Alone and lonly

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Mickey
Verfluchter Scheißdreck! Wer zur Hölle hat das Licht angemacht? Ich blinzelte durch ein Auge und stellte fest, dass die Vorhänge geöffnet waren und die Sonne gerade aufging. Ich stand auf und zog sie zu. Mein Schädel dröhnte. Wo zur Hölle war der Rotschopf? Ach egal. Ich ließ mich wieder ins Bett fallen und versuchte vergeblich weiter zu schlafen. Ich bekam kein Auge mehr zu. Verdammter Mist. Ich hörte wie die Tür sich öffnete. „Mickey? Bist du wach?“ „Ja verdammt“ pampte ich zurück. Irgendwie nervte mich gerade alles. Mein Schädel, die Vorhänge, Ian… „Hast du Kopfschmerzen?“ fragte er und ging ums Bett herum. In der Hand ein Glas Wasser und eine Tablette. Was dachte er denn? „Lass mich“ sagte ich leise und sah ihn dabei nicht an. Gerade nervte er mich und ich wollte alleine sein. Er stellte die Sache auf den Nachttisch und verschwand schweigend. Ich wusste ich habe ihm weh getan, trotzdem wollte ich jetzt niemanden der mir die Hand tätschelte und mich streichelte. Und vor allem brauchte ich kein Publikum, das mir beim trauern zusah. Auch nicht Ian. Ich liebte ihn… Ja aber… ach scheiße. Ich weiß es doch selbst nicht. Jeder geht doch mit Trauer anders um oder? Fuck. Mir stiegen wieder die Tränen auf. Mein Kopf tat weh und vom vielen nachdenken wurde es nicht besser. Ich nahm die Tabletten und spülte sie runter. Ich drehte mich und versuchte weiter zu schlafen. Fuck. Mir ging nicht aus dem Kopf, dass Iggy nicht mehr da war. Scheiße. Wieder stiegen mir Tränen in die Augen und liefen leise auf das Kopfkissen. Wieder kam Ian rein und fragte irgendwas von Frühstück. Kapiert er es nicht? Ich wollte allein sein. „Raus“ zischte ich, während ich mir die Tränen weg wischte. Ich sah den Schmerz in seinen Augen. Fuck. Ich wollte ihm nicht weh tun. Scheiße. Aber ich konnte nicht… ich stand auf und zog mich an. Ich steckte mir eine Knarre in den Hosenbund und Patronen in die Hosentasche. Ich schnappte mir meine Kippen und zog den Vorhang zurück. Die Sonne brannte in meinen Augen und schmerzte im Kopf. Der Rausch gestern war ziemlich heftig. Ich öffnete das Fenster und sprang auf den Müll Container der unten stand. Ich wollte keine Konfrontation mit Ian, meiner Schwester oder dem anderen Arschloch. Ich ging in Richtung Fabrikgebäude. Ich tat das, was ich immer tat wenn es mir schlecht ging. Ich ballerte irgendwas nieder. Ich kletterte auf die Mauer und ließ meine Füße baumeln. Ich packte die Waffe aus und zielte auf einen etwas größeren Stein. Ich traf ihn und er splitterte in alle Richtungen. Es ging mir schon etwas besser, als ich plötzlich Schritte hörte. Fuck. Er hatte mich gefunden. Natürlich. Wir waren wie zwei beschissene Magnete, die sich immer wieder anzogen.
„Verpiss dich Ian. Lass mich allein“ sagte ich, ohne mich umzudrehen, wer da wirklich war. „Du wirst mich erschießen müssen, wenn du mich loswerden willst“ sagte er und ich konnte ihn grinsen hören. Ich schoss auf noch einen Stein, verfehlte aber. „Zwing mich nicht dazu“ sagte ich trocken und zielte erneut. Ich drückte ab. „Na komm schon Mick.“ sagte er, aber ich drehte mich nicht um. Ich schoss erneut. Wieder daneben. „Verdammte scheiße Ian. Ich will alleine sein! Kannst du bitte gehen?“ sagte ich und schoss erneut. Treffer! Der Stein zersplitterte in tausend Teile. „ich versuchte dir zu helfen verdammt“ schrie er und ich merkte, wie seine stimme brach und er den Tränen nah war. „Lass dir helfen verdammt“ sagte er wieder. Jetzt wurde ich wütend. Es war als würde alles wieder hochkommen. Als würde der Schmerz der letzten 16 Jahre hochkommen und sich in mir sammeln. „Oder was Rotschopf? Wenn ich mir nicht helfen lassen will? Wenn es nichts zu helfen gibt? Was machst du dann?“ ich drehte mich zu ihm um und sah auf ihn herab. Tränen liefen über seine Wangen und es dauerte einen Moment, bis ich merkte, dass auch ich weinte. „Verpisst du dich dann wieder nach scheiß Colorado? Oder in den Knast? Lässt du mich wieder alleine sitzen? Soll ich wieder warten wie eine beschissene Hausfrau? Verdammt Ian. Ich will nicht dass du mir hilfst. Ich will nicht dass du mir beim trauern zusieht.“ Ich wischte mir die Tränen aus den Augen. „Verdammt Ian. Ich will nicht dass du mich so siehst. Verpiss dich endlich“ schie ich ihn an. Er trat einen Schritt auf mich zu. „Wir haben uns was versprochen. Wir haben uns im Krankenhaus was versprochen. Weißt du noch?“ Schmerz lag in seiner Stimme. Er hatte recht. Wir hatten versprochen uns nicht mehr zu verletzten. Ich nickte. „Lass mich ein paar Stunden. Ich komme wieder. Es… es tut mir leid Ian. Ich liebe dich, bloß, lass mich ein bisschen Ja?“
Er nickte, drehte sich um und ging. Ich wollte nicht auf diese Art verletzlich sein. Ihm beim Sex unterlegen oder dort verletzlich war etwas anderes. Hier ging es um verdammte Gefühle. Gefühle die ich selbst noch nicht einordnen konnte. Wie zum Teufel wollte er mir dann helfen. Ich brauchte einfach Zeit für mich.

Love is a Battlefield... [Gallavich]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt