Versprechen

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Ian

Es war nicht die beste Absteige und sicher nicht die sauberste, aber besser als unter einer Brücke zu schlafen. In der Eile der Flucht hatte ich wenigstens meinen Seesack mit etwas Wäsche mitnehmen können. Ich saß auf dem durchgelegenen Bett in dem Motel und durch die Vorhänge blitzte das Licht der aufgehenden Sonne. Ich hatte die Tür fest verschlossen und die Vorhänge zugezogen. Ich entschied mich für eine Dusche und danach würde ich mir etwas zu essen besorgen müssen. Seit meiner Flucht hatte ich kaum etwas gegessen, da es ein gewisses Risiko bedeutete hier vor die Tür zu gehen wenn die Militärpolizei nach dir sucht. Ich war gerade fertig damit mich wieder anzuziehen als es plötzlich an der Tür klopfte. Instinktiv schnappte ich mir mein Militärmesser und trat leise aus dem Badezimmer. Mit noch nackten Füssen und tropfenden Haaren stand ich da. Das Messer in der rechten Hand und mit der Linken zog ich den Vorhang zurück um zur Tür schauen zu können. Ich sah nichts. Es klopfte erneut. „Ian?“ Hörte ich eine mir vertraute Stimme. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich legte das Messer auf den kleinen Tisch und ging zur Tür. Als ich sie entriegelte und öffnete, sah ich ihn. Seine rabenschwarzen Haare, seine blauen Augen, die blasse Haut, seine Lippen, dieses schiefe Lächeln. Ich konnte nicht richtig atmen und brachte kaum hörbar nur ein Wort heraus „Mickey.“ Er ließ seinen Rucksack zu Boden fallen, trat mit zwei schnellen langen Schritten zu mir heran, schlang seine kräftigen Arme um meine Hüften und drückte mich, dass mir erneut der Atem wegblieb.
Als er sich von mir löste drehten sich meine Gedanken immer noch im Kreis. Ich sah ihm in die Augen. Seine Hand suchte meine Wange und schob sich in meinen Nacken. Er zog mich zu sich runter und küsste mich. Küsste mich, wie er es noch nie zuvor getan hatte. Er öffnete vorsichtig seinen Mund. Als hätte er noch nie zuvor jemanden geküsst. Seine Zunge suchte meine und liebkoste sie. Die Schmetterlinge in meinem Bauch und das klopfen meines Herzens wurde unerträglich. Ich dachte kurz an unseren ersten Kuss. In dem Van vor der Villa von Jimmys Dad, Ned. Ein sehr kurzer Kuss von dem ich wusste dass es Mickey viel Überwindung kostete. Dieser Kuss hier war anders. Zwar spürte ich das Verlangen dass von seinen Lippen ausging und die Gier sich sofort von mir vögeln zu lassen, aber ich spürte noch etwas anderes in diesem Kuss. Ich hätte mich auch täuschen können aber es fühlte sich an wie ein Versprechen. Ein versprechen, mich nie wieder gehen zu lassen. Ich versuchte dieses stumme Versprechen durch unseren Kuss zu erwidern. Ihm dass versprechen zu geben ihn nie wieder alleine zu lassen.

Love is a Battlefield... [Gallavich]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt