Hallo! :D tschuldigung für die Verspätung, ich hab heute mein absolut brandneues Wacom Drawing Tablet versucht zu installieren und das hat Zeit gebraucht. Ausserdem waren wir im Restaurant den 20. Hochzeitstag meiner Eltern feiern. :D stellt euch das mal vor! Vor zwanzig Jahren stand meine Mama in einem weissen Hochzeitskleid vor dem Altar und ich war nur ein winziges Würmchen in ihrem Bauch.
Verdammt, ich werde alt 8'{
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Die Tage zogen vorbei und es wurde immer Kälter an Land. Mit dem November hielt langsam auch der Winter Einzug und genauso kalt schien es auch in Adaras Herz zu werden. Nachdem Marlene des Palastes verwiesen worden war, hatten Gerüchte begonnen, die Runde zu machen. Die Leute bekamen zunehmend Angst vor der Regentin und trauten sich kaum mehr, auch nur in die Nähe des Palastes zu kommen. Adara wurden mit der Zeit die unsäglichsten Taten nachgesagt und die fürchterlichsten dunklen Kräfte angedichtet. Dass sich das Orakel einem Einzelnen unterwarf, das konnte es einfach nicht geben. Die Zeiten wurden sehr ruhig für Adara und mit dieser Ruhe kam auch die Einsamkeit. Jetzt, da Marlene nicht mehr da und der hohe Rat der Senatoren so aufgescheucht war, war niemand mehr zur Stelle, der ihr sagen wollte oder konnte, was sie den ganzen Tag über tun sollte. In ihr eigenes Zimmer kehrte sie nicht mehr zurück. Vielmehr hatte sie es sich seit dieser einen, nervenaufreibenden Nacht zur Angewohnheit gemacht, sich jede Nacht in einen anderen Teil ihres Domizils zurückzuziehen – was sie unauffindbar machte, sehr zum Leidwesen der Palastwache. Einzig ungebrochen blieb ihr Kampfgeist. Nachdem sie dem Orakel endlich Paroli geboten hatte, hatte sie ihr Unterfangen wieder aufgenommen, sich gegen die unsichtbaren Mauern zu wehren, die sie in ihrem eigenen Palast, welchen sie einst einmal als ihr Zuhause bezeichnet hatte, gefangen hielten. Es brachte ihr zahlreiche blaue Flecken ein und der einzige Trost, der ihr das scheinbar niemals enden wollende Scheitern erträglich macht, war die Tatsache, dass das Orakel genau wie sie gefangen war. Nur zeigte es sich nie. Ein Ort, an dem sich Adara ganz gerne aufhielt, war nach wie vor die Bibliothek, auch wenn sie sich nun von der Abteilung mit den Zaubersprüchen fernhielt. Zu frustrierend war schließlich die ertraglose Suche nach Zaubern geworden, die ihr beim Fliehen hätten behilflich sein können. Dafür hatte sie in anderen Abteilungen mehr oder weniger interessante Dinge gefunden. Zum Beispiel waren da Bücher, welche die Gesetze von vor über dreihundert Jahren in sich trugen. Worauf man heute kaum mehr Wert legte, war damals sehr genau geregelt gewesen und einige Strafen bei Missachten der Verhaltenscodes riefen bei Adara nur noch verständnisloses Kopfschütteln hervor. Irgendwann hatte sie auch eine Abteilung gefunden, die bis fast unter die Decke mit überdimensional großen Büchern bestückt war. Sie hatte nur ein einziges Exemplar herausziehen und aufschlagen müssen, um schon auf den ersten Blick erkennen zu können, dass es sich hierbei die Einwohnerprotokolle handelte. Obwohl die Bücher so groß und schwer waren, reihten sich in filigran kleiner, sorgfältiger Schrift in jeder Spalte Name an Name. Es schien fast so, als hätte man schon ab der allerersten Seite Platz sparen wollen. Adara bezweifelte nicht im Geringsten, dass auch die weit über einhundert anderen Exemplare nicht anders aussehen mochten. Wie weit aber die Namensverzeichnisse in die Vergangenheit zurückreichten, erstaunte sogar sie. Skurril an der ganzen Datenerfassung war, dass nebst Aufenthaltsort, Geburtsname und -datum, der Familienzugehörigkeit vor und nach der Heirat und den Namen der jeweiligen Kinder auch Todesdatum und Todesweise verzeichnet waren. Und Adara fiel auch auf, dass immer eine Spalte leer war, auf jeder Seite. Wie jeden Tag etwa um dieselbe Uhrzeit wurde sie, bei was auch immer sie dann gerade tat, von einer Wache unterbrochen und aufgefordert, zu essen. Was mit einer höflichen Bitte begonnen hatte, war mittlerweile zu steifen Routine geworden, denn nachdem Adara immer öfter die Mahlzeiten gänzlich ausgelassen und die Wachen einfach wieder fortgeschickt hatte, hatte der Rat sich aus seiner Starre gelöst und angeordnet, die Königin falls nötig Zwangs zu ernähren. Denn obwohl Adara der Wunschfantasie, die sich die Leute von der Regentin machten, nicht ferner hätte sein können, legte es niemand darauf an, dass sie starb – weder durch äußerliche Einflüsse, noch durch ihre eigene Hand. Sie war die dritte Trägerin der Krone in einem halben Jahr und niemand wusste, wie das Meer reagieren würde, wenn sie auch gestorben wäre. Es war nicht gut, die Natur so sehr auf die Probe zu stellen. So war Adara nicht nur Königin und gleichzeitig Gefangene, sondern wurde Rund um die Uhr bewacht. Ein größerer Misstrauensbeweis hätte es nicht geben können. Aber die Wachen verließen ihre Plätze auch nicht mehr, als sich davon überzeugt hatten, dass sie regelmäßig aß und entgegen aller im Volksmund kursierenden Legenden keine dunklen Mächte verherrlichte und schwarze Magie betrieb, sondern ihre Nase stundenlang in den Namensregistern längst vergangener Zeiten vergrub. Was hätte sie denn sonst auch tun können? Bis auf die Wachen und einem Minimum an Personal – welches sie überdies hinaus sowieso aus Angst vor ihr mied – war kaum jemand im Palast, der gewillt war, sich mit ihr zu beschäftigen. Immerhin war sie kein kleines Kind mehr. Nein. Diese Zeiten waren vorbei, in denen sie unbeschwert mit ihren Geschwistern durch die Flure getobt war und jeden Tag eine neue Ecke des Palastes entdecken konnte. Der Palast hatte schon lange nichts Geheimnisvolles mehr vor ihr zu verbergen und die Flure waren leblos, kalt und leer. Und sie war nun Königin. Königin von reichlich viel Wasser, Steinen und unzähligen Fischen und ähnlichen Wesen, die zwar alle wussten, dass es sie gab, aber keiner den Mut aufbringen konnte, ihr unter die Augen zu treten. Adara fragte sich allmählich, wie sie sich je hatte wünschen können, endlich alleine zu sein. Wenn sie die Namen in den Registern sah, war es fast so, als wären deren Besitzer mit ihr im selben Raum und ihr machte es irgendwie Spaß, sich all diese Leute vorzustellen. Die einzige andere Beschäftigung, die ihr so etwas wie Freude bereitete, war sich abends einen Ort zu suchen, von dem aus sie eine gut Sicht auf die Stadt hatte. Manchmal schnappte sie Gesprächsfetzen auf oder konnte selbst vom Palast aus die nächtlichen Gesänge hören, die traditionell in allen Ecken der Stadt angestimmt wurden, sobald es dunkel war. Die Erinnerung an Tom vergrub sie dabei tief in sich und bedeckte sie mit allen aufwühlenden und ärgerlichen Gedanken, die sie seit dem ersten Tag in ihrem Amt gesammelt hatte. Und so verging die Zeit. Langsam, aber beständig und Adara begann es zu akzeptieren. Nun ja, beinahe. Sie wollte es dem Orakel noch immer für dessen Überheblichkeit heimzahlen. Sie wollte dieser Kugel und sich selbst beweisen, dass sie dieser nutzlosen Prophezeihungsgauklerin zumindest ebenbürtig war, wenn nicht überlegen. Sie hatte es ja schon einmal geschafft, ihm ein Schnippchen zu schlagen und es hier einzusperren. Nun musste sie es nur noch schaffen, die Mauern zu überwinden. Zu Beginn hatte sie es versucht, weil sie zu Tom hatte zurückkehren wollen. Dieser eine Gedanke hatte ihren Kopf gefüllt. Tom. Immer wieder Tom. Und nun wollte sie einfach nur noch raus aus ihrem eintönigen, stinklangweiligen Leben. Raus in die Stadt, wenn sie nur so weit kommen konnte. Endlich wieder unter Leute gehen. Aber es wollte ihr einfach nicht gelingen, die einzig und allein für sie existierenden, unsichtbaren Barrieren zu überwinden. Eines Tages fand sie ein Päckchen in der Bibliothek. Es stand kein Absender drauf, war aber zweifelsohne für sie bestimmt. Mit schwarzer Tinte war eine Krone auf eine Ecke gemalt worden. Adara löste die Verpackung aus Seealgen und hielt eine Schatulle in der Hand. Auch hier fand sie keine Notiz, deshalb öffnete sie das Kästchen und fast gleichzeitig hätte sie vor Wut platzen können. Was sie da sah, grenzte an einen schlechten Scherz und griff gleichzeitig mit eiserner Faust nach ihrem Herzen und drückte kräftig zu. Sie griff sich den Inhalt und schleuderte ihn mit aller Kraft durch den Raum. Nicht nur wusste sieschlagartig, von wem dieses ominöse Päckchen gekommen war, sondern auch, dass sich ihre Schwester über sie lustig machte. Und schlimmer noch, denn all ihre Bemühungen, Tom endlich ansatzweise loslassen zu können, wenn es auch noch immer unmöglich war, ihn zu vergessen, waren gerade zunichte gemacht worden. In dem Kästchen waren nämlich zwei Dinge gewesen. Ein feinsäuberlich gefaltetes Stück Papier und das silberne Amulett, dass Adara nie hatte verzaubern können. Ausgerechnet der Anhänger, den sie Tom hatte zukommen lassen wollen, der aber seinen Zweck unverzaubert nie hätte erfüllen können. Es waren so viele Tage vergangen, dass Adara die Existenz dieses Stückes schon beinahe vergessen hatte, hatte sie doch geglaubt, es verloren oder verlegt zu haben – und es war ihr recht gewesen. Doch nun, nun war wieder da und mit ihm all die schmerzhaften Erinnerungen, die ihren Kopf beinahe zum Platzen und ihr Herz zum implodieren brachten. Tom war mit einem Mal und aller Kraft in ihre Gedankenwelt zurückgekehrt. Adara konnte den offensichtlichen Spott Marlenes kaum ertragen. Später fanden sie die Wachtleute unter einem der Bibliothekstische, zu einer Kugel eingerollt und da Gesicht fest in ihren Händen vergraben. Als die Männer sie jedoch unter dem Möbelstück hervorzerrten, nicht ohne sichtliche Besorgnis um das Wohlergehen ihrer Königin, und Adara halbwegs wieder zu Gesinnung kam, schaute sie die Wachen erst nur dumpf an, bevor die Wut sie wieder packte und natürlich auch die Scham, denn es war ihr mehr als peinlich, dass man sie in dieser Verfassung gesehen hatte, schickte sie die Männer mit halb gebrüllten Worten fort und verbat ihnen, sie an diesem Tag noch einmal zu stören. Und dann war Adara wieder allein in dem großen, kalten Raum, der gefüllt war mit so viel Wissen und ihr dennoch keinen Trost schenken konnte. Ihre Gedanken kreisten um Tom, der sich nicht wieder in die hinterste, dunkelste Ecke ihres Bewusstseins zurückdrängen lassen wollte. Er war da und sie konnte ihn vor ihrem inneren Auge sehen, als stünde er direkt vor ihr. Wie er lächelte und sich unsicher am Kopf kratzte. Wie seine grünen Augen in ihre Richtung blitzten und er ihren Namen raunte. Und es tat alles so weh, dass sie dachte, ihr Körper würde zu Staub zerfallen. Ihr Magen rebellierte wieder. Heute hatte sie noch keinen Bissen gegessen, ihre Kräfte ließen allmählich nach. Aber sie konnte sich nicht rühren. Am liebsten hätte sie geheult, endlich geheult, aber mehr als tiefe Schluchzer, die ihren Körper schüttelten, brachte sie nicht hervor. Und irgendwann hörte auch das auf. Sie saß am Boden an eines der Regale gelehnt, mit geschlossenen Augen und wartete darauf, dass der Schmerz endlich nachließ. Sie wusste, dass sich der Raum um sie herum drehen würde, wenn sie ihre Augenlider aufschlug, also zögerte sie den Moment noch hinaus, wartete darauf, dass ihr Herz wieder langsamer schlug und sie wieder ruhiger atmete. Sie starrte dann die Bücher an. Eine Wand aus Bücher in allen Größen und Farben. Lange starrte Adara vor sich und nahm doch nichts von dem wahr, was sich vor ihrer Nase befand. Bis in dem Moment, da etwas sie blendete und sie den Blick abwenden musste. Der erste Gedanken hatte der Sonne gegolten, aber dieser erreichte den Meerespalast nie. Etwas anderes glitzerte da hinter den Regalen und erst als sie erneut geblendet wurde, entschloss sich Adara genervt, der Sache auf den Grund zu gehen. Wenn sich hier jemand einen Scherz mit ihr erlaubte, würde derjenige etwas erleben können. Es hätte an ein Wunder gegrenzt, wenn dieser Tag noch schlimmer hätte werden können, da war sie sich sicher. Gleichzeitig rief aber ohne Unterlass ein Stimmchen in ihrem Hinterkopf: „Schlimmer geht immer!" Und während Adara dem sanften Leuchten hinter den Regalen immer näher kam, fing sie insgeheim an zu beten, dass diese nervtötende Stimme bloß nicht rechtbehalten sollte.
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schaut mal, ich hab wieder was gezeichnet :3
ist zwar ganz unabhängig von dem aktuellen Kapitel, hat mich aber total motiviert XD
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Mermaid Summer
FantasyTom's Unglück begann vor etwa einem Jahr, als er zusehen musste, wie seine Familie in einem schrecklichen Brand ums Leben kam. Als einziger Überlebender schlägt er sich mit heftigen Depressionen und Albträumen herum und kann einfach nicht glauben, d...