es eine angemessene Bestrafung für ihre Zerstreutheit. Beim Gedanken an den Unfug, den sie beinahe wieder angestellt hätte, musste sie unweigerlich erneut den Kopf schütteln. Dann nahm sie kurzerhand den Duschkopf aus der Halterung und richtete ihn auf Tom und somit von sich fort. Erst jetzt betätigte sie den Wasserhahn. Flüssiges Nass schoss aus der Düse und kurz passierte nichts. Doch dann fing Tom an zu schreien und zu brüllen, als hätten ihm die Höllenhunde bei einer Verfolgungsjagd beide Füße abgebissen. Sie fand, dass dieser Vergleich irgendwie ganz gut passte, da der arme Teufel sich ja zur Zeit nicht rühren konnte, weil er so sturzbesoffen war. „Da musst du jetzt durch!", tadelte sie ihn und hielt ihm den Wasserstrahl beharrlich über den Scheitel. „Heeeeeeeiß!", jaulte er weiter und da fiel auch bei Tülay der Groschen. „Tschuldigung!", quiekte sie, während ihre Hand blitzschnell nach vorne stieß und den Hebel am Wasserhahn auf die andere Seite drückte. Keine drei Sekunden dauerte es und Tom schrie erneut, diesmal jedoch aus ganz anderen Gründen. Nun ja, fast jedenfalls. „Sag mal, spinnst du?", bellte er und entriss ihr den Duschkopf, der sich im Handgemenge selbständig machte und wie eine Schlange in alle Richtungen zuckte. Nun bekam auch Tülay eine kalte Dusche, die sich gewaschen hatte. Irgendwann schaffte es Tom aus seiner etwas hoffnungslosen Position heraus, den Wasserhahn zuzudrehen und die metallische Wasserschlange erstarb. Tülay kniete vor dem Duschkopf und drückte ihn mit beiden Händen zu Boden, ihr schwarzes Haar fiel wie ein schwerer Vorhang senkrecht nach unten und ließ sie aussehen wie eine Kreuzung aus Sumpfmonster und Werwolf. Ihr gesamtes Gesicht inklusive Hals, Brust, Schultern und Teilen des Bauches lagen unter dicken Schichten südländischen Haares. „Erwürgen bringt nichts. Wasser abstellen hingegen schon", murrte er und trat wie ein begossener Pudel aus seiner eigenen Dusche heraus, wankte ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen an Tülay vorbei und kramte ein Badetuch aus einem der Schränke unter dem Waschbecken. Als er es sich jedoch ins Gesicht drückte, jaulte er schmerzerfüllt auf und ein Blick in den Spiegel genügte, um die Verbrennungen dann auch noch visualisieren zu können. „Verdammte Scheiße! Was hast du getan?", fuhr er sie lautstark an und Tülay zuckte unter der schroffen Art zusammen. Das schien heute irgendwie nicht derselbe Tom zu sein, den sie von der Uni kannte. „Ich wollte doch nur helfen", nuschelte sie, als sie ihr Haar wie einen Theatervorhang in der Mitte vor ihrem Gesicht geteilt, zur Seite gezogen und wie ein Welpe mit großen, dunklen Augen zu ihm heraufgeschaut hatte. „Helfen? Nennst du das etwa helfen?", erwiderte er verzweifelt und verzog erneut schmerzerfüllt das Gesicht, in das er mit seinem zitternden Zeigefinger deutete. Tülay ließ betroffen den Kopf hängen. „Verlass... sofort... mein Haus", schnaubte Tom.
Aber diesen Gefallen hatte sie ihm natürlich nicht getan. Nein, sie war geblieben und nun saßen sie mit Verbandskasten und einem noch immer klatschnassen, zitternden Tom mit roten Pusteln im Gesicht am Esstisch. Auch Tülay tropfte was das Zeug hielt, aber Tom erlaubte ihr nicht, sich an Adaras Sachen zu bedienen, was Tülay irgendwie so gar nicht verstehen konnte. Nachdem sie nun die zigtausend verschiedenen Tuben, Tablettenschachteln und Cremedosen unterschiedlichster Größen quer über dem Esstisch verteilt und einem unüberblickbaren Schema folgend sortiert hatte, schien sie endlich fündig geworden zu sein. „Da haben wir es ja!", stellte sie siegreich fest und hielt eine blassgrüne, halb leere und ordentlich verbeulte Aluminiumtube in die Höhe. Tom wagte es nicht, seiner Skepsis Ausdruck zu verleihen. Zu sehr brannte sein ganzes Gesicht und die Schmerzen, die hochgezogene Augenbrauen verursacht hätten, wollte er sich nicht antun. Also blieb er stumm und ließ sich protestlos eincremen. Ganz vorsichtig bestrich Tülay jede Stelle einzeln mit einer großzügigen Schicht der Paste und entgegen aller Erwartungen, fühlte es sich sogar sehr angenehm an. Tom atmete erleichtert auf. Vor ihm stand noch immer das Wasserglas mit den zwei Aspirintabletten, die nur darauf warteten, in seine Blutbahnen zu gelangen. Sein Kopf brachte ihn um, auch wenn das äußerliche Brennen langsam nachließ. Fast eine halbe Stunde lang verbrachten sie damit, Tom's Verbrennungsmale zu verarzten. Zum Glück hatte der Rest seines Körpers kaum etwas abbekommen. Und so begrenzten sich die wunden, mit Pusteln besetzten Stellen auf seinen Kopf- und Schulterbereich. „So. Jetzt musst du nur noch wieder ganz nüchtern werden", sagte sie bestimmt, während sie den Deckel wieder auf die Tube drehte und sie zu den anderen auf den Tisch legte. „Am besten ich bleibe noch einige Tage hier, dann kann dir nichts passieren." Jetzt wurde es Tom allerdings trotz der Übelkeit, des überwältigend miserablen Schwindelgefühls und den kaum auszuhaltenden Kopfschmerzen doch zu bunt. Mit erhobenen Händen stand er auf und wankte an ihr vorbei. Vielleicht hatte er es ja tatsächlich übertrieben mit dem Alkohol, dachte er. „Nein, Tülay. Das wird... nicht nötig sein. Mit Sicherheit", erwiderte er und musste sich am Tresen festhalten, um die drei Stufen nicht hinunterzustürzen. Aber die junge Frau ließ sich nicht so einfach abwimmeln. „Ich bestehe aber darauf!", meinte sie spitz und stampfte mit dem Fuß auf – nicht, dass es Tom beeindruck hätte, dafür fühlte sich sein Kopf viel zu malträtiert an. „Du brauchst jetzt jemanden, der auf dich achtgibt!", verdeutlichte sie ihr Anliegen und verschränkte unterstreichend die Arme vor der Brust. Tom schloss seine Augen. Offensichtlich wollte sie den Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstehen. „Bevor du noch einmal auch nur in die Nähe meines Gesichtes kommst, hole ich mir einen Pflegedienst ins Haus. Ich rufe jetzt Henry an. Der wird sich genauso gut um mich kümmern können, wie du", blaffte er sie an und wandte sich zum Telefon um, was gar nicht so einfach war, wenn sich das ganze Haus um einen drehte. Zuerst griff er ins Leere. Erst beim zweiten Versuch gelang es ihm, den Hörer zu fassen zu bekommen. „Wer ist Henry?", fragte Tülay mit einem etwas beleidigten Unterton in der Stimme, ließ ihn aber gewähren. „Mein Butler", seufzte Tom genervt und wählte die Nummer.
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Ausserdem möchte ich euch noch um etwas bitten:
Mermaid Summer ist ja jetzt schon ein ziemlich dicker Schinken. Und wie man es sich wahrscheinlich denken kann, verlieren viele Leute das Interesse an Geschichten, wenn sie deren Umfang sehen. Darum, wenn ihr Leute kennt, denen Mermaid Summer gefallen könnte, oder von denen ihr denkt, dass sie es unbedingt lesen müssen, dann macht sie doch darauf aufmerksam. Es wäre einfach total toll. *~*
Im Übrigen bin ich schon fleissig am Planen, denn nach Mermaid Summer geht es dann mit "The Clansmen" weiter. Die ersten Kapitel könnt ihr zwar jetzt schon lesen, sie werden aber nochmal überarbeitet, damit sie sich nicht anhören wie auf einer Hetzjagd auf der Autobahn verfasst. Und nach "The Clansmen", tja, das werdet ihr noch früh genug erfahren... ;) Ideen hab ich jedenfalls. Ich hab sie alle aufgeschrieben, im Ganzen hab ich 17 Stories im Kopf, von denen drei angefangen und zwei beendet sind (Ich bin jetzt mal grosszügig und rechne MS zu den beendeten ^^)
Ihr werdet in Zukunft also noch recht lange von mir hören XD
P.S. Mermaid Summer ist eigentlich eine Trilogie. Ich werde sie auch als solche einem Verlag anpreisen... irgendwann... hehe ^^
Wünscht mir Glück <3
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Mermaid Summer
FantasyTom's Unglück begann vor etwa einem Jahr, als er zusehen musste, wie seine Familie in einem schrecklichen Brand ums Leben kam. Als einziger Überlebender schlägt er sich mit heftigen Depressionen und Albträumen herum und kann einfach nicht glauben, d...