82. Zuckerloch und noch mehr Salzwasser

787 96 32
                                    

Hallooo! :D Nach drei Wochen des faulen Rumliegens habe ich meinen inneren Schweinehund endlich überwunden und haue nun wieder - mehr oder weniger fleissig - in die Tasten ^~^

Ausserdem hab ich nun die Matura in der Tasche (= Abitur). An der Diplomfeier wurde ausserdem meine Matura-Arbeit aus dem 3. College-Jahr ausgezeichnet als beste Arbeit in Sozial- und Geisteswissenschaften! (juhu!) Einige von euch wissen, dass ich einen Fantasyroman geschrieben und abgegeben hab ^^'' die Lehrer haben damals ziemlich perplex aus der Wäsche geschaut. Die meisten Schüler haben 20-40 seitige Dossiers abgegeben. Ich ein 322 Seiten dickes, gebundenes Buch plus 33 Seiten Theorie dazu. hehe, das war sicher da letzte Mal, dass sie einem Schüler Narrenfreiheit gegeben haben XD 

Jap, so das war's erstmal zu mir und meinem Leben, viel Spass mit dem Kapi :*

*****

In der Nacht war ihr eine Idee gekommen. In derBibliothek ruhte so viel Wissen, dass sie dort sicher auch Bücher überVerwünschungen und Zaubersprüche finden würde. Also schlich Adara in allerHerrgottsfrühe aus ihrem Zimmer und durch die schier endlosen Gänge desPalastes. Bis auf die Wachen und einige Dienstboten schien noch alles zuschlafen, selbst die ansonsten überall herumwuselnden Fische kreuzten nicht eineinziges Mal ihren Weg. Lautlos glitt sie in die Bibliothek und schloss diemächtige Tür so vorsichtig es ging hinter sich, bevor sie sich in ungewohnterEile daran machte, die Bücherregale abzusuchen. Adara suchte lange, ohne fündigzu werden. Es gab mehrere Reihen über antike Geschichte, die über dieEntwicklung der Unterwasserreiche berichteten, eine ganze Abteilung volleralter Steuerbücher und Volkszählungsberichte, über wirtschaftliche Belange undeine ganze Ecke, die nichts anderes als die Politik behandelte. Aber nichts,was Adara hätte helfen können. Wo sie die alten Sagen und Legenden fand, wusstesie ja, aber auch das brachte ihr herzlich wenig. Bei den Kochrezepten musstesie auch nicht suchen und unter Philosophie fanden sich nur drei mickrigeNachschlagewerke. Ihr Magen rebellierte seit einiger Zeit und allmählich fingalles an, sich um sie zu drehen. Draußen begann es schon zu dämmern, als sieendlich bemerkte, dass es keine Abteilung für Magie zu geben schien und genaudas ließ sie stutzig werden. „Das kann doch eigentlich nicht sein", murmeltesie und schwamm ein weiteres Mal die Gänge ab. Mittlerweile mochten vielleichtzwei Stunden vergangen sein, vielleicht auch etwas mehr, jedenfalls würde derganze Palast bald ebenfalls auf den Beinen sein – und nach ihr suchen. In derBibliothek war es immer dunkel, auch wenn es draußen noch so hell war. Plötzlichfiel ihr ein weiteres Detail auf. Dass alle Regale und selbst die Büchernummeriert waren, hatte sie schon lange gewusst. Nur dass die Nummern 320 bis390 fehlten, ging ihr erst jetzt auf. Auch das war äußerst seltsam. Ihr Magenknurrte wieder und langsam wurde ihr tatsächlich übel vor Hunger. Sie mussteunbedingt etwas essen, bevor ihre Kräfte ihr endgültig den Dienst versagten. Indiesem Moment ging die Tür der Bibliothek auf und Adara hielt sich amnächstbesten Bücherregal fest, um nicht die Orientierung zu verlieren, so sehrdrehte sich schon alles um sie. „Adara, bist du hier?", rief eine ziemlichbesorgt klingende Marlene. Erst als die Tür sich erneut in Bewegung setzte,antwortete Adara: „Ja, hier drüben." Die Bibliothekstür schwang wieder auf undeinen Moment später erschien Marlene zwischen den Bücherreihen. Sie schienerstaunt und zugleich verwirrt zu sein. „Was suchst du denn hier, Adara?",brachte sie nur hervor und kam näher. „Geht's dir gut?", fragte sie augenblicklichund griff ihr unter die Schultern. „Nur ein Zuckerloch. Ich muss jetzt etwasessen", erwiderte Adara und hielt sich an ihrer Schwester fest, die sie durchden Saal zog, hinaus aus der Bibliothek und wieder zurück durch die unendlichlangen Gänge. „Hast du eine Ahnung, wie sehr du mich erschreckt hast? Ich habschon den halben Palast nach dir absuchen lassen." Marlene geleitete sie zumgroßen Speisesaal, ohne dass Adara auch nur ein Wort über die Lippen gebrachthatte. Als sie die Flügeltüren öffnen wollte, hielt Adara sie zurück. „Wartebitte kurz. Mir geht's grad wirklich nicht gut", keuchte sie und schloss ihreAugen. Marlene verstärkte den Griff um Adaras Hüfte und ließ sich mit ihr bisauf den Boden hinuntersinken. „Du bist ganz blass, Adara. Bist du sicher, dasses nur der Hunger ist?", fragte sie alarmiert. Adara nickte bekräftigend.„Hab... seit zwei Tagen... nichts mehr", presste sie zwischen ihren Lippen, diejegliche Farbe verloren hatten, hervor. Marlene drückte den Kopf ihrerSchwester gegen ihre Brust und setzte sich gegen die Wand, damit sie Adarabesser stützen konnte. Sie rief nach den Wachen, mehrmals und dabei immerverzweifelter, bis endlich jemand kam. „Schnell! Bringt etwas Essbares!",verlangte sie vom einen Wachmann und wies die beiden anderen an, ihr mit Adarazu helfen, die leblos in ihren Armen lag. Wut flackerte plötzlich in Marleneauf, machte aber sofort der Angst Platz. Wieso musste Adara auch immer soeigensinnig sein?, schoss es in purer Verzweiflung durch ihren Kopf. Und warumhatte sie selbst sich nicht mehr Zeit für ihre kleine Schwester genommen? Siehätte sich mehr um sie kümmern müssen. Wenn sie doch bloß besser aufgepassthätte! Die Wache drückte sie vorsichtig beiseite und nahm ihr ihre Schwesterab, Marlenes stummen Protest sanft niederzwingend. Für einen kurzen Augenblickschien es fast so, als wüsste er, was in ihrem Kopf vorging und er schenkte ihreinen mitleidigen Blick, doch dann war der Moment auch schon wieder vorbei undder Zorn darüber hatte noch nicht einmal die Zeit gehabt, in Marlene empor zukochen, da wurde Adara auch schon fortgetragen. Perplex starrte Marlene demWachmann hinterher, der die Königin da auf seinen starken Armen durch denPalast trug und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Dabei kam ihr eine Idee.„Orakel", hörte sie sich plötzlich sagen, als sie die Wache samt Adara hintereiner Ecke verschwinden sah und sogleich tauchte die leuchtende Kugel kaum zweiMeter vor ihr auf. Marlene senkte demütig den Blick, obwohl sie sich selbstnicht erklären konnte, weshalb sie das große Orakel denn nun gerufen hatte.Deshalb stotterte sie erst eine Weile dümmlich vor sich hin, bis sie endlichzum Punkt kam und dem Orakel von ihrem Vorhaben berichtete. Eine lange Pauserichtete sich ein, als Marlene geendet hatte, aber das Orakel schien nichtgerade abgeneigt zu sein von der Idee. „Es könnte in der Tat gelingen", meintees schließlich, doch Marlene hörte ganz deutlich den Zweifel aus diesen Wortenheraus. „Aber?", hakte sie nach und wagte es kaum, den Blick zu heben. DieEhrfurcht, die Marlene vor dem Orakel hatte, war unübertroffen und nurvergleichbar mit jener Ehrfurcht, welche man sonst nur einer Gottheitentgegenbrachte. „Vorausgesetzt du bist bereit, deiner Schwester so etwaszuzumuten." Das Orakel verharrte an Ort und Stelle, während sich erneute Stilleüber sie legte. Marlene dachte lange nach, so lange, dass das Orakelschließlich ungeduldig wurde. „Bedenke deine Entscheidung in Ruhe", meinte esund verschwand daraufhin. Fasst schon erschrocken starrte Marlene auf dieStelle, an der das Orakel gerade eben noch gewesen war, doch nichts ließ daraufschließen, dass noch ein Teil, sei es auch nur ein kleiner Funke gewesen, nochzurückgeblieben war – oder dass das Orakel gar wiederkehren würde. Nein,Marlene war nun ganz auf sich selbst gestellt und die Entscheidung, diegetroffen werden musste, hing ganz allein von ihr ab. Erst jetzt realisiertesie, was sie im Begriff war zu tun und was zuvor mit Adara geschehen war, kamihr auch wieder in den Sinn. Deshalb legte sie einen Zahn zu und schoss derWache hinterher durch die langen Flure, bis sie schließlich Adaras Gemächererreicht hatte. Ihre Schwester lag auf dem Bett und die Wache stand etwashilflos daneben, ein Tablett mit Krebshäppchen stand auf dem Beistelltisch. Marleneschwamm einmal quer durchs Zimmer und setzte sich neben Adara aufs Bett, griffnach den Häppchen und gab der Wache gleichzeitig zu verstehen, dass sie ab hierübernehmen würde. Kaum war die Palastwache hinter der geschlossenen Türverschwunden, rückte Marlene näher an ihre Schwester, die ihr, so blass undleblos, wie sie aussah, Sorgen bereitete. „Du wirst mir doch verziehen, nichtwahr? Ich meine, wer sonst, wenn nicht du? Es ist zu deinem Besten, Adara."Marlene griff vorsichtig nach dem Kopf ihrer Schwester und zog ihn behutsam hoch,bis sie sich unter den zusammengesunkenen Körper schieben konnte. Fast schonzaghaft strich Marlene über die seidenweichen, goldenen Locken ihrer Schwester.„Aufwachen, Kleines. Du musst was essen", flüsterte sie und schob Adara einenHappen in den Mund. Marlene war überrascht, als sich Adaras Kiefermuskeln inBewegung setzten, hatte sie doch geglaubt, ihre Schwester wäre ohnmächtig undfür einen kurzen Moment kroch ihr die Angst in den Nacken, Adara hätte siegehört haben können. „Die sind echt gut", murmelte ihre Schwester und Marlenegab ihr noch eines, lächelte sogar zaghaft. „Schön, dass es dir wieder bessergeht", meinte sie und fuhr ihr noch einmal durch die wallende Mähne. „Ich sagtedoch: Nur ein Zuckerloch." Genüsslich biss Adara auch in das zweiteKrebshäppchen, während Marlene nur den Kopf schütteln konnte. „Ein ziemlichheftiges Zuckerloch", schimpfte sie ihre Schwester und erlangte einen Teilihrer ursprünglichen Strenge zurück. „Ab jetzt wirst du regelmäßig essen, hastdu mich verstanden? Du weißt, dass ich dich sonst zwangsernähren lassen werde",drohte mit erhobenem Zeigefinger und obwohl Adara zuerst überdeutlich mit denAugen rollte – was Marlene überhaupt nicht ausstehen konnte – nickte sie dannschließlich doch. „Marlene, sag mal, weißt du wo die Regalreihendreihundertzwanzig bis dreihundertneunzig stehen? Ich hab heut morgen die ganzeBibliothek abgesucht, aber sie sind nicht da", fragte Adara unvermittelt undholte ihre Schwester damit aus ihren Gedanken. Sie wollte Adara zurückhalten,als diese sich aufsetzte, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als sie sah,dass ihre Schwester gar nicht mehr blass und zittrig war und der Schwächeanfallanscheinend überwunden war, was sie zurück zur Beantwortung der gestelltenFrage brachte. „Die Bücherreihen... In der Bibliothek... Warte, was?" Sieschüttelte verwirrt den Kopf und überhaupt verstand sie nicht, wasverschwundene Bücher denn nun mit ihrem eigentlichen Problem zu tun hatten –obwohl, Adara sollte sie besser auch nicht von der kleinen Unterredung mit demOrakel berichten, sonst wäre sie ihren Kopf schneller los gewesen, als dass siehätte Adam und Eva sagen können. „Na die Bücher, in denen es um Zaubersprücheund Verwandlungen geht", erklärte Adara ungeduldig und zog kleine Kreise in derZimmermitte, was Marlene kaum mitansehen konnte. Und dann war da noch etwas,das sie ablenkte. Erst wusste sie nicht, was es zu bedeuten hatte und rieb sichdie Stirn, wie bei einer heftigen Migräne, aber das war es nicht. „Adara, hörkurz auf", bat sie ihre Schwester und ordnete ihre Gedanken. „Die Bücher,Marlene", insistierte Adara weiter und fasste Marlene bei den Handgelenken. „Hinterden vier Steinsäulen in Ecke ist eine Tür", sagte Marlene schnell und machtesich von Adara los, die die Eile ihrer Schwester nicht ganz verstand. „Wowillst du hin, Marlene?", fragte sie verwirrt und schwamm ihr nach, blieb aberwie angewurzelt stehen, als sie das breite Grinsen auf dem Gesicht ihrerälteren Schwester erblickte. „Du wirst es mir nicht glauben, aber dein Menschruft mich", war die einzige Erklärung, die Adara an diesem Tag noch erhielt,dann war Marlene verschwunden und die Königin der Meere blieb stumm und regloszurück in dem Halbdunkel ihrer Gemächer. Tom rief Marlene, hallte es immerwieder durch ihre Gedanken. Er rief tatsächlich nach ihrer Schwester. Nach fasteinem Monat der absoluten Funkstille. Adara wusste im ersten Moment nicht, obsie erfreut oder enttäuscht sein sollte. So viele Gedanken und Gefühle brachenüber sie herein, dass sie einfach nichts anderes tun konnte, als wieversteinert in der Mitte des Raumes zu treiben und durch die noch immer offeneTür nach draußen in den Flur zu starren, wo Marlene vor bald einer gefühltenEwigkeit verschwunden war. Ganz langsam ließ sie sich auf den Boden sinken.Ihre Schultern hingen erschöpft hinunter und Verzweiflung machte sich in ihrbreit. Sie hätte diejenige sein müssen, die zu Tom gehen durfte. Immerhinliebte sie ihn und er erwiderte diese Gefühle. Adaras Gesicht verzerrte sichvor Gram in eine hässliche, weinerliche Fratze und geblendet von ihren Tränen,die unter Wasser keine Tränen waren sondern nichts als noch mehr Salzwasser,suchte sie nach dem silbernen Medaillon, das ihr zu allem Überfluss das Lebenschwer machte.     

*****

Ach ja übrigens, ich sehe seit einiger Zeit, dass so einige verrückte Spinner Mermaid Summer über Nacht oder innert wenigen Tagen lesen (und dafür voten). Meine Benachrichtigungen stehen dann immer so auf 80+, 120+. UND DAS BEREITET MIR EINE HEIDENFREUDE  <3 <3 <3 

Echt, vielen herzlichen Dank, all ihr tollen, unendlich geilen Menschen, die alle beschlossen haben, MS zu lesen :D 

Mermaid SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt