Der Ausweg

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Stocksteif stand ich da, müsste eigentlich auf das sehen was vor mir geschah, doch meine Aufmerksamkeit wurde auf etwas anderes gelenkt. Um meine Fußknöchel schlängelte sich etwas entlang und zog sich stetig fester.
Ich sah an mir hinunter und konnte meinen Augen nicht trauen. Es waren die kleinen, zarten Sandfäden die Zeke genutzt hatte, um mich an den Stuhl zu fesseln. Sie schlängelten sich hoch bis zu meinem Knie und umwickelten sich dort einige Male. Ich dachte, es hätte diese Fäden nur in meinem Traum gegeben.

Mein Blick wanderte wieder nach vorne. Ruhn lag auf dem Boden, ich konnte nicht sagen, ob er überhaupt noch ansprechbar war.
Oskar richtete sich gerade auf.
>Dann klären wir das ganze eben im Hotel< sprach er laut.

>Da habe ich eben angerufen, es ist bis nach Weihnachten ausgebucht< erklang eine tiefe Stimme.
Ruhns Kopf hob sich langsam in die Richtung aus der die Stimme gekommen war.
>Und für dich gibts schon mal keine Geschenke< kicherte eine helle Stimme aus der anderen Richtung.
>Ich denke wir klären das ganze hier und jetzt, ein für alle Mal< Zeke trat aus der Dunkelheit heraus, die Kapuze tief im Gesicht hängen.

Oskar drehte sich um die eigene Achse. Rechts und links von Zeke stellten sich zwei weitere Gestalten hin. Ein ziemlich finster drein schauender Weihnachtsmann und ein eher gelangweilt aussehender Hase. Wobei Hase traf es nicht ganz. Er hatte die Statue eines Menschen, aber lange Hasenohren auf dem Kopf.

Die übrigen Maskenmänner rannten plötzlich los, auf die drei zu.
Der Weihnachtsmann machte einen Schritt zurück, während der Hase auf die Männer zu rannte.
Alles ging so schnell, dass ich kaum Zeit fand mir Gedanken zu machen, ob ich nun erleichtert sein sollte, das die drei da waren.

Der Hase konnte wirklich gut kämpfen und schlug einen nach den nächsten nieder. Zeke hingegen streckte die flache Hand aus und bließ den Männern die auf ihn zurannten eine Sandwolke ins Gesicht, woraufhin diese einfach stumpf umfielen.

Ich wollte den Moment des Chaos nutzen und noch einmal versuchen mich zu befreien, aber die Fäden hielten mich an Ort und Stelle gefangen.

Oskar war von Ruhn weg gewichen und dabei im Chaos im Wald zu verschwinden. Was auch keinen zu kümmern schien.

>Santa du nimmst unseren Bruder. Fips du das Mädchen. Wir reisen zurück, bevor noch mehr Wirrniss entsteht< hörte ich Zeke rufen.
Der Weihnachtsmann ging geradewegs auf Ruhn zu und half ihm hoch.

Die Männer die mich eigentlich festhalten sollten, waren längst geflüchtet. Lumi versuchte mit aller Kraft an den Fäden zu ziehen, die mich fixierten.
Der Hase nahm mich am Arm und sofort waren die Fäden verschwunden.
>Nimm das Mädchen< äffte dieser Zeke nach >Seh ich aus wie ein Babysitter?<
Er zerrte mich zu den anderen.

Ich versuchte einen Blick von Ruhn zu erhaschen, doch dieser hatte den Arm um den Nacken des Weihnachtsmanns liegen, um einigermaßen stehen zu können.

Zeke griff in einen kleinen ledernen Beutel und hüllte uns kurzerhand in eine riesige Wolke aus Sand.

Als der Sand zu Boden rieselte gab er die Sicht frei auf einen bunten, weihnachtlich geschmückten Raum.
Der Weihnachtsmann brachte Ruhn zu einem großen Schreibtisch. Er fegte mit dem Arm alles davon runter, so dass es scheppernd zu Boden fiel und legte Ruhn darauf ab.

Zeke nahm seine Kapuze ab und setzte die Brille auf seinen Kopf.
>Heilige scheiße Ruhn, was war das bitte?< fluchte er.

Der Hase drückte mich wortlos in einen roten Sessel und setzte sich auf den dazugehörigen Hocker. Lumi kletterte auf meine Schulter, es beruhigte mich das er mit gekommen war.

>Berechtigte Frage. Hast du neben deinem Zepter auch noch Dark verloren?< spottete der Hase neben mir.
Ruhn schnellte mit dem Oberkörper nach oben und funkelte seine Brüder wütend an.

>Hinlegen, ich habe deine Wunden noch nicht versorgt< wies ihn der Weihnachtsmann an und stellte einen kleinen Koffer auf dem Tisch ab.
Ruhn ließ sich langsam wieder nach hinten sinken.

>Wie kann es sein, dass die Zahnfee einfach so verschwindet über Jahre und dann finden wir dich völlig hilflos mit einem schwebenden Bettlaken und einem kleinen Mädchen in den Fängen von irgend einem Karnevalsverein?< fragte Zeke aufgebracht.

>Willkommen auf den billigen Plätzen< grinste mich der Hase plötzlich an. Er unterschied sich im Gesicht nur von den anderen Brüdern durch seine Hasennase. Ansonsten sah er so aus wie Ruhn und Zeke. >Ich bin Fips< er hielt mir seine Hand hin.

>Fass ihn nicht an< zischte Zeke in meine Richtung und streckte blitzschnell die Hand aus.
>Wirklich sehr erwachsen Zeke< kommentierte Ruhn, als er sich langsam aufrichtete.
Um meine Handgelenke schlängelten sich wieder die Fäden und verhinderten das ich meine Arme von den Armlehnen bewegen konnte.
>Ruhn, sie ist nun wirklich zu jung für dich< grinste Zeke.
>Ich bring dich um< Ruhns Stimme verdunkelte sich, als er aufsprang und drauf und dran war auf seinen Bruder los zu gehen.
>In meinem Haus dulde ich keine Gewalt< hielt der Weihnachtsmann Ruhn auf.

>Ich finde sie sieht nett aus. Wollen wir sie nicht doch behalten?< warf Fips ein, als wäre ich auf einmal ein Haustier.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt