Vergangenheit...

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Alex
Ein ganzer Monat war vergangen seit meine biologische Mutter vor unserer Türe stand. Scheinbar meint sie es ernst. Also geb ich dem ganzen eine Chance.
"Und wie läuft die Schule" Fragte sie, als wir beim Abendessen saßen. Dass Erwachsene die nicht wissen was sie sagen sollen, immer nach der Schule fragen war mir ein Rätsel. Erwarten Sie wahnsinns Gesprächsstoff?
"Gut" antwortete ich kurz und knapp. Ich war noch nie der große Redner.
"Und sonst?"
"Sonst ist auch alles gut" Sagte ich wieder knapp. Was erwartet Sie? Von heut auf morgen beste Freunde?

"Ich würde dir gerne einiges erklären Alexandr" Sagte sie, als wir den Tisch abräumten. Wir setzten uns aufs Sofa und erzählte mir ihre Geschichte und die Geschichte meiner Geburt. Ich wahr sprachlos. Es war viel zu verarbeiten... "Ich geh ins Bett" Sagte ich und stand auf. Keiner sagte etwas als ich die Treppen hochging. Sie... sie hatte mich gerettet... Ich schloss die Tür meines Zimmers und zog die Schachtel mit den Briefen unter dem Bett hervor. Dann begann ich zu lesen...

*brrr brrr*
💙: Zeit zum Telefonieren?
Alex: Nein sorry. Familiendrama
💙: schon wieder? Was is es diesmal? Geht's dir gut?
Alex: Ja. Meine Mom wieder. Geht schon.
💙: Sicher? Sollen wir uns treffen? Will nicht dass du das alles allein durchmachen musst.
Alex: Nein schon ok. Sehen uns morgen ok?
💙: ruf an, wenn du was brauchst. 

Schmetterlinge tanzten in meinem Magen, wenn ich an morgen dachte. Ich konnte es kaum erwarten, aber jetzt musste ich mich erst mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen. Ich war ein guter Leser. Dad kaufte mir jedes Buch das ich haben wollte und ich hatte alle in meinem großen Bücherregal aufgehoben. Jetzt las ich Briefe meiner Mutter, alle an mich adressiert. Einige Worte blieben in meinem Kopf hängen.

Mein Sohn, ich wollte dich beschützen....

Alexandr, ich habe alles nur für dich getan...

Ich hatte keine andere Wahl. Es tut mir leid.

Bei Amanda und Mikhailo wirst du es besser haben...

Deine Mutter liebt dich...

Ich packte die Briefe in die Kiste zurück und begann leise zu weinen. Ich hatte ihr immer die Schuld gegeben. Als ich jünger war und mir klar wurde, dass Ian und Mickey nicht meine biologischen Eltern sind, hatte ich  sogar den Gedanken, dass sie mich nicht wollte. Dass ich nicht gut genug war. Dass ich schlecht sei. Durch diese selbstzweifel war mein Selbstvertrauen nie das beste. Ich hatte immer Angst davor, was andere über mich dachten... Jetzt kannte ich die Wahrheit über meine Herkunft...
Ich ging die Treppe runter und sah meine Mutter auf dem Sofa sitzen. Ohne ein Wort zu sagen, trat ich an sie heran und umarmte sie. Sie war sichtlich überrascht, aber umarmte mich schließlich ebenfalls und leise Tränen liefen meine Wangen hinunter. "Danke" flüsterte ich leise in ihr Ohr. Als ich von ihr abließ sah ich meine beiden Dads an. Sie sahen zu mir auf.
"Ich glaub ich muss euch was sagen."
Pops legte Dad eine Hand aufs Bein und lächelte mich an.
"Ich bin schwul" Sagte ich leicht nervös. Beide lächelten und standen auf um mich in den Arm zu nehmen. "Ich bin stolz auf dich" Sagte Pops und streichelte meinen Rücken. Die Umarmung dauerte länger als eine normale Umarmung und als ich zurückwich, sah ich Tränen in seinen blauen Augen glitzern. Auch Dad nahm mich in den Arm "Hab dich lieb" flüsterte er und auch er hatte Tränen in den Augen. Ich wusste sie würden cool reagieren, aber dass sie weinen würden, hatte ich nicht gedacht.
"Danke Alex" Sagte Pops
"Für was?"
"Für dein Vertrauen, dich vor uns zu outen. Du glaubst nicht, wie viel es mir bedeutet" Sagte Mickey und nahm mich nochmal in den Arm. Ich ließ ihn. Es bedeutete ihm wirklich viel...
"Wann stellst du ihn uns vor?" Fragte Dad und ich war überrascht.
"Ian" Sagte Pops scharf, lächelte dann aber mir zu.
"Ich weiß nicht... Bald?" Sagte ich und musste auch lächeln. "Aber woher...?"
"Als wir vor zwei Wochen abends aus waren, haben wir euch gehört.... aber ich weiß es schon länger..." gab Pops zu.
"Wie? Was weißt du schon länger?" Ich zog meine Augenbrauen nach oben.
"Ach Alex... dein Versteck war nicht das beste..."
"Pops!"
"Ich hab nur die Laken gewechselt!" Er hob die Hände zur Verteidigung und Dad kicherte. Ich verdrehte die Augen.
"Wie lange seid ihr zusammen?" Frage meine Mom, die sich bisher im Hintergrund hielt.
"Hm... naja... Ich würde sagen seit etwa 3 Jahren, aber... bisher nicht öffentlich..." Ich setzte mich und stellte mich dem Verhör, das nun kommen würde.
"Und bist du glücklich?"
Ich nickte und lächelte
"Kann ich.... kann ich dich was fragen?" Sagte Pops und lächelte schief, irgendwie... peinlich berührt... "bist du... ähm..."
"Pops!"
"Mickey!"
"Schon gut! War nur neugierig!" Entschuldigte er sich und ich lief rot an. "Bottom" flüsterte ich. Ian sprang auf "Ha! Hab ichs doch gewusst!" Rief er und Pops verdrehte die Augen. Er zog einen 10$ Schein aus der Tasche und gab ihn Dad.
"Ihr habt gewettet?" Fragte ich und war peinlich berührt und sauer zugleich. "Ihr seid unglaublich" verdrehte ich die Augen, während meine Wangen rot anliefen.
"Wie heißt er überhaupt?" Fragte meine Mutter, um die peinliche Stille zu durchbrechen.
"Aaron" Sagte ich und musste lächeln, als ich an ihn dachte.
"Und was war, als du Liebeskummer hattest?" Fragte Dad jetzt etwas ernster.
Ich seufzte. Wie ich Verhöre hasste. "Er wollte, dass ich mich oute. Vor allen. Hat gesagt, er will sich nicht mehr verstecken." Pops und Dad sagen sich kurz an. "Aber er hat akzeptiert, dass ich noch nicht bereit war. Schätze jetzt hab ich gute Nachrichten für ihn." Sagte ich und lächelte.

Love is a Battlefield... [Gallavich]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt