Rückschlag

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Mickey
Das Licht blitzte durch die Vorhänge und ich wurde wach. Ian hatte seinen Arm um mich gelegt. Und ich musste schmunzeln. Die letzte Nacht war... Ich musste grinsen. Vorsichtig legte ich seine Hand hinter mich und setzte mich. Durch das wenige Licht konnte ich sein Gesicht sehen und ich wollte ihn berühren. Ich strich mit der Handfläche über seine Haare. Er lächelte im Schlaf. Ich wusste, was letzte Nacht passiert war. Was er mir letzte Nacht schenkte, war einmalig. Ich liebte diesen Idioten mit jeder Faser meines Körpers und ich wusste, dass er mich auch liebte.
Ich zog mir Boxershorts an und schlich aus dem Zimmer. „Morgen" Sagte Lip, der eine Tasse Kaffee in der Hand hielt und am Küchentisch eine rauchte. Ich zündete mir ebenfalls eine an und schenkte mir Kaffee ein. „Pennt er noch?" fragte er und kippte den Kaffee in einem Zug runter. „Jap." Sagte ich knapp und hatte eigentlich keinen Bock auf Smalltalk. „Hey was hast du heute vor?" fragte er und ich zog die Augenbrauen hoch „Willst du 'n date oder was?" fragte ich und lachte „ich müsste das Babybett holen und aufbauen" sagte er und grinste über meinen Witz. „Ach, und ich soll helfen?" fragte ich ungläubig. „Wenn du Bock hast, Onkel Mickey" sagte er und mit diesem Satz hatte er mich. Ich kippte die Tasse Kaffee runter und ging in mein Zimmer um mich anzuziehen. „Hey, Ian..." versuchte ich ihn aufzuwecken. „Hey, Schatz" flüsterte ich in sein Ohr ich küsste ihn auf die Stirn. Dieser Kosename war nur für seine Ohren bestimmt. Es sollte etwas besonderes sein. Er gab nur ein „mmmmhhh" von sich. „Ich hol mit Lip das Bett fürs Baby. Bin bald wieder da." Sagte ich und beugte mich nochmal zu ihm runter. „Ich würde das von gestern gerne wiederholen" flüsterte ich ihm ins Ohr und verschwand.


„Dieser blöde Scheiß. Warum is das so verflucht schwer?" schnaubte ich, als wir dieses beschissene Bett aus dem Truck ausluden und die Treppe hoch zerrten. „Würd mich nicht wundern, wenn ich in einer Schublade geschlafen hätte als Baby" sagte Lip und atmete schwer als wir oben an der Treppe waren. Wir trugen es gleich in Mandys Zimmer und als wir fertig waren setzten wir uns in die Küche und zischten ein Bier. Mandy kam aus meinem Zimmer und sah mich an. Sie hatte diesen Ausdruck in den Augen. Einen Ausdruck den ich nicht deuten konnte. Irgendwie geschockt. „Mickey..." weiter kam sie nicht. Ich sprang auf und rannte an ihr vorbei. Ich öffnete die Tür und da lag er. Immer noch im Bett und die Decke bis zum Kinn gezogen. Es war schon nach Mittag. Ich ging um das Bett herum und setzte mich neben ihn. „Ian?" fragte ich in diese leeren Augen. Keine Antwort. Er hatte sie zwar geöffnet, aber ich sah kein Leben in ihnen. Das war es also. Das war es, wovor er mich warnen wollte. Das war seine Krankheit. Mandy und Lip standen in der Tür. Mandy sah mich an. Lip sah mich an. Mandy sagte nur „Code Pink" und Lip stiegen die Tränen in die Augen währen er sich umdrehe und in die Küche verschwand.
„Seit wann wusstest du es?" fragte ich Mandy vorwurfsvoll als wir in der Küche standen. „Seit er wieder da ist." Antwortete sie leise. „Und du?" ich sah Lip an. „Er hat es mir am Telefon gesagt. Als er noch im Knast war" ich hielt mich am Stuhl fest. Ich wollte irgendwas kaputt machen. „Und keiner von euch hat es für nötig gehalten mir zu sagen dass er verdammt nochmal diese Krankheit hat?" sagte ich ruhig und blickte ins leere. Keiner sagte etwas. „Wisst ihr wenigstens, wo seine scheiß Pillen sind?" fragte ich und atmete tief ein und aus um mich zu beruhigen. Mandy drehte sich um und öffnete den oberen Küchenschrank. „Hat er sie heute genommen?" fragte ich an Mandy gerichtet. Sie zuckte die Schultern. „Hat er sie heute genommen?" Ich wurde lauter. Keiner sagte etwas „Verdammte scheiße, was wisst ihr überhaupt?" Blaffte ich sie an, nahm die Pillen und rauschte aus der Küche. Ich ging in unser Zimmer, zog Jacke und Schuhe aus und legte mich ins Bett. Er lag mit dem Rücken zu mir und ich wusste nicht, ob ich ihn berühren sollte oder nicht. Ich saß da und lehnte an der Wand. Ich drehte die Pillendose in der Hand. Es klopfte und Mandy steckte den Kopf in die Tür „verpiss dich" sagte ich und warf einen Schuh nach ihr. Sie schloss die Tür.
„Ian." Sagte ich und wusste, dass ich keine Antwort bekommen würde. „Hast du deine scheiße heute genommen?" ich wusste er würde nichts sagen. Ich stellte die Dose auf den Nachttisch und versuchte es nochmal „Ian?" fragte ich. „Lass mich" sagte er und klang flehend. Als würde er wollen, aber nicht können. „Dreh dich um" bat ich und wollte ihn sehen. Keine Reaktion. „Ian bitte" flehte ich und endlich bewegte er sich. Er drehte sich, sodass er zur Decke sah. „Lass mich in Ruhe" sagte er wieder. Sein Blick war leer und traurig. Es zerriss mir mein Herz. Ich wollte ihm helfen, aber ich konnte nicht. Ich wusste nicht wie. Ich rutschte runter und legte eine Hand auf seine Brust. „Nein. Ich bin hier. Wir machen das zusammen. Ich lass dich nicht in Ruhe." Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn und er schloss seine Augen.

Love is a Battlefield... [Gallavich]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt