84. geteiltes Leid, doppeltes Leid?

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Heii meine Lieben! :D Ich muss unbedingt schneller schreiben, so langsam gehen mir die vorgeschriebenen Kapitel aus ^^

Dafür klappt das mit dem Mittwoch-Samstag-Rhythmus bis jetzt ziemlich gut ^~^ (hoffen wir, dass ich mich auch noch in drei bis vier Wochen daran halte XD)

Viel Spass mit dem Kapitel <3

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Mit gemischten Gefühlen und einem wie aus langem Schlaf erwachten Knoten in der Magengrube war Adara irgendwann doch zurück in die Bibliothek geschwommen. Der Weg durch die endlos langen Flure des Palastes hatte schier ewig gedauert und düstere Gedanken hatten ihren Kopf gefüllt, während sie immerzu auf das silberne Medaillon in ihrer Hand gestarrt hatte. Tom hatte endlich nach Marlene gerufen, hatte es immer wieder gegen ihre Stirnhöhle gehämmert. Er wollte also den Kontakt aufrechterhalten und nicht einfach über sie hinwegkommen. Sie hatte nicht gewusst, ob sie das hätte glücklich machen sollen oder nicht. Wenn Tom sie nicht vergessen konnte, würde er - wie sie selbst - unglücklich bleiben. Sie hatte sich hart auf die Lippen gebissen und das Medaillon war in ihrer geschlossenen Faust verschwunden, so sehr hatte sie dieser Gedanke geschmerzt. Nun hockte sie auf dem Boden in der Bibliothek und hatte mehrere Bücher um sich herum ausgebreitet. Still hatte sie den großen Lesesaal, der den meisten Büchern des Palastes ein Zuhause gab, betreten und war Marlenes Beschreibung folgend in die hintere Ecke geschwommen, dorthin, wo ausschließlich Fachliteratur zu Gartenarbeit und Pflanzenpflege zu finden war. Halb hinter den bodenlangen, schweren Vorhängen versteckt und zwischen die hohen Bücherregale in die Wand eingelassen, hatte sie tatsächlich den Durchgang gefunden und dieser wiederum hatte in diesen bescheideneren Raum gleich dahinter geführt. Hier hatten all die Bücher über Zauberei und Verwünschungen, die sie so lange gesucht hatte, auf sie gewartet und während sie nun in mehreren gleichzeitig blätterte, drängten sich die Gedanken an Tom wieder zurück in ihr Bewusstsein. Sie würde diesen Menschen niemals vergessen können, das war ihr nun so klar wie nie. Ebenso würde sie niemals jemand anderen an ihrer Seite dulden können. Nein, Tom war der einzige, der es geschafft hatte, ihr Herz in einem anderen Rhythmus schlagen zu lassen. Die Kette mit dem Medaillon hatte sie sich ums Handgelenk geschlungen und je mehr sie darüber nachdachte, umso verzweifelter wurde sie. All die schönen Momente, die sie an Land geteilt hatten und die nun unwiderruflich der Vergangenheit angehörten, die goldenen Sonnenaufgänge und der salzige Geruch des Windes, Henrys gutmütiges Lächeln und die mit Blumen übersäten Wiesen, die Wärme von Toms Körper, wenn er sie umarmt hatte, an all diese Dinge musste sie denken, während sie Seite um Seite umschlug und nach diesem einen Zauber suchte, von dem sie nur noch ganz wage wusste, dass es ihn überhaupt gab. Ihr Herz blutete und starb tausend Tode, während sie selbst nicht einmal imstande war, zu weinen. Nicht, dass sie es nicht gewollt hätte, nur konnte man im Wasser nicht weinen. Oder besser, man sah es nicht. Und sie fragte sich, wie sich Tom fühlen musste, wenn es ihr schon so miserabel ging. Reichte es denn nicht, dass sie auf immer unglücklich sein würde, gefangen in diesem Tiefseegefängnis, aus dem es keinen Fluchtweg, keine Ausbruchsmöglichkeit gab? Musste Tom ebenfalls bestraft werden? Nur wegen ihrer eigenen Dummheit? „Verwünschungen von Gegenständen zur Veränderung ihrer grundlegenden Natur", murmelte sie die gelesenen Worte und tippte mit dem Finger sachte auf die aufgeschlagene Seite. Das konnte es sein. Ihr Blick glitt auf das Schmuckstück an ihrem Arm und Adara fragte sich, ob sie das überhaupt noch tun wollte. Seit Wochen nun schon versuchte sie, dieses dämliche Teil zu verzaubern, ebenso wie sie verzweifelt versucht hatte, den Bannzauber des Orakels zu brechen – was in etwa gleichviel Erfolg zu verzeichnen gehabt hatte. Und selbst wenn sie es nun endlich schaffte, dank dieser zigdutzend Bücher, die in dieser Kammer verborgen seit Jahren nicht mehr angerührt worden waren, würde sie sich selbst und Tom damit doch nur noch unglücklicher machen. Sie würde ihm ein Bild von ihr zukommen lassen, das es ihm unmöglich machen würde, sie zu vergessen und zu vergessen war das, was das Beste für ihn war. Das Beste für sie beide. Sie gestand es sich nur widerwillig ein und es tat gleichzeitig so weh, als hätte ihr jemand das Herz herausgerissen. Es machte es kein Stück besser, dass dieser jemand sie selbst war – oder besser die Stimme der Vernunft in ihren Gedanken. Solange sie lebte, würde es ihr nie möglich sein, die Erinnerungen an die Zeit an Land, an die Zeit mit Tom, die schönsten Tage und Wochen ihres Lebens aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Zu viel hatten sie gemeinsam erlebt, gemeinsam durchgestanden und zu sehr blutete ihr Herz, als dass sie es hätte ertragen können, ein noch größeres Loch in dieses fragilste aller Organe zu reißen. Nein, sie würde ihn niemals vergessen können, da war sie sich sicher. Aber er. Tom würde es vielleicht können. Mit ein wenig Überzeugungsarbeit. In Adaras Kopf nahm ein Plan langsam Gestalt an. Ein Plan, der ihre Brust erstarren und kalt werden ließ. Bei jedem Atemzug bebten ihre Schultern. Mit einem Mal schienen alle Gefühle ihren Körper verlassen zu haben. Zurück blieb nichts als eine kalte Leere. Sie löste die Kette um ihr rechtes Handgelenk und legte das Medaillon vorsichtig auf die aufgeschlagene Buchseite. Den Blick konnte sie aber nicht abwenden. Zu schrecklich war der Entschluss, den sie getroffen hatte und wenn sie an die Konsequenzen dachte, gefror ihr das Blut in ihren Adern. Andererseits, was blieb ihr schon übrig? Um Toms Willen musste sie es tun, wenigstens für ihn, wenn sie es schon nicht für sich selbst konnte. In der Bibliothek wurde die Tür geöffnet. Adara bekam es nur am Rande mit. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Sie liebte Tom. Tom liebte sie. Ob er wohl den Schmerz in seinem Herzen auch kaum aushalten konnte? Ob er sich wohl ebenfalls wünschte, lieber tot zu sein? Sie wollte ihm das ersparen, mehr als alles andere. Deshalb gab es auch keine andere Möglichkeit. „Adara?" Marlene erschien im steinernen Durchgang, aber Adara bemerkte sie kaum. Sie war hier unten gefangen, tausende von Kilometern entfernt von ihm. Ihr Herz hielt es kaum aus und so oder so ähnlich musste es auch ihm gehen. Dabei hatte sie ihn nie verletzen wollen. „Ich war an der Oberfläche, Adara", begann Marlene fast schon atemlos, doch Adara starrte noch immer reglos auf das Medaillon auf dem Buch. Es gab einen Weg, sie aus seiner Erinnerung zu löschen. Es würde sein Herz heilen. Es würde ihm erlauben, wieder glücklich zu werden. Sie würde ihn ohnehin nie wiedersehen dürfen. Solange sie lebte, würde sie in diesen Mauern gefangen und dazu gezwungen sein, die Kronwürde zu tragen und Königin zu spielen. Sie würde nie wieder frei sein. Aber Tom sollte es dürfen. Ganz langsam wandte sie sich zu ihrer Schwester um, die verstummte, als sie das aschfahle, wie zu Eis erstarrte Gesicht Adaras erblickte. „Ich will, dass du für ihn singst, Marlene." Die Worte hingen schwer im engen Raum. Marlene starrte fassungslos auf Adara hinunter, die noch immer wie ein kleines Kind am Boden hockte und dennoch den Eindruck einer alten Frau machte, die nichts anderes zu verlieren hatte, als ihr über die Jahre zu Staub und Asche gewordenes, altes Herz. „Lösch seine Erinnerung an mich", fügte Adara irgendwann hinzu und konnte ein herzzerreißendes Schluchzen nicht unterdrücken. Marlene schluckte. Damit hatte sie eindeutig nicht gerechnet. Während Adaras Gedanken rastlos durcheinander sausten und ein regelrechtes Gewitter ihren Kopf bis in die letztes Ecke und Windung ausfüllte, waren Marlenes Gedanken leer. Sie war gerade einmal quer durch den halben Ozean geschwommen, hatte einen Menschen, den sie zuvor nur ein einziges Mal gesehen hatte, von seinen Brandblasen befreit und hatte sich fest vorgenommen, sich ihrer Schwester zuliebe in Geduld zu üben und nun gab ihr ausgerechnet Adara den Auftrag, Toms Gedanken auszuradieren. Eigentlich war das keine große Sache für sie und normalerweise hätte sie es sogar mit Freude getan. Aber jetzt war irgendetwas anders. Sie brauchte einen Moment, bis sie wieder zu sich kam und endlich bemerkte, wie unglücklich Adara überhaupt war. Ganz langsam sank sie zu ihr auf den Boden, legte ihr zuerst nur eine Hand auf die kalte, zitternde Schulter, suchte vergeblich ihren Blick und zog sie schließlich in eine enge Umarmung, die ihre jüngere Schwester erst nach geraumer Zeit erwiderte. „Was ist passiert, Adara?", flüsterte sie in die Stille hinein und fuhr damit fort, das blonde, geschmeidige Haar zu streicheln. „Es bringt nichts", raunte Adara an ihrem Ohr und klang dabei so erschöpft wie Marlene sie noch nie erlebt hatte. Auf einmal fühlte es sich tatsächlich nicht mehr so an, als hielte sie gerade ihre kleine Schwester in den Armen, sondern eine gebrechliche, alte Frau, die mit ihrem Leben schon seit Jahren abgeschlossen hatte und nun bloß noch auf den Gnadenstoß zu warten schien. „Was bringt nichts?" Je mehr Marlene erfuhr, oder zumindest zu erfahren glaubte, umso verwirrter wurde sie. Adaras Worte ergaben in ihren Augen keinen Sinn, ebenso wenig wie der neue Auftrag, Toms Gedächtnis über den Haufen zu werfen. Aber auch nun schüttelte Adara nur matt den Kopf und erhob sich schließlich. „Tu es einfach. Frag nicht immer warum." Einen letzten Blick warf sie Marlene zu und diese traf der Schlag, als sie erkannte, dass Adaras Augen ihren einstigen Glanz verloren hatten und nunmehr matt und stumpf in die Welt hinausstarrten. Das ehemalige Funkeln war verschwunden und als Adara sich abwandte und kraftlos durch den Türbogen glitt und verschwand, wusste Marlene, dass irgendetwas gerade in ihrer Schwester zu Bruch gegangen war. Ein Teil, von dem sie wusste, wie es sich anfühlte, wenn er starb, sie hatte es ja ebenfalls gespürt, als Tréan Dian... und ihr Bruder Samuel... Aber Tom lebte doch noch. Marlene haderte mit sich selbst. Einerseits spielte es ihrem eigenen Vorhaben in die Karten, war sogar von Vorteil, wenn sie Adara wieder voll und ganz zu jener Meerjungfrau machen wollte, die sie gewesen war – oder hätte sein können – wenn sie nie an der Oberfläche gewesen wäre. Andererseits... Andererseits waren da ihr schlechtes Gewissen und Tom und Adaras aktueller Zustand, der mehr als deutlich auf ein gebrochenes Herz schließen ließ. Sie hatte das Orakel dazu befragt, hatte um seine Meinung gebeten und es hatte geantwortet, dass es eine gute Idee sei. Dass es möglich sei. Dass es... Marlene erinnerte sich an die Worte. Vorausgesetzt sie sei dazu bereit, ihrer Schwester so etwas zuzumuten. Aber gab es einen anderen Weg? Marlenes Blick fiel auf das silberne Medaillon, das noch immer auf dem aufgeschlagenen Buch lag. Sie griff danach und nahm es an sich. Das Schmuckstück war reichverziert, dennoch nicht pompös, glänzte mit seinem einfachen Charme. Rundum: Es war einfach wunderschön. Marlene drehte es zwischen ihren Fingern und merkte schnell, dass es sich öffnen ließ. Doch das Herz des Anhängers war leer, wo eigentlich zwei die halbe Handfläche füllende Bilder hätten sein müssen. Das war schon wieder ein Element, das Marlene verwirrte. Warum trug Adara solch ein Ding mit sich herum, wenn es weder Toms Bild beinhaltete noch offensichtlicher Weise von der Oberfläche stammte. Es war ganz klar von ihresgleichen gefertigt worden und nicht von Menschenhand. Und vor allem: warum ließ sie es einfach so hier liegen? Marlenes Blick glitt über die aufgeschlagenen Bücher. Allesamt Zauberbücher. „Verwünschung von Gegenständen zur Veränderung... ihrer grundlegenden Natur", las nun auch Marlene, konnte sich aber erst einmal keinen Reim daraus machen. Es ergab einfach keinen Sinn. Heute Morgen noch war Adara von der Idee beflügelt gewesen, in der Bibliothek einen Weg zu finden, mit ihrem Menschen in Kontakt zu treten. Das jedenfalls hatte Marlene vermutet. Jetzt aber kam ihr ein anderer Gedanke. Wenn es nur darum ging, ihm ein Bild von ihr zu senden? Das hätte den Zauberspruch auf der offenliegenden Buchseite erklärt. Aber woher rührte nur der plötzliche Wunsch, gleich seine gesamten Erinnerungen an sie auszulöschen? Doch hoffentlich nicht bloß von dem gescheiterten Versuch, dieses kleine Silberstück zu verwünschen? Langsam machte sich Marlene wirklich Sorgen um ihre Schwester. Irgendetwas ging vor sich und sie hasste es, nicht zu wissen, was es war. Früher hatten sie immer über alles sprechen können. Früher waren auch Kalliopéa und Samuel und ihr Vater noch hier gewesen. Es war nicht so einsam gewesen wie es jetzt war. Als Marlene die Bücher zurück in ihre Regale stellte, musste sie daran denken, dass ihre beiden Brüder Dimerius und Riméas seit der Krönung nicht mehr im Palast gewesen waren. Es fühlte sich fast so an, als wären sie auch... wie Samuel und Kalliopéa. Wie ihr Vater. Ihre Familie brach auseinander und sie als älteste konnte nichts dagegen tun. Wenn sie doch nur auf die Unterstützung ihrer verbliebenen Brüder hätte zählen können. Aber Hilfe erhielt Marlene kaum. Zudem war noch immer nicht geklärt, wo der Letzte aus dem einstig starken Familienklan abgeblieben war. Tristan galt offiziell als verschollen, da man seinen Leichnam nie gefunden hatte. Aber wenn ihn die Haie in Stücke gerissen hatten... Wie sie Tréan Dian... und Samuel... Nein, Marlene wollte nicht daran zurückdenken. Gerade erst hatte sie es einigermaßen geschafft, nachts wieder einig Stunden schlafen zu können, ohne immer wieder mit bis zum Hals klopfendem Herzen hochzuschrecken. So sehr es auch schmerzte, sie musste nun stark sein. Und das gleich doppelt, denn Adara konnte es offensichtlich nicht. Und das ausgerechnet in ihrer Position. 

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Welche Kapitel sind eigentlich eure liebsten? Die, die aus Toms Perspektive geschrieben sind oder jene, die auf Fé fokussieren? (Oder die Henry-Maria-Kapitel? :D  Ich bezweifle zwar, dass jemand Mister  Anonym extrem mag, aber das wäre auch noch eine Möglichkeit ^^')

Mermaid SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt