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Ich stand benommen auf und fasste instinktiv an meinen Hals, wo die dünnen Sandfäden mir gerade noch fast die Luft abgeschnürt hatten. Meine Finger zitterten leicht, und ich spürte noch das Kratzen des Sandes auf meiner Haut. Der Schock saß tief, doch ich zwang mich, ruhig zu bleiben und die beiden Brüder im Blick zu behalten.

Ruhn stand reglos da, seine Augen fest auf Zeke gerichtet, und das Zepter in seiner Hand funkelte bedrohlich im fahlen Licht des Traumlandes. Zekes Gesicht war von einem breiten Grinsen verzogen, während er den Sand in seinen Händen durch die Finger rieseln ließ, als wäre er nur eine weitere Ablenkung. >Wolltest du sie gerade erwürgen, Zeke?< Ruhns Stimme war ruhig, aber darunter lag eine Kälte, die ich noch nie von ihm gehört hatte.

Zeke lachte leise, seine Augen blitzten belustigt auf. >Das wäre eine der Optionen, ja... aber mal ehrlich, wo bliebe da der Spaß?<

Ruhn trat einen Schritt nach vorne, seine Haltung war angespannt, bereit, jederzeit zuzuschlagen. >Du bist verdammt weit gegangen. Weit genug, um es ein für alle Mal zu beenden.<

Die Worte schienen die Spannung in der Luft noch dichter zu machen, als wäre der Raum um sie herum plötzlich zu klein, um die Macht der beiden Brüder zu halten. Ich konnte spüren, wie das Traumland auf die Energien der beiden reagierte, als ob die Realität selbst sich vor der drohenden Eskalation fürchtete.

>Beenden?< Zeke ließ den Sand in seiner Hand weiter rieseln und neigte seinen Kopf leicht zur Seite. >Du machst immer so ein Drama, Bruderherz. Ich genieße einfach nur den Moment.<

>Das ist kein Spiel, Zeke!< Ruhns Stimme wurde lauter, und das Zepter in seiner Hand begann lila Licht auszustrahlen, das die Schatten um sie herum erhellte. >Das hier endet jetzt. Lass Liv in Ruhe, oder du wirst die Konsequenzen spüren.<

Zeke schüttelte nur leicht den Kopf und hob beide Hände, in denen der Sand zu pulsieren begann, als würde er auf einen Befehl warten. >Konsequenzen? Glaubst du wirklich, du kannst mich aufhalten, Ruhn? Vergiss nicht, wer ich bin.< Sein Grinsen verblasste zu einer gefährlichen Kälte. >Und was ich tun kann.<

Mein Herz schlug schneller, und ich spürte, wie meine Panik wuchs. Die Macht, die die beiden Brüder hier in diesem Moment gegeneinander ausspielten, war greifbar. Fast so, als ob das gesamte Traumland vor Spannung knisterte. Ich wusste, wenn es jetzt eskalierte, wäre ich machtlos, irgendetwas zu tun. Beide waren zu mächtig. Und wenn sie sich gegenseitig bekämpften, könnten die Folgen unvorstellbar sein.

>Bitte, hört auf!< meine Stimme war erst schwach, aber ich zwang mich, lauter zu sprechen. >Das bringt uns nicht weiter. Ruhn, Zeke, das ist doch nicht der Weg!<

Ruhn zögerte kurz, sein Blick glitt zu mir. Ich die immer noch leicht zitternd ein Stück von den beiden entfernt stand. Doch Zeke ließ die Gelegenheit nicht verstreichen. >Sieh mal an, selbst Liv weiß, wann genug ist< höhnte er, ohne den Blick von Ruhn zu nehmen. >Vielleicht solltest du dir von ihr eine Scheibe abschneiden.<

Ruhns Kiefer mahlte, seine Finger verkrampften sich um das Zepter. >Das ist deine letzte Chance, Zeke.<

Zeke ließ den Sand aus seinen Händen mit einem letzten Zischen verschwinden, das Grinsen kehrte zurück auf sein Gesicht. >Wenn du meinst, Ruhn. Aber bedenke, ich habe nur gespielt. Ob du das Spiel verstehst, steht auf einem anderen Blatt.<

Die Spannung blieb in der Luft hängen, doch Zeke machte keine weiteren Bewegungen. Ruhn senkte das Zepter leicht, aber seine Augen blieben misstrauisch auf seinen Bruder gerichtet.

>Das ist noch nicht vorbei, Zeke.<

Ich spürte das Pochen in meinem Kopf, als Zekes Worte durch die Luft schnitten. >Was ist eigentlich dein Problem, Ruhn?< Zeke grinste überheblich, doch in seinen Augen lag ein Funken von etwas Dunklerem. >Immerhin war es deine Hand an Livs Kehle, als du sie geküsst hast.<

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt