Der Geschmack von Erdbeeren

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Pov Ruhn

Ich hatte Liv in eines der wenigen Gästezimmer gebracht und irgend einen von Santas Arbeitern beauftragt etwas zu essen für sie zu machen.
Nun saßen wir verschweigend in dem Zimmer. Sie am Tisch und aß. Ich auf der Fensterbank und sah ihr dabei zu.
Es war merkwürdig, ich hatte mir nie zuvor Gedanken darum gemacht wie es sein würde zu essen. Der meiste Kontakt zu Menschen hatte für mich stattgefunden während sie schliefen.

>Ich fühle mich beobachtet< sie sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
>Entschuldige< ich sah auf den Fußboden.
>Deine Brüder sind sehr ... individuell< Liv schien die Stille zwischen uns brechen zu wollen. Ich sah wieder auf.
>Das ist eine sehr interessante Beschreibung< lächelte ich. Ich war froh wieder hier bei ihnen zu sein, auch wenn es vielleicht nicht so wirkte.
>Zeke mag mich nicht oder?< fragte sie schließlich.
>Zeke mag nichts über das er nicht die Kontrolle hat. Er meint es aber nicht so, auch wenn er vielleicht ziemlich hart klingt< erklärte ich.
>Und worüber habt ihr gestritten?< ich hatte erwartet das die Frage schon viel früher kommen würde. Schließlich fragte Liv sonst auf immer sofort drauf los.
>Zeke weiß was geschehen ist, ab dem Zeitpunkt wo ihr das erste Mal einander begegnet seid. Wo ich dir Energie entzogen habe...< ich haderte mit mir, ihr die Wahrheit zu sagen >eigentlich machen wir so etwas nicht. Nur ziemlich selten und dann auch nur, um zum Beispiel eine Schutzwand um Santas Haus zu errichten. Die Energie von Menschen reicht genau dafür aus, es gibt  uns sozusagen nur so einen kleinen Schub. Das dachte ich würde bei dir auch passieren. Ich würde für kurze Zeit genug Energie umwandeln können, um uns daraus zu bekommen< ich brach den Blickkontakt mit Liv ab >Aber so war es nicht bei dir... die Energie sie strömte einfach so in mich hinein und ich... ich habe mich für einen kurzen Moment darin verloren< ich erinnerte mich an das berrauschende Gefühl das mich durchströmte.
>Und hast deine volle Macht erlangt. Und es ist Zekes Idee das du das wieder tust< beendete Livia nachdenklich meine Erzählung.
Ich nickte >Aber das wäre Wahnsinn. Wer weiß, ob du das überlebst. Du bist das letzte Mal schon so weg getreten gewesen<

Es entstand erneut eine totenstille zwischen uns. Man hörte nur das Schnarchen von Lumi, der es sich oben auf dem Lampenschirm gemütlich gemacht hatte.

>Also bist du wirklich eine Zahnfee?< erkundigte sich Liv.
>Wenn du es so nennen möchtest< ich hasste diese Bezeichnung und wusste nicht einmal wirklich warum.
>Und Fips ist der Osterhase?<
Ich nickte.
>Und Santa der Weihnachtsmann?<
Ich nickte wieder.
>Ich dachte das machen alles die Erwachsenen mit den Geschenken<
>Die beiden sind eben schlau und mit der Zeit aus dem aktiven Teil ausgetreten. Sie produzieren nur noch die Geschenke, verteilen hier und da mal etwas, um im Gespräch zu bleiben. Eigentlich ruhen sich beide auf den Lorbeeren von vor einhundert Jahren aus< erklärte ich.
>Wie alt bist du?< verwundert sah Liv mich an.
Ich zuckte die Schultern >Keine Ahnung. Wir feiern keine Geburtstage oder so<

Liv biss in eine Erdbeere hinein und sah mich aufmerksam an.
>Was geht dir durch den Kopf?<
Kannte sie mich nun schon so gut, dass sie es mir ansah wenn ich überlegte?
>Vieles< wich ihrer Frage aus.
>Und was zum Beispiel? Wie ihr mich wieder los werdet?< sie spielte auf die Worte von Zeke an.
>Nein, das nicht< immerhin war sie die letzte die mein Zepter gesehen hatte, zumindest redete ich mir ein, dass dies der Grund war, dass ich Zeke nicht recht gab.
>Möchtest du eine Erdbeere?< sie hielt mir eine entgegen.
>Ich habe dir doch bereits erklärt...< Livia war aufgestanden und hatte sie mir zwischen die Lippen geschoben.
>Und jetzt stell dir vor sie schmeckt süß und saftig, mit einer leicht säuerlichen Note. Ein fruchtiges, frisches Aroma, das an warme Sommertage erinnert und einen angenehmen, erfrischenden Nachgeschmack hat< lächelnd aß sie ihre Erdbeere.
Langsam kaute ich auf dem Ding rum.
>Mach die Augen zu und lass dich drauf ein< forderte Liv mich auf. Ihr zum Gefallen tat ich es und lauschte weiter ihrer Stimme >Du schmeckst die Sonne und der süße Saft der Erdbeere breitet sich über die Zunge aus und hinterlässt einen Hauch, der leicht an Blumen erinnert<
Ganz kurz bildete ich mir ein wirklich etwas zu schmecken, dann flog jedoch krachend die Tür auf. Vor Schreck verschluckte ich mich fast. Livia hatte sich umgedreht und sah Zeke an.

>Was macht... egal. Ich habe eine Idee wie wir herausfinden wo das Zepter ist< verkündete er.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt