Sternenhimmel

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Pov Liv

Zekes Kleidung war durchnässt und schien an ihm zu kleben, ich konnte sehen, wie blass und müde er aussah. Ohne groß zu überlegen, griff ich nach dem Saum seines Umhangs, um ihm zu helfen, aus den klitschnassen Sachen zu kommen.

>Du musst das ausziehen, sonst erkältest du dich noch< sagte ich leise, während ich begann, den Stoff vorsichtig hoch schob.

Zeke murmelte etwas Unverständliches, zu erschöpft, um sich wirklich zu wehren. Doch plötzlich sauste ein Windstoß durch den Raum, so heftig, dass mir die Haare ins Gesicht geweht wurden. Ich zog überrascht die Hände von Zeke zurück und wirbelte herum.

Ruhn stand einige Meter entfernt, das Zepter in seiner Hand erhoben, aus dem ein sanftes, goldenes Leuchten kam. Der Wind, der sich um uns geschlungen hatte, war augenscheinlich sein Werk.

>Er ist jetzt trocken< sagte Ruhn ohne eine Miene zu verziehen. Sein Blick war unergründlich, und das Zepter, das direkt auf uns beide gerichtet war, ließ keinen Zweifel daran, dass er die Situation vollständig unter Kontrolle hatte.

Ich starrte ihn an, für einen Moment sprachlos. Die plötzliche Kälte, die durch den Raum wehte, schien von Ruhn selbst auszugehen, und ich konnte das Knistern der Macht spüren, die er mit jedem Atemzug ausstrahlte. Zeke richtete sich langsam auf, während er sich vorsichtig den nun trockenen Stoff seiner Kleidung glattstrich.

>Danke, Liv... aber Ruhn hat das wohl... schneller erledigt< murmelte Zeke, ohne den Blick von Ruhn abzuwenden.

Ich schüttelte leicht den Kopf, während ich die Spannung spürte, die in der Luft lag. Ich konnte nicht sicher sein, was zwischen den beiden Brüdern wirklich war. Weshalb ich mich entschied von beiden weg zu treten.

Im gleichen Moment kam Lumi rein geflogen. In beiden Händen balancierte er einen Teller auf dem es dampfte.
>Lumi dachte ihr könntet Hunger haben< grinste er mich und danach Joon an.
Wir nickten beide sofort und nahmen ihm dankend die Teller ab. Es war zwar nur Nudeln mit Tomatensauce, aber kaum hielt ich es in meinen Händen merkte ich wie viel Hunger ich hatte.

Joon und ich setzten uns aufs Sofa und begannen zu essen.
Die vier Brüder schienen über das Buch gebeugt zu sein, zumindest interessierte sich keiner von ihnen für uns. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass Zeke mehr wert darauf legen würde, das ich Joon gefunden hatte.

>Lumi kocht wirklich gut oder?< lächelte ich Joon an. Dieser nickte.
>Es ist so verrückt sie alle zu sehen< sagte er, während er sich die nächsten Nudeln aufpiekste.
>Langsam hab ich das Gefühl, ich gewöhne mich daran< stellte ich fest.

Nachdem wir aufgegessen hatten, entschieden wir uns ein wenig durch das Haus zu streifen. Draußen war es bereits dunkel.
Die Zimmer glichen denen eines ganz normalen Hauses.

>Ob Fips was dagegen hat, wenn ich mich etwas hinlege?< fragte Joon gähnend, als wir ein Schlafzimmer gefunden hatten.
>Bestimmt nicht. Soweit ich weiß schlafen die eh nicht< antwortete ich.
>Manches muss man wohl einfach so hinnehmen< zuckte Joon mit den Schultern und ließ sich aufs Bett fallen.
>Schlaf gut< lachte ich und verließ das Zimmer.

Ich streifte weiter durch die Wohnung, während die Geräusche der anderen im Hintergrund langsam verklangen. Meine Finger glitten flüchtig über die Wände, an denen Fips verschiedene Bilder aufgehängt hatte. Die meisten Fotos zeigten ihn auf Partys, umgeben von Leuten, hauptsächlich Frauen, alle lachend, sorglos. Ich betrachtete sie einen Moment länger und musste schmunzeln. Fips schien das Leben in vollen Zügen zu genießen, vielleicht zu sehr.

Irgendwann fand ich eine unscheinbare Tür, öffnete sie und trat auf die Dachterrasse. Ein kühler Wind empfing mich, trug den Geruch der Stadt mit sich und ließ meine Haare leicht wehen. Ich atmete tief ein und setzte mich auf eine alte, wettergegerbte Bank, die an der Brüstung stand. Die Kälte war beruhigend, ließ die Anspannung, die ich spürte, für einen Moment vergessen.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt