99. Chaosqueen

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Die Chaosqueen Tülay ist zurück! :D

Durch das ganze Buch hindurch hab ich sie nie wirklich gemocht. Aber jetzt - und weil ich weiss, wie die Geschichte ausgeht - wird sie mir immer lieber XD sie ist schon ein geiler Charakter hehe.

Viel Spass mit dem Kapitel <3

*****

Tülay geriet in Panik. Als sie begriffen hatte, dass Adara gerade dabei war, vornüberzukippen, war sie losgestürzt und hatte sie gerade noch so auffangen können. „Adara, Adara komm zurück, bleib bei mir, hörst du?", verlangte sie eine Spur zu hysterisch und tätschelte immerzu die Wange der jungen Frau, die bis auf eine Menge Sand nichts am Leib trug. Adaras Haut war eiskalt und sie war leichenblass, wie die studierte Medizinerin mit Schrecken feststellte. „Nicht gut! Gar nicht gut!", stieß sie hervor und schaute sich panisch im Haus um. Erst jetzt fiel auch ihr das Papierchaos auf. „Was zur...", begann sie, blinzelte kurz, schüttelte ihren Kopf, wie um ihre Gedanken zu priorisieren und wandte sich dann wieder ihrer Patientin zu. Behutsam strich Tülay ihr die noch nassen, halb von Eiskristallen besetzten Haare aus dem Gesicht und kam nicht darum herum, sich zu fragen, was nur mit dem armen Mädchen passiert war. Selbst in diesem Zustand war Adara noch bildhübsch, das musste selbst Tülay ihr zugestehen. Es war, als würde sie schlafen. Tülay dachte diesen Gedanken fürsorglich zu Ende und ließ seinen Nachhall in ihrem Kopf verklingen. Und dann, ganz plötzlich, als hätte man ihr eine gigantische Glocke über den Kopf gestülpt und von außen einige Male heftig dagegen geschlagen, begann Tülay die Situation endlich zu verstehen. „Trocknen und wärmen", murmelte Tülay rasch und legte Adaras Kopf behutsam auf den Boden. Im Badezimmer fand sie Handtücher – und bemerkte nebenbei, dass ihre Hose jetzt ganz nass war, wegen Adaras Haaren. Auch sie rief vergebens nach Tom, rief allerdings mehr als nur einmal und am Schluss schrie sie sogar fast, bis sie es dann aber doch aufgab und sich endlich daran machte, die Bewusstlose Adara wieder auf Zimmertemperatur zu bringen und sie vom hartnäckigen Sand zu befreien. Ganz ohne von der Situation peinlich berührt zu sein ging es aber doch nicht und Tülay war ziemlich froh, dass niemand anwesend war und ihren puterroten Kopf sehen konnte. Ihr war es ja schon peinlich genug gewesen, in der Uni die Leichen nackt zu sehen, geschweige denn die Patienten in der Klinik, in der sie ab und zu die Nachtschichten übernommen hatte. „Kleidung", stammelte sie, als sie fertig war und ging natürlich ihrem ersten Impuls folgend nach hinten in das kleine Gästezimmer, wo der große Spiegelschrank stand. Doch dort befand sich nur ein Teil von Toms Kleidern. Frustriert pustete sich Tülay eine abspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nun ja, für den Anfang wird es wohl reichen müssen", grummelte sie und zog Hose und Hemd groben Griffes heraus. Es war bei ihrem Geschick eigentlich schon vorprogrammiert gewesen, dass die Hälfte der auf den Ablagen befindlichen Kleidungsstücke ebenfalls herausgerissen wurden, doch schlussendlich war es dann zu spät, als dass sie noch hätte reagieren können. Mit einem ernüchternden Blick beschaute sie sich die eben entstandene Unordnung, war aber ganz und gar nicht geneigt, sie wieder zu beseitigen. „Später", sagte sie zu dem Kleiderhaufen und machte auf dem Absatz kehrt. Als sie dann zurück durch den Flur und damit wieder bei Adara war, erkannte sie aber, dass die Kleidung, die sie da in den Händen trug, ganz und gar nicht ausreichend war. Da stellte sich nämlich noch immer das Unterwäsche-Problem. Tülay verdrehte allmählich ganz schön genervt die Augen, ließ das Kleiderbündel fallen und machte sich doch noch auf die Suche nach angemessenen Klamotten. Irgendwann hatte sie dann die Tür hinter dem Piano und kurze Zeit später dann auch Adaras Sachen gefunden. Als sie wieder vor ihrer Patientin kniete und sich nun fragte, wie sie es bloß fertigstellen sollen, den Stoff an die Frau zu bringen. Doch als hätte das Universum sich ihrer dieses eine Mal erbarmt und ihr Vorhaben nicht in einer absoluten Katastrophe enden lassen wollen, begannen Adaras Augenlider zu zucken. Tülay legte das Kleiderbündel zu Seite und bückte sich über Adara. Diese begann, den Kopf zu bewegen. Ihre Augenbrauen fuhren zusammen und aus ihrer Kehle drangen gepresste Laute. Dann endlich erwachte sie und schaute empor in Tülays wachsames, alarmiertes Gesicht. Ihr Mund öffnete sich, wie um etwas zu fragen, doch kein Wort kam über ihre Lippen. Adara sah verwirrt aus, fand Tülay. Verwirrt und... etwas verängstigt. „Geht es dir gut?", fragte sie die am Boden liegende. „Weißt du, wer du bist? Wie du hier hergekommen bist? Welches Datum wir heute haben?", fuhr sie fort, ohne Adara die Chance zu geben, überhaupt antworten zu können. Aber das kam dieser gerade recht, denn nur auf die erste Frage hätte sie wirklich eine Antwort gehabt. Wie sie hier herkam, konnte sie der Ärztin ja schlecht erklären und das Datum... Sie wusste, dass es draußen verdammt kalt war, aber sonst war sie vollkommen aufgeschmissen. Langsam setzte sie sich auf – Tülay rückte endlich ein Stück von ihr ab. „Wo ist Tom?", krächzte sie sah die Frau mit den südländischen Wurzeln abwartend an, doch diese hob nur entschuldigend die Schultern. „Ich weiß es nicht, Adara. Er ist vorgestern auf der Arbeit gewesen, aber seit gestern fehlt jede Spur von ihm. Ich dachte, vielleicht macht er blau. Deshalb bin ich hierhergekommen", erklärte sie, hielt dann aber inne und schüttelte erneut ganz in Tülay-Manier den Kopf, dass die langen Haarsträhnen nur so auf ihren Schultern zuckelten. „Du bist sicher durstig. Und du solltest... dich... nun ja, anziehen. Hier", meinte sie und reichte Adara das Stoffpaket.

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