Right or wrong?

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Pov Ruhn

Dieses Hotel, mit seiner ewigen Dunkelheit war wie ein lebendiges, atemloses Wesen, das mich mit seinen kalten, steinernen Wänden umschließt. Es ist wie ein Käfig aus Schatten, der mich festhält.

Es ist wie ein lebendiger Albtraum. Dieses Gefängnishält mich an meine eigene Vergangenheit und Schuld gebunden, ohne Möglichkeit zur Erlösung. Zu unwirklich erschien es mir plötzlich, vielleicht endlich, aus diesen Klauen entkommen zu können.

Die Klänge des Klaviers erfüllten das Hotel und verschluckten das knarren der Holzstufen.
Vorsichtig setzte ich meinen Fuß auf den roten Teppich des Flures. Es wunderte mich, das wir bislang erst einer Person begegnet waren. Liv hatte doch erzählt sie würden nach dem Zepter suchen und ich war mir ziemlich sicher, dass sie dieses Mal erst gehen würden wenn sie es in ihren dreckigen Händen hielten.

Über die Schulter sah ich zu Liv. Sie zeigte links den Flur runter. Ich ahnte allmählich wo ich hin musste. Es lag förmlich auf der Hand, dass es sich dort versteckte, wo ich die erste Nacht in diesem Hotel verbracht hatte. Das Zepter führte ein eigenwilliges Leben, aber es war gleichzeitig wie ein Speicher vieler Erinnerungen.

Liv tippte mich plötzlich an und zeigte auf eine der Türen.
>Da ist es< flüsterte sie. Ich nickte, hörte jedoch gleichzeitig Schritte die sich näherten.
Also zog ich Liv mit in eines der anderen Zimmer. Wir pressten uns an die Wand hinter der Tür, denn hier gab es kein wirkliches Versteck. Nur einen großen Tisch und etliche Stühle.
Scheinbar waren wir aber dieses Mal leise genug gewesen, denn die Schritte wurden erst lauter und dann abrupt wieder leiser.
Ich hörte wie Liv neben mir zischend die Luft aus ihren Lungen entweichen ließ.

>Ich denke er ist weg< flüsterte ich.
>Vielleicht holst du allein das Zepter und ich warte auf dem Flur. Falls wer kommt, kann ich zumindest eine kurze Zeit für Ablenkung sorgen und dann zauberst du sie einfach alle weg< schlug Liv vor.
>Ich bin kein Zauberer oder sowas< schüttelte ich den Kopf. >Aber die Idee klingt gut, zumindest kannst du mich warnen in dem du laut redest. Sobald ich mein Zepter habe, kann ich uns zumindest verteidigen< erklärte ich und wandte mich zur Tür.

Mir entging nicht, das Livs Worte mutiger klangen, als wie sie sich zu fühlen schien.

Ich schlich rüber zu dem anderen Zimmer und verschwand darin. Das Mondlicht tauchte den Raum in ein bläuliches Licht. Ich streckte die Hand aus und rief in Gedanken das Zepter herbei. Tatsächlich öffnete sich etwas am Bett woraus das Zepter kam, wie Liv gesagt hatte. Es flog in meine Hand hinein und sogleich spürte ich das prickeln das meinen Körper durchflutete. Aber es war so viel mehr, als ein einfaches prickeln. Es war Macht. Reine Macht.
Wie auch immer ich genau wieder an sie gelangt war, zusammen mit dem Zepter war ich wieder eins. Ich war vollständig und nicht mehr so schnell verletzbar.

Da alles ruhig war öffnete ich die Tür und erstarrte. Liv stand da, ganz ruhig umgeben von den Männern mit den Masken vor dem Gesicht. Oskar, der Mann mit der goldenen Maske, stand direkt neben ihr.

>Seht euch das an. Die Zahnfee mit ihrem Zepter< hörte ich seine Stimme.
Meine Hand krampfte sich um das besagte Stück.
>Aber, aber liebe Zahnfee. Wir wollen doch niemanden verletzen. Denk doch an deinen armen Bruder< Oskar schien bereits zu ahnen, dass ich kurz davor war sie alle beiseite fliegen zu lassen.
>Du blöffst< sagte ich selbstsicher >Sie hat mit Zeke gesprochen, du hast keinen von ihnen<
>Du glaubst ihr doch nicht etwa?< lachte Oskar.
Mein Blick ging zu Liv. Stocksteif stand sie da und sah mich an.
>Sie hat es dir erzählt, aber weißt du ob es stimmt? Hast du einen Beweis gesehen?< seine Anspielung rief mir die Brille ins Gedächtnis und gleichzeitig die Rötungen an ihrem Hals. >Weißt du, als du zusammengebrochen bist, nachdem du sie verraten hast, da hatten wir ein ziemlich nettes Gespräch miteinander. Anders als ihr beide zuvor nehme ich an, sonst hättest du sie nicht verraten oder? Jedenfalls möchte sie nichts lieber als nach Hause, nicht wahr?< er drehte seinen Kopf kurz zu Liv und dann wieder zu mir. >Sie hat uns sofort verraten wo das Zepter ist, aber ohne deine Hilfe wären wir niemals da ran gekommen< ich konnte mir förmlich vorstellen wie er unter der Maske grinste. >also wärst du nun so nett< er streckte die Hand nach vorne >Zeke scheint Mondblumen noch schlechter zu vertragen als du<

Mein Blick wanderte zwischen Oskar und Liv unentwegt hin und her.
Hatte ich mich so getäuscht? Erzählte Oskar die Wahrheit? Aber Livs Erzählungen hatten sich so echt angefühlt. Was hatte ich übersehen? Allein kam ich hier raus und das Leben von einer meiner Brüder würde ich niemals riskieren. Doch irgend etwas passte nicht zusammen an dem ganzen oder wollte ich einfach nicht das es passt? Wollte ich nicht das offensichtliche wahrhaben das Liv zu ihnen gehörte? Gehörte sie dazu?

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt