Chicago

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Ian
Endlich konnte ich ein Schild mit „Chicago 180 Meilen" am Straßenrand sehen. Endlich wieder zu Hause. Ich sah Mickey an. Der schwarze Pullover und die Sonnenbrille im Dezember. Wahnsinn was ich für ein verdammtes Glück hatte. Der Radio spielte die ersten paar Takte eines Liedes, das ich kannte. Mickey machte etwas lauter. Ich summte mit. Als der Refrain kam stimmten wir beide lauthals mit ein

But I would walk 500 miles
And I would walk 500 more
Just to be the man who walks a thousand miles
To fall down at your door


Wir beide lachten. Und Mickey legte seine Hand auf meine. Es fühlte sich richtig an. Es fühlte sich echt an.

Mickey
Ich fuhr am nächsten Parkplatz raus. Ian musste pissen und ich konnte Mandy schreiben. -Grove Motel 9118 S Cottage Grove Ave, IL 60619. In 2 Stunden M.-
Wir fuhren durch die Straßen von Chicago und ich wusste, dass unser Traum bald wie eine Seifenblase zerplatzen würde und uns die Realität einholen würde. Deshalb musste ich ihn etwas fragen, was ich mich schon seit dem Tag fragte als er wegging.
„Ian, kann ich dich was fragen?" ich starrte auf die Straße.
„Ja sicher." Er sah aus dem Fenster.
„Was hätte ich tun sollen? Du weißt schon... als du zur Army gegangen bist... als du vorbei gekommen bist... als du da in meiner Tür standest... hätte ich überhaupt was tun können?"
Es dauerte eine Weile bis er antwortete. „Ich denke, mir hätte schon irgendwas gereicht und ich wäre geblieben." Jetzt sah er mich an.
Wir waren am Parkplatz des Motel angekommen und ich stellte den Motor ab. Meine Gedanken drehten sich und ich konnte keinen richtig klar fassen. Ich war in den letzten 2 Tagen mehr autogefahren als in den letzten 2 Jahren. Ich war fix und fertig.
„Was hätte ich tun können?" fragte ich nochmal weil ich etwas handfestes brauchte. Mit 'irgendwas' konnte ich nicht umgehen.
„Wenn du mich geküsst hättest. Wahrscheinlich auch eine Umarmung oder nur ein ‚bleib bei mir'. Das hätte ausgereicht Mickey." Er sah mich an und nahm meine Hand. „Gib dir nicht die Schuld. Ich bin jetzt hier okay?"
Ich lehnte mich zu ihm, unfähig etwas anderes zu tun als ihn anzusehen. Scheiße war ich in diese Schwuchtel verknallt. „Ich geh uns einchecken" sagte er und sprang aus dem Wagen.

Love is a Battlefield... [Gallavich]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt