Hallo meine Lieben! :)
Ich hab eine WhatsApp-Gruppe ins Leben gerufen, in der ich Covervorschläge besprechen möchte. (Ich hab nämlich unheimliche Freude an Photoshop gefunden.) Im Moment sind wir noch zu dritt, Fenpixx , ButterflyEffekt und ich selbst. Hätte sonst noch wer Lust? Ich würde mich total freuen, wenn wir so acht bis zehn Leute wären. Einzige Voraussetzung wäre, dass ihr motiviert seid, zurückzuschreiben :)
Viel Spaß mit dem Kapitel <3
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„Hallo Mum", flüsterte er und schaute hinunter auf den Sockel des aufwändig verzierten, über zwei Meter hohen und reichlich breiten Marmorengel, der über dem Familiengrab der Rights thronte und die Insignien „Recht und Gerechtigkeit führen den Menschen zu Gott" auf einer ebenso steinernen Banderole zur Schau trug. Zu seinen Füssen erst lag der eigentliche Grabstein mit den fünfzehn eingravierten Namen samt Geburtsdaten. Unfassbar, wie viele von ihm geliebte Menschen auf einen Schlag hin den Tod fanden, schoss es Tom durch den Kopf. Es gab nur ein Todesdatum, den dreizehnten Mai. Darunter zierten wieder in filigranen Lettern die Worte „unvergessen von allen geliebt" das ganze Bild. Und wieder trieb es ihm die Tränen in die Augen. Er hatte nicht einmal gewusst, wie das Grab seiner Familie aussah, dass es so schön war, hätte er nicht gedacht. Ein lebensgroßer Schutzengel wachte Tag und Nacht über sie und übernahm damit die Pflicht, die ihm, Tom, übertragen gewesen wäre. Und Pflanzen wuchsen überall. Eine einsame erste Träne bahnte sich ihren Weg über seine Wange. Obwohl er noch nie hier gewesen war, blühte das Grab. Es war weder von toten Pflanzen bedeckt, noch von Unkraut überwuchert. Efeu rankte um den Grabstein und die Füße des Engels, Vergissmeinnicht waren in dem kleinen Beet gepflanzt und Immergrün, genauso wie Klee. Dazwischen gesetzt die üblichen Kerzen in den üblichen Friedhof-Kerzengläsern. „Tut mir leid, dass ich erst jetzt komme", schluchzte Tom und konnte sich nicht anders helfen als zu weinen. „Und ich hab auch keine Blumen dabei", setzte er schniefend hinzu. Er fühlte sich wie ein verweichlichtes, weinerliches Kind und das brachte ihn zum Schmunzeln. Ein Windstoß fuhr durch die nahestehenden Bäume und Gebüsche und ließ deren Wipfel rauschen, dass es fast so klang wie sanft flüsternde Stimmen. Blattlaub wurde zaghaft über den Boden geweht, fast so, als ob sich der Wind kaum dazu überwinden konnte, die toten Blätter ohne Toms ausdrückliche Erlaubnis zu bewegen. Dennoch tanzten sie über den Kiesweg hinweg. Tom konnte nicht den Mut aufbringen, dem Engel über dem Grab seiner Familie in die Augen zu schauen. Er stand lange da und weinte einfach nur. Es half zwar nicht wirklich viel und löste auch sonst keines seiner Probleme, aber es tat ihm gut, endlich wieder zu weinen. Seine Schultern zuckten und bebten und bald wurde das leise, stille Weinen zu einem regelrechten Heulkrampf, dem Tom nur mit sehr viel Mühe ein Ende bereiten konnte. Er war ganz alleine, hier, auf dem weitläufigen Friedhofsgelände, in dessen hinterem Teil auf der rechten Seite das Grab der Rights lag. Er ging in die Hocke, fuhr mit den Fingern über das Todesdatum. Der dreizehnte Mai. Das Gesicht noch immer überströmt mit Tränen und die Sicht verschwommen, versuchte er, die aufkommenden Schluchzer niederzuringen. „Sie hätte euch gefallen, glaubt mir. Sie hätte euch allen gefallen. Besonders dir, Mum. Du hättest sie wie eine Tochter behandelt, genauso wie du auch Mila und Kassandra in die Familie aufgenommen hast. Fé ist wundervoll...", schluchzte er, dann versagte ihm die Stimme auf ein Neues und wieder wurde Toms Körper geschüttelt, so sehr weinte er. Auf einmal war es, als wären sie alle hier. Der gesamte Right-Clan, sogar seine beiden Schwägerinnen, die Frauen seiner älteren Brüder Gregory und William. Als wären sie nicht gestorben und als lägen sie nicht alle zu seinen Füssen unter der Erde, aber als stünden sie gleich hier vor ihm, rund um den steinernen Engel herum. Als würden sie nachher alle mit ihm nach Hause fahren. So fühlte es sich an, für einen unendlich kurzen Moment. Mit ihnen zu sprechen, als könnten sie ihn hören, war fast so, wie wenn er sie ins Leben zurückgeholt hätte. Nach so langer Zeit. Und noch immer flossen die Tränen unaufhaltsam. Aber es tröstete ihn. Er musterte das zarte Hellblau der Vergissmeinnichte, das durch den Tränenwall kaum mehr war als ein verschwommenes, unförmiges, hellblaues Etwas. Er fühlte sich seltsam geborgen, hier, an diesem Ort der Stille und Trauer. Vielleicht, weil er so lange gedacht hatte, dass er ebenfalls hierher gehörte. Oder weil er hier so nah bei seiner Familie war, bei seinen Lieben. Der steinerne Schutzengel schien Tom ebenfalls zu umfangen, ihn in den Schutz seiner filigranen Steinflügel einzubeziehen. Tom fühlte sich für ganz kurz wieder wie ein Teil dieser außerordentlichen Familie, nur so kurz, dass die Tränen versiegen und die krampfartigen Schluchzer endlich abflachen konnten. Er zupfte sich ein Taschentuch aus der Jackentasche und schnäuzte sich, wischte sich mit dem Handrücken die letzten Tränen aus den Augen und starrte erneut auf den jungfräulich weißen Grabstein vor ihm. Er kniete auf dem Kiesweg, der in langen, geraden Strecken an den Gräbern entlang führte und er kniete da lange so, ohne sich zu rühren. Der aufkommende Wind schien seine Zunge zu lockern, während er gleichzeitig seine nassen Wangen trocknete und irgendwann fing Tom an, zu erzählen. Er erzählte seiner Familie von Fé und dachte, hoffte, sie würden ihn hören, erzählte es dem Engel, dass wenigstens er zuhören mochte. Er sprach und ließ kein Detail aus, fing von ganz vorne an, bei dem Morgen nach dem Jahrhundertsturm und wie er Adara am Strand gefunden hatte. Er erzählte ihnen, dass er sie mit ins Haus genommen und erst einmal hatte zusammenflicken müssen, dass sich ihre Flosse verändert hatte und zu einem Beinpaar geworden war. Er erzählte ihnen auch, dass Fé nicht gerade trinkfest war und auch nicht sonderlich gut auf Medikamente reagierte, wie sie sich ins teure Leder seines Sportwagens gekrallt hatte, als er zum ersten Mal seit letztem Jahr wieder hinter dem Lenkrad gesessen hatte und wie sehr er sich dafür geschämt hatte, sie dermaßen in der Öffentlichkeit bloßgestellt zu haben. Er ließ auch nicht aus, wie schnell Adaras Wunden heilten und dass sie selbst auch heilen konnte, oder wie das Wasser auf sie reagiert hatte, damals im Klippenhaus. Er erzählte ihnen kurzum die gesamte Geschichte bis hin zu Elaine, Henrys Frau. „Könnt ihr glauben, dass Elaine auch eine Meerjungfrau war? Ich meine, ein richtige Meerjungfrau! Und wir haben es nie gewusst." Seine Euphorie ebbte ein wenig ab. Nun hatte er so vieles aus seinem Leben erzählt, einem Leben, in dem seine Familie nunmehr keine Rolle spielte und schlichtweg nicht mehr vorkam. Und Tom fühlte sich schuldig deswegen, weil er ohne sie weiterlebte und sein Leben in diesem Sommer wieder richtig gut gewesen war, während sie alle nun hier lagen. In der Erde unter ihm. „An dem Abend damals", begann er zögernd. „Es tut mir leid, dass ich zu spät kam, ehrlich. Hätte ich geahnt, dass... ich hätte euch gewarnt, ich wäre früher gekommen", wisperte er. Wie oft hatte dieser eine, pechschwarze Gedanke seinen Kopf schon durchstreift? Hunderte, tausende Male? Wie oft hatte er sich schon gewünscht, nicht mehr am Leben zu sein, mit seiner Familie den Tod gefunden zu haben, wie oft schon gedacht, dass er es nicht verdient hatte, weiterzuleben, während seine Familie es nicht konnte. Doch nun hatte sich etwas geändert, vielleicht wegen Adara, vielleicht auch nur, weil er sich daran gewöhnt hatte, alleine zu sein und eben nicht zu sterben. „Ich wollte nur, dass ihr wisst, dass ich mit Freunden... in einem Pub war an diesem Abend. Wir hatten da nämlich gerade..." Tom schluckte verzweifelt die Schluchzer hinunter, die in seiner Kehle unaufhaltsam immer weiter nach oben stiegen. „Wir hatten an diesem Nachmittag unsere Prüfungsresultate erhalten und sie wollten... mit dem Jahrgangsbesten... feiern gehen...", wisperte er schlussendlich nur noch. „Das war übrigens ich." Seine Kehle war trocken. „Als sie mich dann endlich gehen ließen, war es draußen schon fast dunkel und obwohl ich mich beeilt hab, hab ich nur noch gesehen, wie es die Fenster nach außen gedrückt hat. Und ich hab eure Schreie gehört, ich habe die Flammen gesehen und ich konnte mich nicht rühren. Ich konnte nicht zu euch kommen. Auch als die Feuerwehr gekommen ist und der Krankenwagen, konnte ich mich noch immer nicht rühren. Ich... jede Nacht habe ich davon geträumt, bis... bis... bis Adara gekommen ist und gemacht hat, dass es aufhört. Ich war da. Tausend Mal, immer und immer wieder. Es muss schrecklich gewesen sein für euch." Toms Blick ruhte nicht mehr auf dem Grabstein. Vielmehr war er ziellos in die Ferne gerichtet, durch die Schienbeine des steinernen Engels hindurch an einem dahinterliegenden Ziel haftend. Und dann, wie in Trance bewegte er seine Lippen erneut. „Ich glaube noch immer nicht, dass es ein Gasleck gewesen sein soll. Das war kein Unfall. Das habe ich nie geglaubt. Und schon gar nicht jetzt, wo man zweimal versucht hat, mich mit Bomben umzubringen. Aber wer hat es bloß auf uns abgesehen?" er richtete den Blick wieder auf, schaute dem Engel diesmal direkt in die Augen und erhob sich mit steifen Beinen vom Boden. An seiner Hose hingen vereinzelte Kieselsteine, die er abklopfte, stets den einen Gedanken fest im Sinn. „Wer hat es auf mich abgesehen?" Der Engel erwiderte auch diesmal nichts und blieb stumm wie jene Statue, die er ja auch war und nur der Wind flüsterte leise in den Baumwipfeln und zwischen den hohen Hecken hindurch, doch was er sagte, wussten nur die Götter. Plötzlicher Sonnenschien blendete Tom. Die Sonne war am Horizont unter die dichter gewordene Wolkendecke gewandert und ein Blick auf die Kirchturmuhr bestätigte ihm, dass er eine geraume Zeit hier verbracht hatte, was ihm nun auch seine steif gewordenen Glieder bewiesen, die ihren Tribut forderten. Über zwei Stunden hatte er hier in regem Monolog die Erlebnisse der letzten Monate vorgetragen und hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit gerannt war. Aber wie sehr hatte er genau das gebraucht. Er hätte es wohl nie gedacht. Aber es war auch Zeit geworden, wieder nach Hause zu fahren und den Toten ihre Ruhe zu gönnen. Also verabschiedete sich Tom von seiner Familie und stellte sich ihre Gesichter vor, als sein Blick ein letztes Mal über die in den Stein gemeißelten Namen glitt. Dann ging er. Langsam und leise, wie er gekommen war, ging er fast schon behutsam zurück über den mit Kiessteinen belegten Weg und ließ dabei seinen Blick über die Gräber und Grabsteine wandern. Plötzlich blieb er allerdings stehen. Ein Grabstein hatte seine Aufmerksamkeit ganz besonders auf sich gezogen. Das Grab war kahl, unbepflanzt. Selbst die vertrockneten Überreste einstiger Zierpflanzen fehlten gänzlich. Die Namen jedoch, die auf dem Grabstein eingemeißelt waren, waren ihm bekannt. Schließlich hatte er sie in den letzten Tagen dutzende Male gehört und selbst auch verwendet. Bethany und Benedict Mc Duff. Die ehemaligen Besitzer des L.A.U.B.-Pharmaunternehmens. Sie waren hier beerdigt und anscheinend empfand es keiner ihrer beiden Söhne für notwendig, sich um ihr Grab zu kümmern. Dieser Gedanke rüttelte etwas in Tom wach. Die leise Ermahnung, selbst ja kein Stück besser zu sein und diese Leute nicht verurteilen zu sollen. Er starrte noch immer auf den Schriftzug und stand erneut regungslos da wie zuvor vor dem Grab seiner eigenen Verwandten. Die Sonne schien gütig auf den Friedhof herab und tauchte alles in einen dunklen Goldton. In diesem Moment wurde ihm etwas klar. Er war mit Abstand nicht der Einzige, der geliebte Menschen verloren hatte – die unzähligen Gräber hier bewiesen es ja. Jeder hatte wohl auf seine Weise mit Verlust und Schmerz umzugehen, selbst Fé hatte ihren Vater verloren. Auf einmal verspürte Tom so etwas wie Sympathie für die Söhne der Mc Duffs und ein Gedanke begann in seinem Kopf zu sprießen. Vielleicht sollte er Tülays Angebot doch annehmen. Vielleicht würde es ihm helfen, die Mc Duffs besser kennenzulernen. Immerhin ruhten ihre Eltern auf demselben Friedhof.
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<3
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Mermaid Summer
FantasyTom's Unglück begann vor etwa einem Jahr, als er zusehen musste, wie seine Familie in einem schrecklichen Brand ums Leben kam. Als einziger Überlebender schlägt er sich mit heftigen Depressionen und Albträumen herum und kann einfach nicht glauben, d...