60. Blitzlichtgewitter

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Hei meine Lieben! Jaa, ich bin fies, so spät Abends (oder früh morgens?) noch zu aktualisieren ;) Ich weiss. Bei mir ist grad ein bisschen stressig, hab heute fast sechs Stunden lang Mathe gemacht, mit Deutsch, Französisch und dem ganzen Rest hänge ich hinterher -.- Dazu bin ich erkältet, das rotzt (wortwörtlich...) ausserdem habt Ihr sicher schon Vieles zu den Plagiatsvorwürfen in letzter Zeit gehört, weswegen auch viele Leute den totalen Aufstand machen. (Da ich nichts weiss und auch nichts Hilfreiches dazu beitragen kann, halte ich mich an dieser Stelle einfach mal raus...) Jedenfalls war ich auch schockiert - ist ja klar. Natürlich hofft man als Autor auch immer, dass solche Dinge einem niemals selbst passieren, aber es gehört schon eine gehörige Portion Ignoranz dazu, um wirklich zu glauben, dass man selbst davor sicher ist. Ich könnte jetzt hier noch ellenlang meine Meinung breittreten, aber ich befürchte, das interessiert irgendwie niemanden XD Hier kommt das Kapitel, viel Spaß beim Lesen <3 

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Nach diesem zwar sehr kurzen aber dennoch mehr als ergiebigen Gespräch besserte sich Tom's Laune deutlich. Sogar Alexander Palmer stieg ein wenig auf der Sympathieskala, nun, da er als direkter Konkurrent ausgeschaltet werden konnte. Fast schon amüsierte es Tom, dass er es nicht vorher bemerkt hatte. Aber der Geschäftsführer war ein guter Schauspieler, seine sexuelle Orientierung musste wohl nur seinen engsten Mitarbeitern – wenn überhaupt – bekannt sein. Eine Weile noch dachte er darüber nach, widmete sich dann aber wieder seiner ursprünglichen Tätigkeit, Fé zuzuschauen, wie sie schon fast professionell die Anweisungen des Fotographen befolgte und nun schon im x-ten Kleid und mit den soundsovielten Schmuckstücken behängt posierte. Sie machte das gut, das musste er eingestehen. Für jemanden, der genaugenommen noch nicht einmal ganz menschlich war, stellte sie sich verdammt gut an. Wie viele Mädchen hätten für eine derartige Chance getötet? Die Zahl stieg in Tom's Kopf ins Unermessliche, ebenso seine Bewunderung für Adara, die ihn nun anlächelte. Und so schienen plötzlich alle Strapazen wie zu Staub zerfallen und in seinem Herzen ging eine kleine Sonne auf, die seine eigene, kleine Welt mit warmem Schein erleuchtete. Fé glich in dieser Montur und bei der Beleuchtung einer Göttin, die erhaben und gütig auf die Erde niedergekommen war und nun unter den Menschen wandelte wie eine unnahbare, übermächtige und wunderschöne höhere Macht, sodass es Tom – nicht zum ersten Mal an diesem Tag – die Sprache verschlug. Alexander Palmer war vergessen und fast hätte Tom sich gewünscht, dass auch der Rest des Teams verschwunden wäre. Ein einziger Trost blieb ihm jedoch: ein weiteres Mal lag nicht alle Aufmerksamkeit auf ihm. Er musste weder dämliche Fragen beantworten noch sich vor noch dämlicheren Fotographen verstecken. Der einzige mit einer Kamera bewaffnete Mann im ganzen Atelier hatte ihm den Rücken zugekehrt und scherte sich einen lauwarmen Bärendreck um ihn. Dafür stand er ziemlich nutzlos in der Gegend herum. Jedem Kleiderständer schien mehr Beachtung zu widerfahren, bis auf die Tatsache, dass den sperrigen Stangen kein Kaffee angeboten wurde. Irgendwann wurde eine Pause eingelegt, woraufhin der allgemein unruhige Ameisenhaufen von Helfern und Assistenten mit und ohne Headset sich in Richtung Cafeteria davonmachte und nur wenige Personen zurückblieben, darunter der besagte Photograph, der Tom nun zum allerersten Mal sein Gesicht zuwandte und ziemlich mürrisch schien, was wohl an seinem Berufsalltag liegen mochte, Alexander Palmer, der gerade mit zwei seiner Mitarbeiter – unter ihnen erkannte Tom Ian Bell wieder – diskutierte und natürlich Adara, die hinter einer hohen Trennwand verschwunden war und mit Hilfe einer Assistentin aus ihrem hautengen, bodenlangen Kleid geschält wurde. Natürlich konnte man das nicht sehen, deswegen auch der Sichtschutz, aber Tom stellte es sich so vor. Auf einmal bemerkte er erschrocken, dass ihn die vier Herren allesamt anstarrten wie ein mariniertes Hähnchen auf dem Grill. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ist etwas?" Die Männer tauschten vielsagende Blicke.

Bald darauf klingelte die Pausenglocke erneut und wie sie vorhin abgezogen waren, kamen nun alle Mitarbeiter schwarmähnlich wieder zurück. Fé hatte ein neues Outfit angelegt, trug erneut anderen Schmuck zur Schau und als der Fotograph wieder loslegte, bemerkte Tom, wie blendend hell die Blitzlichter eigentlich waren. Dies lag daran, dass er nun mit Adara zusammen vor der Kamera stand, wogegen er sich anfänglich mit allen Mitteln gesträubt hatte. Alexander Palmer stand neben Ian Bell und beide trugen ein breites Von-Ohr-zu-Ohr-Grinsen im Gesicht wie zwei schelmische Buben. Tom fühlte sich unwohl. Zudem verfluchte er sein wie angeklebtes Glück, immer jene Ereignisse herbeizuführen, die er sich eigentlich vom Hals halten wollte. Er hatte Gott und dem Universum wohl zu früh für die generelle Nichtbeachtung seiner Wenigkeit gedankt und prompt hatte sich der Spieß gewendet. Er stand vor der Kamera und einfach jeder im Raum schien ihn zu mustern und zu begutachten. Natürlich war er dabei steif wie ein Stock, wie hätte er sich denn auch sonst verhalten sollen? Der Photograph war nicht gerade begeistert davon, seine Anweisungen zu befolgen war jedoch fast unmöglich. „Zeigen Sie die Uhr! Dafür werben Sie schließlich! Und schauen Sie ein wenig freundlicher, oder wollen sie die Leute, die das Plakat anschauen etwa gleich verschrecken? Haben Sie das überhaupt schon irgendwann einmal gemacht?" Scheinbar hätte er noch ewig so weiterfahren können und am liebsten hätte ihm Tom seine ehrliche Meinung dazu gesagt. Doch er schwieg und tat sein Bestes, nicht auch noch den letzten Rest seiner Würde zu verlieren. „Vielleicht könnten Sie ja ein wenig...", druckste der Photograph herum und fuchtelte mit der Hand in der Luft herum, sein Gesicht zu einer mühseligen Grimasse verzerrt. „Miss Adara, Sie auch!" Auf einmal spürte er, wie Fé's Hand in seine glitt. Verwundert rutschte sein Blick nach unten und sogleich setzte das Blitzlichtgewitter wieder ein. Die Assistenten, welche den nicht gerade ruhmreichen Job übernommen hatten, die Blenden und zusätzlichen Lichtquellen zu platzieren und vor allem immer wieder umzustellen, hatten ihre liebe Mühe mit den Anforderungen ihres Chefs mitzuhalten, der alle zwanzig Minuten das halbe Set umstellen ließ. Allerdings lief das Shooting dann ziemlich mühelos über die Bühne. Einmal musste Tom tief in die Augen blicken, dann wieder sollten sie auf einem Heuballen sitzend in die Kamera schauen, ein anderes Mal an ihr vorbei auf einen weit entfernten Punkt. Dann sollten sie posieren als würden sie miteinander tanzen – was ihnen keine größeren Schwierigkeiten bereitete. Die Schwierigkeit dabei bestand nur darin, nicht zu vergessen in die Kamera zu schauen. Es war schon ein seltsames Gefühl, zu wissen, dass ihnen gut zwei dutzend Leute bei dem gänzlich unnatürlichen „Gehampel", wie es Tom in Gedanken zu nennen pflegte, zusahen und diese schon beinahe intime Nähe zwischen ihnen beiden zu etwas Abstraktem, völlig Fremdem werden ließ. Immerhin waren sie nicht dazu aufgefordert worden, sich zu küssen, dachte Tom bei sich, noch ehe er sich selbst davon abhalten konnte. Wenn das nur die höheren Mächte nicht gehört hatten... Doch vorerst passierte nichts, außer dass der Photograph mal von nah, mal von weiter weg Fotos aufnahm und weitere Anweisung zurief, wie sie sich zu halten hatten, was noch korrigiert werden musste und wie er sich das Ganze vorstellte. Schließlich wurde es wieder Zeit für einen „Kostümwechsel" und nach weiteren zwanzig Minuten bereute Tom es schon fast, in der Kaffeepause kein Sandwich verdrückt zu haben. Sein Magen knurrte fürchterlich, sodass es mindestens alle Umstehenden hören mussten. Leider schien Magen darauf aber keine Rücksicht zu nehmen. Nur Fé warf ihm mitleidige Blicke zu. „Du machst das gut!", raunte sie ihm gelegentlich zu, wenn sie nicht gerade in die Kamera blickte. Auch sie versteifte sich unnormal, was Tom erst nach einer Weile bemerkt hatte. Obwohl es so professionell und einfach aussah bei ihr, war es nur eine Fassade, die Fé den Leuten zeigte. Und nun wurde ihm langsam bewusst, dass sie dafür schließlich auch die beste Schule gehabt hatte, denn was tat eine Prinzessin – wenn auch eine Meeresprinzessin - schon anderes, als sich tagtäglich dem gesamten Hofstaat zu präsentieren ohne sich jegliche Emotion anmerken zu lassen? Er erinnerte sich schwach daran, dass sie irgendwann einmal etwas in dieser Richtung erwähnt hatte. Dass sie sich am liebsten versteckt hätte den lieben langen Tag. „Perfekt!", schrie in diesem Moment der Photograph von seiner ziemlich unbequemen Position am Boden aus. „Genau das wollte ich haben! Mister Right, behalten Sie diesen schmachtenden Blick bei, der ist sensationell! Miss Adara, drehen Sie sich ein winziges Stück nach rechts, ja noch ein wenig, schauen Sie Thomas ruhig an! Ja!" Weitere Bilder wurden geschossen. Erst war es Tom peinlich. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er Fé angestarrt hatte, schon gar nicht hätte er seinen Ausdruck als schmachtend beschrieben. Aber als ihre Blicke aufeinandertrafen und sich ineinander verhakten wie die flauschigen Schwänze zweier Katzen und Fé ihn fast durchdringen anblickte mit ihren tiefblauen Augen und dem für sie so typischen, fast noch kindlich unschuldigen Blick, hatte er die größten Mühen, die kurze Distanz zwischen ihnen nicht einfach zu überwinden und sie auf der Stelle zu küssen. Nicht nur wegen der ganzen Leute, die um sie herum arbeiteten und ihnen gelegentlich amüsierte Blicke zuwarfen, sondern auch, weil zwischen ihnen noch so vieles zu klären war. So viele komplizierte Dinge, die er noch immer nicht angesprochen hatte. Er war wie gefangen in ihrem Blick. So sehr, dass er erst nicht verstand, was der Photograph von ihm wollte. „Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass Sie sich küssen", verkündete er bestimmt und rappelte sich auf. Tom blinzelte. „Was?", keuchte er und trat sofort einen Schritt von Fé weg, die ebenso verwirrt schien wie er, doch Alexander Palmer und Ian Bell schienen ganz begeistert von der Idee zu sein. „Ach, ich sehe das Plakat schon vor mir!", schwärmte der Werbe-Manager mit dem dunklen Eierkopf und malte ein imaginäres Rechteck in die Luft. Unwillkürlich erinnerte er Tom an Spongebob und wie dieser mit glänzenden Augen den armen Thadäus zu überzeugen versuchte, dass mit ein wenig Fantasie einfach alles zu schaffen sei. Als wäre das in diesem Fall so einfach. Hilfesuchend wandte er sich zu Fé um, die wie erstarrt einfach nur dastand und ihren Blick zwischen den Männern hin und her wandern ließ wie ein Zuschauer bei einem Tennismatch. „Tut mir leid, aber da müssen wir Sie enttäuschen", brachte Tom schließlich krächzend hervor. Palmer und Bell waren ganz und gar nicht begeistert, ebenso wenig wie der Photograph, der sich nun einschaltete. „Ach kommen Sie schon! Denken Sie, Sie wären das erste Model, das ein anderes küssen soll? Wie denken Sie, machen es die Leute, die einen Brautmodenkalender zusammenstellen wollen? Wir machen hier Werbung! Wir müssen den Leuten eine Geschichte verkaufen!" Dann warf er die Hände in die Luft und drehte sich um, um dem gesamten Set zu verkünden, dass er die Arbeit mit Amateuren hasste. Auch Alexander Palmer gab natürlich wie immer seinen Senf dazu, schaffte es allerdings erwartungsgemäß nicht, die Situation auch nur im geringsten zu verbessern. „Na los, Thomas! Machen Sie schon! Es ist ja nicht so, als wäre Miss Adara hässlich oder gar unattraktiv, nicht wahr?" Neben ihm presste sich ein grinsender Ian Bell krampfhaft die Hand auf den Mund, um nicht lauthals loszulachen, denn auch er musste wie Tom wohl gerade an ihre kleine Unterredung von vorhin denken. Natürlich war Fé das komplette Gegenteil von allem, was man hässlich hätte schimpfen können und attraktiv fand er sie auch – sehr sogar. Nur war da diese dumme Hemmschwelle, die ihn jedes Mal zurückrudern und zögern ließ, sich ihm wie ein unüberwindbares Hindernis in den Weg stellte und ihm alle Möglichkeit nahm, endlich hervorzubringen, was ihm schon so lange auf dem Herzen lag. Tom schloss die Augen und atmete einige Atemzüge lang ruhig durch. Viel schlimmer konnte der heutige Tag eigentlich nicht mehr werden. Fé stand noch immer da wie ein in den Boden gerammte Pflock – wenn auch ein sehr hübscher, ansehnlicher- schier unfähig sich zu rühren. Tom musste sich eingestehen, dass er im Grunde genommen gar nichts gegen den Vorschlag einzuwenden hatte, bis auf die Tatsache, dass ihnen so viele fremde Leute dabei zuschauen sollten, denn sein Verlangen nach ihren Lippen und dem Gefühl sie auf seinen zu spüren, hatte ihm schon mehr als eine schlaflose Nacht bereitet. Sein Mund wurde trocken bei der Erinnerung an die Nacht, in der sie gegangen war. Wie gerne hätte er sie wieder geküsst, wie sehr sehnte er sich danach. Schlussendlich war es aber ihre Entscheidung.

Er trat langsam auf sie zu und schaute sie an. Ihr Blick flog nur so über sein Gesicht. „Was meinst du?", hauchte er kaum hörbar. Sie schluckte leer. Auf einmal war diese Maske, die sie die ganze Zeit über zur Schau gestellt hatte wie verschwunden. Weggewischt von ihren schönen Zügen, durchsichtig geworden für seine Augen. Sie schien unsicher, ängstlich, etwas in ihr wehrte sich dagegen und es machte Tom traurig, das zu erkennen. Doch schließlich schloss sie ihre Augen. Es lag etwas Ergebenes in dieser Geste, etwas, das Tom nicht wirklich deuten konnte. Aber Palmer und Bell schien es regelrecht euphorisch werden zu lassen. Wie ein amerikanisches Cheerleader-Team begannen sie, Tom lauthals anzufeuern, was ihm nicht wirklich weiterhalf, ihn sogar mehr hemmte. Zu seinem Glück verlangte der Photograph, der bei diesem Lärm ebenfalls nicht arbeiten konnte, von den beiden, dass sie entweder endlich ihre Klappe hielten oder das Set verließen – wohlwissend, dass er dabei mit seinem Chef sprach. Tom hätte den Mann vor Dankbarkeit küssen können. Ein Gedanke, den er noch im selben Moment wie er ihn gedacht hatte, auch schon widerrufen musste, denn so, wie er sein unfehlbares Glück kannte, hätte er das sicher auch noch gemusst. Apropos: Das Universum hatte ihn zuvor sehr wohl gehört. Diesmal war ihm Tom sogar schon fast ein bisschen dankbar dafür.

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Ich wünschte, der Februar wäre bei mir so produktiv wie der brave Januar, aber irgendwie tanzt mir der Vogel nur auf der Nase rum... Ist ja auch Karneval... ^^

<3

Mermaid SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt