Der erste Teil dieses Kapitels wird noch tausend Mal trauriger, wenn dabei das Lied "Ed io Tra di Voi" von Aznavour läuft. *schnief* ich heul grad. Für die ganz "harten" unter euch...
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„Adara", beharrte Marlene und in ihrer Stimme lag etwas Drängendes. „Ich liebe dich", hauchte Fé und Tom starrte sie immer noch fassungslos an. Ihr Blick sprang zwischen seinen Augen ihn und her, hilflos und verzweifelt, wie er selbst es war. „Du...", brachte er gerade so hervor. „Du..." Er schluckte. Das konnte doch alles einfach nicht wahr sein. Nun verlor Marlene aber endgültig die Geduld und zerrte ihre uneinsichtige Schwester am Arm mit sich und von Tom fort, obwohl beide rebellierten. „Wenn du willst, dass er lebt", schnappte sie und deutete mit dem Daumen nach hinten „wartest du besser nicht, bis die königliche Wache hier antanzt." Sofort hörte der Protest auf und Marlene zerrte Fé durch die gläserne Schiebetür nach draußen. „Wartet!", rief Tom hinterher und stolperte ihnen nach. Verzweifelt griff er nach Fé's Hand und hielt sie fest. Als ob das etwas verändert hätte. Außer dass nun auch er die Tränen, die brennend ihren Tribut forderten, nicht mehr zurückhalten konnte. Scheinbar hatte die Vorsehung kein Happy End für ihn parat, denn jedes Mal, wenn es so aussah, dass er sein Glück endlich gefunden hätte, passierte wieder so ein Mist, gegen den er nichts ausrichten konnte. „Bitte nicht", hauchte er, flehte er und er konnte in Fé's Blick den Widerwillen und das Bedauern sehen. Er begriff, weshalb sie ihn angelogen hatte, dennoch änderte es nichts an dem Unausweichlichen, das ihnen nun bevorstand. „Ich kann nicht anders, Tom", erwiderte sie. Marlene stand ungeduldig neben ihrer Schwester und konnte es nicht fassen, dass schon wieder wertvolle Zeit verschwendet wurde. „Wann sehen wir uns wieder?", beeilte er sich zu fragen. Der Gedanke, schon wieder auf unbestimmte Zeit von Adara getrennt zu sein, verursachte ihm Bauchschmerzen gepaart mit einem unerträglichen Schwindelgefühl. Doch Marlene war es, die anstelle von Fé antwortete. „Niemals, ist das so schwer zu verstehen?", sagte sie schnell. „Das Orakel hat sie zur neuen Königin gemacht. Sie wird ab jetzt bei ihresgleichen leben." Ihre Oberlippe zuckte angriffslustig. Einen Moment lang schien sie nachzudenken. „Außerdem waren solche Eskapaden seit jeher verboten. Es ist für alle besser, wenn das nie wieder vorkommt." Fé stand mit geschlossenen Augen neben ihrer Schwester und nur die Tränen liefen ihr konstant über die nassen Wangen. Einige Haare klebten an ihrer Stirn. Tom's Knie drohten nachzugeben. Er machte einen wackeligen Schritt auf sie zu, noch einen und war dann bei ihr. Er ergriff ihre Hand und führte sie an seine Wange. Sofort hoben sich Adaras ihre Wimpernkränze und sie schaute ihn aus unendlich traurigen himmelstorartigen, sternenzeltähnlichen, Tiefseegewässern die Show stehlenden Augen an. Und obwohl ihm selbst ebenso zum Heulen zumute war, drückte er einen Kuss auf ihr Handgelenk und einen weiteren auf ihre Lippen. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und er zog sie noch einmal an sich, bevor Marlene erneut zur Eile aufrief. Tom wusste noch immer nicht, weshalb er ihr nicht schon längst den Kopf abgeschlagen hatte und mit Fé ins nächste Flugzeug nach Timbuktu gestiegen war. „Warte." Adara war stehengeblieben und nun drehte sich auch Marlene wieder zu ihr um. „Es mag sein, dass ich ihn nie wieder sehen darf. Aber du", sagte sie mit Grabesstimme und deutete auf Marlene, die wie angewurzelt dastand „du wirst ihm alle Fragen beantworten, die er hat und du wirst jedes Mal hier antanzen, wenn er dich ruft, hast du das verstanden?" Einen Moment lang schien Marlene wie versteinert, dann aber funkelte sie Adara böse an. Ihre Halsschlagader pulsierte bedrohlich heftig und sie zuckte zusammen, als Adara ein erneutes „Hast du das verstanden?" bellte. „Ja", knurrte sie schliesslich. „Ja, was?", fuhr Fé ebenso streng fort und Tom ließ ihre Hand los. So hatte er sie noch nie gesehen. So kalt. Es passte nicht zu ihr. Es machte sie älter, als sie war. „Ja, Majestät", zischte Marlene und kam nicht drum herum, ihr das letzte Wort halb entgegen zu speien. Adara wandte sich ihm wieder zu, bemerkte nun, dass er ihre Hand losgelassen hatte und sie fast schon unverwandt musterte. „Es tut mir leid", entfuhr es ihr leise. Sie schien ebenso überrascht zu sein wie er. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen." So hatte er seine liebe, gutherzige, sanfte Fé noch nie erlebt. Andererseits hätte Marlene noch sehr viel mehr verdient gehabt. Und zudem, was ging es ihn noch an? Er stand hier auf dem Schlachtfeld eines Krieges, zu dem er nichts beizutragen hatte. Er konnte nicht gewinnen, verloren hatte er schon alles, was ihm lieb war. Es ging nun nur noch um den Abschied, den er nehmen musste. „Du wirst mir fehlen", hauchte er und sah im selben Moment, wie das Wasser erneut in ihre Augen stieg. Sie schüttelte energisch den Kopf. „Nein..." Sie kam auf ihn zu, doch er hielt sie auf. „Geh." Es zerriss ihm das Herz und er konnte es nicht fassen, dass er es wirklich ausgesprochen hatte. Einen Herzschlag lang stand die ganze Welt still. „Ich liebe dich", wimmerte die Herrscherin über alle Meere und Ozeane durch einen Schleier voller Tränen. „Und ich liebe dich, wahnsinnig sogar", erwiderte er. Seine Stimme war rau, kaum mehr als ein Flüstern und ein einziger Gedanke kreiste beständig in seinem Kopf: Er würde nie wieder dazu fähig sein, jemanden anders zu lieben. Er schaute zu, wie Marlene Adara nun schon viel zärtlicher an die Hand nahm und sie an den Rand der Klippen zog. „Auf wiedersehen, Tom", hauchte Fé noch über die Schulter zu ihm zurück und er konnte die Worte von ihren Lippen ablesen. Dann stürzte sich Marlene mit Adara fest in ihre Arme gedrückt von der Klippe hinunter in die Fluten. Tom ließ sich auf die Knie sinken. Er konnte es immer noch nicht fassen. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Er musste träumen. Ein Albtraum. Wie immer.
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Mermaid Summer
FantasyTom's Unglück begann vor etwa einem Jahr, als er zusehen musste, wie seine Familie in einem schrecklichen Brand ums Leben kam. Als einziger Überlebender schlägt er sich mit heftigen Depressionen und Albträumen herum und kann einfach nicht glauben, d...