Gänsehaut

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Ian
Da lag er nun, blutend und schmutzig. Verschwitzt und mir völlig ausgeliefert. Seltsam, wie sich die Dinge wenden können. Ich dachte an unser erstes mal. Es war ein ähnliches Bild vor meinem inneren Auge. Nur war Mickey damals der Überlegene. Nun hielt ich ihn fest und er versuchte nicht mal, sich zu wehren. Ich konnte ihn einen kurzen Moment nur ansehen. Hatte ich ihn wieder? Konnte ich so viel Glück haben und würde ihn wieder zurückgewinnen? Würde er mir verzeihen?
Ich strich mit den Fingern wieder über seine Lippen „Soll ich?“ fragte ich und versuchte ihn damit zu provozieren. Er sagte nichts. Er nickte vorsichtig und dann hielt ich es selbst nicht länger aus. Ich musste ihn küssen. Der Kuss war so voller Leidenschaft und Schmerz. Ich schmeckte das Blut und Mickey. Ich schmeckte ihn. Ich roch ihn. Es tat so gut. Ich spürte sein Herz hämmern und da wusste ich, dass ich meins aus der Kiste holen konnte in das ich es gesperrt hatte. Mickey war der Schlüssel.
Ich löste meine Lippen langsam von seinen. Ich hielt immer noch seine Hände fest.
„Wenn ich sie loslasse, haust du mir dann wieder eine rein?“ fragte ich und blickte auf seine Hände. Er sagte nichts und schüttelte den Kopf. Ich machte meinen Griff locker und setzte mich neben ihn. Er blieb liegen. Ich wusste, er würde gleich etwas sagen, aber ich hörte nur das klicken eines Feuerzeuges. Lange Zeit verging. Bestimmt 3 oder 4 Zigaretten später wollte ich ansetzen „Mick, ich…“
„Halt die Fresse, Gallagher. Spar dir den Mist. Ich weiß, dass es dir leid tut. Und ich weiß auch warum du es gemacht hast.“ Sagte er und zog an der Kippe. „Du bist mir keine Erklärung schuldig. Du bist mir nichts schuldig.“ Redete er weiter und ich konnte so viel Schmerz in seinen Worten hören. „Ich möchte nur eins wissen Gallagher. Und ich will jetzt keine Antwort auf diese Frage. Ich will es erst wissen wenn du dir verfickt nochmal sicher bist, verstanden?“ Er zog an der Kippe und ich nickte. „Wirst du mich nochmal verlassen?“ fragte er und stand auf. Er ging an mir vorbei richtung Ausgang. Er schnippte die Kippe weg und ich saß im Gras.
Hatte dieser Wichser denn überhaupt was verstanden?
Ich sprang auf und lief ihm nach.
„Scheiße Mickey, warte“ rief ich. Kurz vor dem Zaun holte ich ihn ein. Er drehte sich nicht um. Wieso denn auch? Ich hatte ihn verletzt. „bleib stehen Mick, bitte.“ Sagte ich flehend. Dann blieb er stehen.
Ich ging einen Schritt auf ihn zu und strich langsam mit einem Finger seine Wirbelsäule entlang. Dann packte ich ihn von hinten an der Kehle. So wie er es bei mir vor so vielen Monaten getan hatte. „Nein Milkovich. Ich verlasse dich nicht wieder. Wäre ich sonst hier?“ Durch die Ähnlichkeit dieser Worte bekam ich eine Gänsehaut und ich spürte wie Mickey sich meiner Hand entzog und sich umdrehte. Er sah zu Boden, aber ich konnte die Tränen in seinen Augen sehen. Scheiße, ich hatte ihm wirklich Schaden zugefügt. Ich konnte nicht anders als ihn zu umarmen und festzuhalten.

Love is a Battlefield... [Gallavich]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt