Wo sind wir?

126 15 0
                                    

Mit letzter Kraft schleppte ich mich auf allen vieren aus dem Wasser und sank schließlich in den warmen Sand. Ich zitterte am ganzen Körper. Mir war kalt und meine Muskeln rebellierten. Mein rechtes Bein schmerzte noch immer, wodurch das schwimmen zu einer noch größeren Qual geworden war. Gefühlt war ich regelrecht mitten im See gelandet, zumindest war die Strecke bis zum Ufer ewig lang gewesen.
Ich schloss die Augen und versuchte mich auf die wärme des Sandes zu konzentrieren, damit das zittern endlich aufhörte. Im Hintergrund hörte ich die leichten Wellen an das Ufer schnappen, ansonsten war es still.

Ich hatte ewig so da gelegen, bis Lumi an mir rüttelte. Scheinbar hatte ich ihn nicht sofort mitbekommen.

>Kommt mit, Lumi hat ihn gefunden< sprach er ganz außer Atem.
Murrend hob ich den Kopf. Ich fühlte mich nicht bereit aufzustehen. Sand rieselte von meiner Wange.
>Lumi, gleich. Ich brauch noch einen Moment< nuschelte ich und ließ den Kopf wieder in den Sand sinken.
>Nein, Liv. Ihr dürft nicht einfach so da liegen, ihr erkältet euch noch< wieder rüttelte er an mir.
Seufzend bewegte ich mich. Alles an mir fühlte sich so dermaßen schwer an. Ich setzte mich auf und hatte das Gefühl alles um mich herum würde sich drehen. Übelkeit stieg in mir hoch.
>Aufstehen Liv, ihr seit unterkühlt. Lumi kann eine Decke besorgen, wartet< der kleine Geist kramte in seiner Hosentasche. Nicht das er eine Hose trug, aber es sah so aus. Und tatsächlich zog er eine graue Decke hervor. Er legte sie um meine Schultern und half mir auf die Beine.

>Die Zahnfee ist in diese Richtung< er zeigte das Ufer entlang.
Humpelnd lief ich durch den Sand. Vielleicht schlürfte ich auch mehr, zumindest fühlte es sich so an, dass ich kaum die Füße hoch bekam.

Das Wasser zu meiner rechten, den Wald zu meiner linken ging es immer weiter grade aus.

Dann endlich sah ich jemanden im Sand liegen. Die Kleidung genauso nass wie meine. Der graue Mantel war unverkennbar.
>Ruhn< rief ich, doch er schien sich nicht zu regen. Ich lief los, vergaß beinahe das schmerzende Bein.
>RUHN< schrie ich und ließ mich in den Sand neben ihn fallen.
Langsam drehte er den Kopf zu mir. Er sah genauso elendig aus wie ich mich fühlte. Blass und tiefe Schatten unter den Augen.

>Geht es dir gut?< seine Stimme war rau. Ein Husten erschütterte seinen Körper.
>Ich lebe noch< antwortete ich, unsicher wie es mir ging.
>Sie haben dich erwischt am Bein< schien er sich zu erinnern.
>Ich denke dich hat es schlimmer getroffen< ich sah auf seinen Mantel, der am Rücken Löcher aufwies.
Ein müdes lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen. >Ich schätze da hast du recht<
>Kann ich irgend etwas tun? Waren das wieder diese Blumen?< fragte ich schließlich, da er noch immer sich kaum regte.
>Nein, ich denke nicht das es Mondblumen waren. Die hätten dich nicht verletzt< antwortete er.
>Sir, Lumi möchte nicht stören, aber es scheint als steckte es noch immer in eurem Rücken< Lumi war näher heran geflogen und hatte sich das ganze scheinbar genauer angesehen.

Ich rutschte ein Stück nach unten und sah vorsichtig seinen Rücken genauer an. Tatsächlich glänzte dort etwas durch den blutgetränkten Stoff hindurch.

>Wir bräuchten eine Pinzette oder sowas< murmelte ich.
>Kein Problem< sofort begann Lumi wieder in seiner Tasche zu suchen.
Währenddessen schob ich den Mantel und das Oberteil beiseite. Ruhn schien eh zu geschwächt, als das er sich wehren würde dagegen.
Lumi hielt mir eine Pinzette hin.

Vorsichtig zog ich die zwei kleinen silbernen Gegenstände aus seiner Haut heraus. Kaum war der zweite draußen hörte ich Ruhn erleichtert ausatmen.
>Silber< sagte Lumi, als er sich die kleinen Teile genauer ansah.

Ruhn setzte sich langsam auf und zog sein Oberteil wieder runter.
>Natürlich, deswegen konnte es auch dich verletzen< Ruhn sah mich an.
Ich sah an meinem Bein herunter und bemerkte erst jetzt, das auch an meiner Hose Blut klebte.

>Wo sind wir?< stellte ich mittlerweile die alles entscheidende Frage.
>Ich weiß es nicht< entgegnete Ruhn und sah sich um >aber dieser Ort gefällt mir nicht. Ich kann hier keine Macht wirken lassen, sonst hätte ich schon längst selbst den Mist aus mir raus holen können<
>Und das liegt nicht an dem silber?< fragte ich, noch etwas Hoffnung in mir steckend.
>Nein, silber verletzt mich einfach nur, so wie dich. Das hat keine Auswirkungen auf die Zauberei< ein schwaches grinsen konnte er sich nicht verkneifen.
>Hör auf dich über mich lustig zu machen, sonst helfe ich dir nicht mehr!< funkelte ich ihn wütend an.
Ich begab mich doch nicht in eine solche Lebensgefahr, nur damit er sich über mich lustig machen konnte.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt