104. Goodbye

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Hallo Leute <3

Entschuldigt bitte, dass am Mittwoch kein Kapitel kam. Oder gestern. Aber ich habe mich davor gedrückt, das Ende zu schreiben, weil es einfach etwas so Abschliessendes, Endgültiges hat. Ich meine, bis auf den Epilog ist das jetzt das allerletzte ganze Kapitel! ._.

I'm so sad. 

Und mir ist ein ziemlich großer Fehler passiert: Ich hab Adaras Brüder verwechselt... Samuel sollte tot sein und Tristan vermisst. Jetzt ist aber Samuel in den Laboratorien gewesen XD in den vorigen Kapiteln hat aber Marlene gesehen, wie Samuel gestorben ist... #yolo halt. 

Viel Spass beim Lesen dieses letzten, extralangen, 3134 Worte starken Kapitels, meine Lieben <3

*****

„Jetzt ergibt es auch Sinn, weshalb er so viel recherchiert hat", meinte Tülay mit belegter Stimme, als sie das Haus auf den Klippen betraten. Sie und Adara hievten Tom regelrecht durch die Tür. Er war schwer, selbst mit vereinten Kräften. „Er hat geahnt, dass etwas faul ist." Draußen war es stockdunkel. Die Schwärze der Nacht schien die Welt zu umhüllen, schien Land sowie Meer zu verschlucken und nichts übrigzulassen als das Wehklagen der eisig kalten Winde. „Wir müssen das Durcheinander beseitigen, bevor wir gehen", erwiderte Adara in die belegte Ruhe hinein. Noch immer lagen überall Papierbögen wild verstreut auf Boden und Möbel. Zuerst musste Tom versorgt werden. Die zwei Frauen trugen ihn bis nach hinten ins kleine Gästezimmer, durch den engen Flur und vorbei an dem Badezimmer, in dem Adara und Tülay je ihre Erfahrungen mit der eigenwilligen Dusche gemacht hatten. Der Lichtschalter neben Tür klickte leise, als das Licht anging. Die Unordnung am Boden vor dem Schrank übersah Adara komplett, nicht aber Tülay. „Das war ich. Ich räum's gleich weg", nuschelte sie mit schlechtem Gewissen. Eine Antwort erhielt sie nicht. Viel zu schnell drehte sich dafür die ganze Welt für Adara, als dass sie für etwas so Belangloses hätte Augen haben können. Sie legten Tom mehr schlecht als recht auf dem Bett ab, auf dem damals auch sie gelegen hatte, als sie zum allerersten Mal an Land gegangen war. Nun war es das letzte Mal, das sie hier stehen würde. Ihre Gedanken kreisten wie Wirbelwinde in ihrem Kopf und schienen wie auch ihre großen Verwandten nichts als Chaos und Zerstörung zu hinterlassen. Adaras Miene war wie aus Stein gemeißelt und Tülay konnte nicht sagen, was sie in diesem Moment wohl fühlen mochte – oder ob Adara überhaupt noch etwas fühlte. Sie betrachte die junge Blondine sowieso mit ganz neuen Augen. Die ganze Zeit über hatte eine Meerjungfrau unter ihnen gelebt und sie als studierte Medizinerin, die überdies hinaus auch noch an genau dieser Spezies geforscht hatte, hatte es nicht mitbekommen. Sie hätte nicht gedacht, dass sie sich je so sehr täuschen konnte. Einerseits bei ihrer Annahme, diese Kreaturen seien nichts weiter als Tiere, an denen man herumexperimentieren könne – nein, sie wusste nun mit unerschütterlicher Sicherheit, dass es nicht so war – und andererseits hatte sie sich in den Menschen getäuscht. Ihr Boss war in Wirklichkeit kein renommierter Arzt und Wissenschafter gewesen, sondern ein korrupter Polizeibeamter, der wirres Zeug schwafelte und an Toms Vermögen wollte. Tom, den sie aus seiner ganz persönlichen Einöde hatte befreien wollen, hatte eine Meerjungfrau zur Freundin, war auf der ganzen Welt auf Werbeplakaten zu sehen besaß mehr Geld, als sie je verdienen würde.

Adara und Tülay standen noch immer am Bett und starrten auf den schlafenden Tom hinab. Die Zeit der Tränen war vorbei, so viel stand fest. Er war gerettet und Roderick – zumindest vorübergehend – dingfest gemacht. Immer wieder musste sich Adara diese Tatsache erneut ins Gedächtnis rufen. Tom lebte. Er lebte. Er atmete und sein Herz schlug. Nur eben nicht mehr für sie. Er würde weiterleben, nur ohne sie und würde irgendwann wieder glücklich sein dürfen, weit weg von ihr. Während sie seine Beine auf die Matratze schob, beseitigte Tülay tatsächlich den Kleiderhaufen, nicht aber ohne dabei gehörig Lärm zu veranstalten und Adara kam nicht darum herum, sich zu fragen, wie jemand mit so wenigen Dingen so viele Geräusche zustande bringen konnte. Aber auch das ging irgendwann vorüber und Adara war wieder ihren Gedanken überlassen. „Ich... bin dann mal weg", raunte Tülay, die mittlerweile mit dem Wäscheberg unterm Arm in der Tür stand. Adara setzte sich auf die Bettkante. Ein letztes Mal wanderte ihr Blick über Toms Gesichtszüge, die im Schlaf völlig entspannt waren. Er sah so gut aus, trotz allem, was ihm widerfahren war. Rodericks Übergriffe hatten keine Spuren hinterlassen und sie und Marlene hatten im Wagen ihr Bestes gegeben, auch die inneren Verletzungen so gut wie möglich verschwinden zu lassen. Vielleicht würde Tom ab und an noch etwas spüren und sich fragen, woher der plötzliche Schmerz gekommen war. Aber er würde es überleben. Ihr Blick glitt über seinen Körper und am liebsten hätte sie sich ein allerletztes Mal zu ihm gelegt. Alle die Wochen, in denen sie sich gewünscht hatte, noch einmal bei ihm zu sein, kamen ihr nun weit entfernt vor wie Traumbilder. Sie war tatsächlich hier. Sie war im Haus auf den Klippen und sie war bei Tom, auch wenn sie wusste, dass von nun an nichts mehr so sein würde, wie es einmal war. Eine Träne löste sich von ihrer Nasenspitze und tropfte hinunter auf Toms Wange. Mit dem Daumen strich Adara den Wassertropfen behutsam fort. „Du hast das Richtige getan, Adara", erklang Marlenes Stimme hinter ihr und Adara fuhr erschrocken herum, sich die nassen Wangen abwischend. Sie hatte nicht gehört, wie ihre Schwester das Zimmer betreten hatte. Ihre Hand legte sich auf Adaras Rücken. „Es war der einzige Weg, sonst hätte dieser Abschaum von Mann bekommen, was er wollte." Adara nickte langsam. „Ich weiß doch, Marlene", schluchzte sie leise. „Ich weiß es doch." Marlene blieb stumm. Es rührte ihr Herz, ihre Schwester in diesem Zustand zu sehen. Sie wollte helfen, konnte aber nicht. Diese ganze Konstellation der Situation war so aussichtslos, dass es keinen Handlungsspielraum mehr gab. Sie konnten nichts mehr tun, so sehr sie es auch wollten. Wenn Tom wieder zu sich kam, wären sie völlig Fremde für ihn. Und sie wollte auch nicht darauf warten, dass dieser üble Typ aus dem Labor zurückkehrte. „Wir müssen gehen, Adara. Er wacht gleich wieder auf", sagte Marlene leise. Ihre Hand ruhte noch immer auf Adaras Rücken. Aber ihre Schwester reagierte nicht. Sie blieb regungslos sitzen und ließ die Stille erneut das Zimmer ausfüllen. Marlene wurde langsam nervös. „Adara, wir müssen los. Jetzt. Die Zeit drängt." „Kannst du schon die Bilder im Wohnzimmer abnehmen?", kam plötzlich von Adara, die ihren Kopf nur minimal in Marlenes Richtung gedreht hatte. „Alle, auf denen ich abgebildet bin. Er soll keine Fragen stellen. Es ist besser, wenn ich ein für alle Mal aus seinem Leben verschwinde und nichts zurücklasse." Marlene nickte zögernd, machte sich dann aber lautlos aus dem Staub. Die seltsam direkten und klaren Worte ihrer Schwester hatten sie überrascht. Es war fast so, als hätte sich Adara tatsächlich schon damit abgefunden. Und gleichzeitig war es so herzzerreißend, dass es Marlene schmerzte. Aber sie wusste, wie sichtig es war, dass Adara sich von Tom verabschieden konnte. Adara blieb allein mit Tom zurück. Sie lehnte sich vor und drückte ihm einen letzten Kuss auf die Lippen. „Ich werde dich immer lieben", flüsterte sie, während sie ihm die Kette mit dem Medaillon vorsichtig über den Kopf zog und ihre Worte kamen gleich einem Versprechen, an das nur sie sich erinnern würde. Es hatte etwas so Definitives an sich. Und Tom würde in den ersten Tagen so verloren sein. Immer wieder würde er die Lücken in seiner Erinnerung zu füllen versuchen. Sie wusste, Henry und Maria würden verstehen, was vorgefallen war. Spätestens wenn sie ihren Namen aussprechen und Tom ihnen nur unwissende Blicke entgegnen würden. Aber die Fotos mussten verschwinden. Und wenn Tom die Werbeflyer von Cartier in die Finger bekam, würde sie für ihn kaum mehr sein als die verschwommene Erinnerung an irgendein Model, mit dem er einmal vor der Kamera gestanden hatte. In ihrem Herzen würde sie für immer und ewig die Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit tragen. Nun aber war der Zeitpunkt gekommen, an dem Abschied genommen und ein endgültiger Strich gezogen werden musste. Zu seinem Wohl. Adara seufzte. Wieder wischte sie sich die Tränen aus den Augen und stand auf. In diesem Moment stöhnte Tom auf. Er hatte nach ihrer Hand gegriffen und Adaras Herz verdreifachte vor Schreck und Freude das Tempo. Als sie wieder hinsah, waren Toms Augen halb geöffnet, wenn die Augenlider auch noch unkontrolliert zuckten. Seine Lippen bewegten sich schmatzend. „Wer bist du?", fragte er leise, ließ dabei aber ihre Hand nicht los. In ihrem Hals saß auf einmal ein dicker Kloss, der sie am Sprechen hinderte. „Das ist nicht wichtig", raunte sie und musste ein Schluchzen unterdrücken. Tom, der offensichtlich große Mühe damit hatte, die Augen offen zu behalten, öffnete erneut den Mund. „Wie kommst du in mein Haus?" Seine Stimme wurde ernster, auch wenn er noch immer sehr langsam sprach, als müsste er die Worte zuerst in seinem Kopf zusammensuchen. Adara schüttelte bloß den Kopf. „Das ist auch nicht wichtig", erwiderte sie stimmlos. Kurz war es still und er hatte ihre Hand noch immer nicht losgelassen. „Dann musst du ein Engel sein", murmelte er kaum hörbar. Wieder trieb es Adara die Tränen in die Augen. „So etwas in der Art", flüsterte sie. Toms Blick wanderte durchs Zimmer. Es machte den Anschein, als wäre er betrunken oder als hätte er sonst zu viele Medikamente genommen. „Du trägst den Ring meiner Mutter", meinte plötzlich mit fester, scharfer Stimme und Adara zuckte zusammen, als er ihre Hand ruckartig losließ. Sie beeilte sich, das Schmuckstück von ihrem Finger zu ziehen und auf den kleinen Beistelltisch neben dem Bett zu legen. Eine Entschuldigung nuschelnd und immer wieder die Tränen aus dem Gesicht wischend ging sie einige Schritte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er so bald schon zu sich komme würde. Oder dass sie ihm noch Rede und Antwort stehen musste. Toms Augen glitten bald wieder zu und so nutzte sie die Gelegenheit, das Zimmer zu verlassen. Ob er sich wohl an diese Begegnung erinnern würde oder nicht, konnte sie nicht sagen. Sie aber war dankbar, dass sie noch ein letztes Mal mit hatte reden dürfen. Wieder bahnten sich Tränen ihre Bahnen über ihr Gesicht. In ihrer Brust stieg ein Schmerz empor, der ihr den Atem raubte. „Können wir los?", fragte Marlene, die mit den anderen im Wohnzimmer gewartet hatten. Adara nickte langsam. „Es ist alles getan." Sie sagte diese Worte, ohne den Blick vom Boden zu heben. „Nicht ganz", meinte Marlene und räusperte sich. Ihr Blick wanderte in Richtung Tülay. „Ich... ich verstehe nicht ganz... ich... meine, wir werden uns doch wiedersehen, richtig?", stotterte sie, verstummte aber, als Adara langsam den Kopf schüttelte. „Ich werde nicht zurückkommen." In diesem Moment zuckte Samuels Kopf in die Richtung seiner Schwester und auf seinem Antlitz machte sich ein Ausdruck der Verwirrung breit. „Warum das denn?", fragte überrascht. „Ich dachte... ich du", meinte er und zeigte zögernd über die Schulter in Richtung des Gästezimmers, in dem Tom in Ruhe schlief. „Das Orakel hat sie zur Königin gemacht", wisperte Marlene gerade so laut, dass Tülay es nicht mehr hören konnte. Samuels Augen wurden groß, Adara reagierte kaum. „Können wir jetzt endlich gehen?", fragte sie traurig. Auf Samuels Wunsch hin wurde Tülays Erinnerung verschont, jedenfalls vorerst. Anscheinend hatte ihr Bruder ebenfalls einen Narren an den Menschen gefressen. Marlene hatte nur ein genervtes Augenrollen für ihn übrig. Aber schließlich wandten sie sich zum Gehen.

Mermaid SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt