Ja

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Mickey
Es war, als würde man zwei starke Magnete wieder zusammenfügen. Sie würden sich nicht trennen. Der Kuss war so anders als die letzten… als wäre unser Feuer wieder da. Es war Wochen her, dass ich Ian auf diese Weise hatte. Vielleicht sollte ich öfter… Nein. Ich war froh Ian wieder zu haben. Ich wollte ihn einfach nur halten. Ihn halten und nicht mehr los lassen. Ein Gedanke schoss mir ins Gedächtnis als ich kurz an die Welt um uns herum dachte. Ich löste mich vorsichtig „Mandy?“ flüsterte ich. Er nickte „Sie liegt den Gang runter. Komm“ er zog mich an der Hand mit und unsere Finger verschränkten sich. Das war das erste mal… Das erste mal außerhalb unserer Familie, dass wir uns öffentlich so zeigten. Wow… das fühlte sich… ungewohnt an… Ich zog meine Hand zurück und Ian blieb stehen. Er sah mich an, zog eine Augenbraue hoch, kam zu mir und legte eine Hand an meine Wange. „Was? Händchenhalten is dir zu schwul, Arschloch? Stell dich nicht so an. Oder soll ich dich wieder Pussy nennen?“ Er grinste. „Nein… es ist nur… das erste mal, dass wir so… vor anderen… Fuck du weißt schon.“ Ich versuchte auf den Boden zu schauen, aber seine Hand glitt unter mein Kinn. „Mickey Milkovich. Du hast einen Partner. Einen Partner der dich liebt. Komm klar damit. Und scheiß drauf was andere denken. Es gibt immer Menschen, die damit ein Problem haben. Solang du kein Problem hast mit dem hier“ er deutete auf uns „Is mir der Rest scheiß egal.“ Er hatte recht. Er hatte verfickt nochmal recht. Ich nickte und küsste ihn kurz. Dann nahm ich seine Hand von meinem Gesicht und verschränkte seine Finger mit meinen. Er lächelte, dann gingen wir Hand in Hand den Gang entlang.
Ich klopfte vorsichtig an der Tür. Eine Schwester öffnete und fragte wer ich sei. Sie musste Ian hinter mir erkannt haben, denn sie ließ uns herein ohne eine Antwort abzuwarten. „Du bescheuertes Arschloch!“ schrie sie mich an. Ich hatte mit einer herzlichen Begrüßung gerechnet „Du hast nichts besseres zu tun, als hier rumzuheulen und ihn da zu verletzten, während mein Baby zur Welt kommt? Hast du sie noch alle?“ schimpfte sie lautstark weiter „Du Penner. Komm sofort her und lass dir die Hand zerquetschen. Das hast du verdient“ schrie sie und ich wollte sie nicht noch mehr verärgern. Ich trat auf ihre andere Seite und sie drückte bei jeder Wehe meine Hand. Fuck. Sie hatte wirklich Kraft. „Schatz, ich…“ sagte Lip zu Mandy und flüchtete aus dem Raum. Ian ging ihm hinterher. Jetzt ließen die Wichser mich alleine mit meiner durchgeknallten Schwester. „Hey Bruderherz“ sagte sie plötzlich sanft „Ich tu nur so, um Lip zu ärgern. Der arme tut alles und ich kann ihn nach Herzenslust beschimpfen“ sie grinste. Ich grinste zurück. „Is wieder alles okay zwischen euch?“ fragte sie und nickte Richtung Tür. „schätze schon“ sagte ich zögernd. „Schätze schon? Dann habt ihr nicht geredet?“ fragte sie ungläubig und schrie kurz darauf als die nächste wehe kam. Ich schüttelte den Kopf. „Nicht so richtig… nur kurz…“ Sie schlug mir auf den Hinterkopf, wie bei einem kleinen Jungen. „Verdammt Mickey. Ihr müsst lernen über eure scheiße zu sprechen. Nicht nur Prügeln und ficken macht eine Beziehung aus. Ihr müsst sprechen. Über Gefühle und sowas.“ „Aber…“ setzte ich an, doch sie schnitt mir das Wort ab. „Nix, aber. Wenn ihr das nicht hinbekommt werdet ihr nie wirklich glücklich. Ich weiß, du kannst sowas nicht. Ich bin da genauso. Haben wir wohl gemeinsam. Aber verdammte scheiße, du liebst ihn doch. Oder?“ Sie wartete auf eine Antwort. Ich nickte stumm. „Was? Ich kann dich nicht hören“ sagte sie um mich zu necken. „Ja“ sagte ich leise. „Was? Ich hab dich nicht verstanden“ sagte sie wieder. Man. Scheiße. Musste das wirklich sein? „Ja, verdammt ich liebe ihn“ sagte ich lauter. Sie grinste und ich konnte mir ein schmunzeln nicht verkneifen. „Wo is dann dein scheiß Problem? Rede mit ihm verdammt. Sag wie du dich fühlst. Was du grade brauchst. Was du willst, und was nicht.“ Ich nickte. Ich drückte ihre Hand kurz als zeichen der Dankbarkeit. Ich dachte nach, über das was sie gesagt hat und wusste, dass sie recht hatte. Als die nächste Wehe kam, merkte sogar ich, dass sich etwas veränderte. Ich hatte mir über Geburt und so nen scheiß nie viel Gedanken gemacht, denn seit ich wusste, dass ich schwul war, war für mich klar, dass ich kein eigenes Kind haben würde. Bei Svetlana war ich mir nicht sicher, ob er überhaupt von mir war und so hatte ich mich da auch keinen Kopf gemacht. Doch jetzt, bei meiner Schwester, spürte ich dass sich etwas verändert hatte. Die Art wie sie schrie war anders. Die Schwestern wurden hektischer und ein Arzt betrat das Zimmer. „Soll ich Lip holen?“ fragte ich und nahm ihre Hand. Eine Schwester antwortete „Keine zeit. Das Baby kommt jetzt. Sie bleiben hier. Sie braucht Unterstützung“ Ich war wie gelähmt. Ich hatte damit gerechnet, dass mir später mein Neffe in die Hand gedrückt wird. Nicht dass ich live dabei sein würde wie er raus kommt. Mandy schrie und fluchte laut und ich stand nur da. So hilflos. Eine Schwester sah mich an. „Sie werden mit der Hand ihre Hand halten und mit der Hand an ihren Kopf greifen. Wenn ich sage sie muss pressen, dann werden sie ihren Kopf halten.“ Ich nickte. „Pressen“ sagte die Frau und Mandy legte den Kopf nach vorne. „Loben sie sie“ sagte eine andere Schwester. „Gut Mandy“ sagte ich und sie schrie „Halt die Fresse du Arschgesicht“ ich musste schmunzeln. Scheinbar hatten Lip und Ian die schreie gehört und kamen gerade zur Tür herein. Gott, ich war noch nie so froh Lip zu sehen. Er stellte sich sofort auf Mandys andere Seite und tat genau das, was die Schwester von mir verlangt hatte. Ich war gerade dabei, vom Bett weg zu gehen, als sie mich am Ärmel packte und schrie „Du bleibst genau hier stehen. Wenn du auf meine Muschi glotzt, dann schneid ich dir AAAHHH“ schrie sie und ich blieb stehen. Sie Presste noch einmal und dann hörte ich einen kurzen Moment nichts. Einen Moment war das Zimmer still. Und dann ein kleines, erst leises, dann kräftigeres Baby, das schrie. Die Schwester reichte Mandy ein in ein Handtuch gewickeltes etwas. Lip beugte sich darüber. Und dann sah auch ich es. Es war… Perfekt… Ian legte seine Hand zwischen meine Schulterblätter und als ich mich kurz zu ihm umdrehte, sah ich, dass er tränen in den Augen hatte während er das Baby ansah. Ich merkte dass auch ich Tränen in den Augen hatte. „Habt ihr… schon einen Namen?“ fragte Ian leise. Mandy schüttelte den Kopf. „Es gibt da einen Namen. Für Lip wäre es in Ordnung, aber… Mickey, wäre es für dich..:“ setzte Mandy an, ohne den Blick von ihrem Baby zu lassen. „Wäre es für dich in Ordnung wenn wir sie Rebecca nennen?“ „Du meinst wie…“ ich konnte nicht weiter sprechen. Mandy nickte. Ich… wusste nicht… Ich hatte einen Kloß im Hals. Aber... „Ja“ sagte ich leise, als mir klar wurde, dass es nur ein Name war. Ich war so von Gefühlen durchflutet, dass ich zu allem Ja gesagt hätte.

Love is a Battlefield... [Gallavich]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt