Gruselgeschichten

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Ich kuschelte mich in meinen Schlafsack und sah zu meiner Freundin. Quinn grinste mich an.

Wir waren mit der Klasse für 3 Tage Zelten, ich hatte alles versucht um nicht mit zu müssen, aber meine Eltern kannten keine Gnade. Es war arschkalt und regnete. Ich spürte schon die Erkältung auf mich zu rennen.

>Ist das nicht alles aufregend? Endlich mal allein im Wald< das Grinsen von Quinn wurde noch breiter.

>Aufregend? Ich weiß langsam nicht mehr, ob ich vor kälte oder vor Angst zittere< meine Zähne klapperten zur Untermalung aufeinander.

>Mensch Liv, du bist 13 Jahre alt. Da hat man doch keine Angst, wenn man mal draußen im Zelt pennt. Ich hab extra die Geschichte vom Alten O'Kelly für heute aufbewahrt<
Entgeistert sah ich meine Freundin an.

Quinns Eltern waren aus Irland und einmal im Monat trafen sie sich mit anderen Auswanderern aus Irland. Unter ihnen O'Kelly, ein alter Mann der schon ewig hier lebte.

Allein an ihn zu denken jagte mir einen Schauer über den Rücken. Es gab kein Kind, dass keine Angst vor ihm hatte ... außer Quinn. Die liebte seine Gruselgeschichten.

>Die Geschichte wird dir gefallen, glaub mir. O'Kelly weiß nämlich was es mit dem Hotel auf sich hat. Du weißt schon das riesen Gebäude hinten am Wald<
Sofort schnellte ich hoch und setzte mich aufrecht hin. Die Kälte in meinen Knochen war verschwunden. Niemand wusste was es mit dem alten verlassenen Hotel auf sich hatte. Wir hatten alle ein Verbot uns dem Haus auch nur zu nähern. Wir durften es nicht, weil unsere Eltern es nicht erlaubten. Diese wiederum erlaubten es nicht, weil ihre Eltern es schon verboten hatten und so weiter. Es gab also keine wirkliche Erklärung dafür und dennoch hielten sich alle daran ... leider.
Ich würde da selber nie rein gehen, aber es interessierte mich, wie es dort drinnen aussah. Es musste einmal ein sehr schönes Gebäude gewesen sein.

>Erzähl< forderte ich sie auf.

>O'Kelly nennt es 'das Hotel der verlorenen Seelen'. Es heißt, vor vielen Jahren lebten dort reiche Gäste, doch eines Tages verschwanden sie alle spurlos. Seitdem steht das Hotel leer.
Doch das ist nicht das Gruseligste. Man sagt, dass in der tiefsten Dunkelheit der Nacht, wenn der Wind durch die alten, zerschlissenen Vorhänge weht und die Dielen knarren, eine geheimnisvolle Gestalt durch die verlassenen Flure schleicht. Es ist die Zahnfee, aber nicht die, die man aus Kinderbüchern kennt. Diese Zahnfee ist anders... düsterer.<

>Die Zahnfee?< unterbrach ich Quinn lachend. Wollte sie mich verarschen?

>So hab ich auch reagiert, aber warte mal ab, Liv< Quinn machte eine kurze Pause. Als müsse sie überlegen, wo sie aufgehört hatte zu erzählen.
>Sie kam, so erzählt man sich, nachdem das Hotel verlassen wurde, angelockt von den verlorenen Seelen der Gäste, die nie Ruhe fanden. Sie lebt dort, versteckt in den Schatten, und wartet auf die, die den Mut haben, das Hotel zu betreten. Jeder, der in das Hotel geht, verschwindet, genauso wie die Gäste damals. Es wird gesagt, dass sie die Zähne der Eindringlinge sammelt und sie zu ihrem finsteren Schatz hinzufügt. Doch sie nimmt nicht nur die Zähne. Man sagt, sie stiehlt auch die Erinnerungen der Menschen, sodass niemand sich mehr an diejenigen erinnern kann, die das Hotel betreten haben.
Keiner traut sich mehr in seine Nähe. Doch in manchen Nächten, wenn es ganz still ist, hört man ein leises Klopfen und Kratzen an den Wänden des Hotels, als ob jemand oder etwas versuchen würde, herauszukommen. Manche behaupten, sie hätten in der Dunkelheit der Nacht ein leises Kichern gehört, das durch die verfallenen Mauern hallt, oder das sanfte Rauschen von Flügeln, als ob die Zahnfee auf der Suche nach ihrer nächsten Beute wäre.
Es gibt eine alte Legende, die besagt, dass das Hotel auf einem alten Friedhof errichtet wurde, auf dem unruhige Seelen wandeln. Die Zahnfee soll mit ihnen einen dunklen Pakt geschlossen haben. Im Austausch für ihre Zähne, die sie gnadenlos sammelt, bewahrt sie ihre Erinnerungen und hält sie gefangen in den Zimmern des Hotels. Man sagt, wenn man tief in die Augen der Zahnfee blickt, kann man die verlorenen Seelen derer sehen, die vor dir gekommen sind, eingeschlossen in einem endlosen Albtraum.
Einige sagen, dass die Zahnfee in der Stille der Nacht mit ihren Zähnen spielt, sie poliert und aneinander reibt, sodass ein schauriges Geräusch durch die Flure des Hotels hallt. Andere behaupten, dass sie die Zähne in einer großen, finsteren Kette um ihren Hals trägt, als Trophäen ihrer gefangenen Seelen.
Und jetzt, so erzählt man sich, wartet sie auf den nächsten, der mutig oder töricht genug ist, das Hotel zu betreten. Wer es wagt, wird nicht nur seine Zähne verlieren, sondern auch sich selbst, für immer gefangen in den Fängen der Zahnfee, ein weiteres Opfer in ihrem endlosen Spiel."

Quinn hielt inne und sah mir tief in die Augen. "Also", flüsterte sie mit einem schiefen Lächeln, "bist du mutig genug, das Hotel zu finden und zu sehen, ob die Legende wahr ist?"

>Das ist mit Abstand die dümmste Geschichte die ich je gehört habe. Wie soll diese Killer Zahnfee denn aussehen? Hat sie ein Gothikkleid an und Tattoos im Gesicht?< kicherte ich.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt