Juliens Verschwinden

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>Wo genau fahren wir eigentlich hin?< fragte ich und sah genauer aus dem Fenster.
Es regnete, weswegen es mir so dunkel vorgekommen war. Dunkle graue Wolken bedeckten den Himmel.
>Santa ist der Meinung bei mir wäre es noch sicher, als schauen wir mal< erklärte Fips und bog in diesem Moment auf eine Auffahrt ab.

Ich war etwas verwundert über die Lage, denn wir schienen uns mitten in einem Wohngebiet zu befinden. Der Wagen passierte das große Tor der Garage und kam zum stehen.
Wir stiegen aus und gingen durch eine Tür in den Wohnbereich.

Lumi hatte sich auf meine Schulter gesetzt.
>Dieser Joon ist echt nett findet Lumi< wisperte er in mein Ohr.
Ich konnte nur nicken. Denn ich war viel zu abgelenkt von dem Haus in dem wir uns befanden. Gerade wollte ich fragen ob Fips hier wirklich wohnte, da beantwortete sich meine Frage von selbst.

In dem riesen großen Wohnzimmer hang über dem Sofa ein großes Bild von ihm selbst. Lässig hatte er seine Arme um zwei Frauen gelegt. Auffällig war die Kette die er trug, mit einem riesigen goldenen Ei.

>Jemand nen Drink?< fragte Fips lässig. Joon und ich nickten sofort. Schließlich waren wir beide in Juliens Haus nicht dazu gekommen, etwas zu trinken.
Wir setzten uns auf das Sofa.
>Ich hätte nicht gedacht, dass Fips in einem normalen Haus lebt< sagte ich schließlich.
>Was ist jetzt dieser Plan von dem alle reden?< fragte Joon und ging somit nicht auf meine Worte ein.
>Ruhn will sich von den Maskenmännern gefangen nehmen und so Zeke befreien. Während Santa den Moment irgend wie nutzen will, um Oskar zu schnappen. Damit sie dann erfahren, was das ganze soll...<
>Und dann treffen wir uns hier< fiel mir Fips ins Wort und stellte uns Gläser mit Wasser hin. >Ich nehme an ihr steht nicht so auf Karottensaft<
>Nicht wirklich< lächelte Joon schief.

>Lumi mag Saft, wenn Lumi Saft trinkt färbt Lumi sich in der Farbe des Saftes< kicherte der kleine Geist. Ich hatte oft den Eindruck, er würde den ernst mancher Situationen nicht so ganz verstehen.

>Und was wenn dieser Plan schief geht?< fragte Joon, nach dem er etwas getrunken hatte.
>Dann haben wir wohl so ein klitzekleines Problem< Fips warf sich in einen Sessel >Bislang hat noch nie mehr als einer von uns gefehlt und als Ruhn so lange weg war, war das schon chaotisch... aber wenn Zeke auch noch weg ist und womöglich Santa auch< Fips zuckte die Schultern >Entweder es passiert dann genau gar nichts oder es passiert eine ganze Menge<

Ich blinzelte ein paar Mal. Fips Antwort war absolut Sinnbefreit.

>Wie genau ist Julien eigentlich verschwunden?< fragte ich an Joon gerichtet.

Pov Joon

Der Drehtag verlief seltsam. Ich konnte es von Anfang an spüren. Julien war nicht wie sonst, nicht der Perfektionist, der jede Szene bis ins Detail ausfeilte. Normalerweise achtete er darauf, dass jede Einstellung saß, dass jeder Schritt, jedes Licht, jede Kameraeinstellung stimmte. Doch heute... heute schien Julien seltsam abwesend.

Wir drehten in einem alten Schloss, ein perfekter Ort für unser nächstes Video. Die Crew hatte bereits mehrere Szenen im Kasten, ohne dass einer von uns vor der Kamera stand. Eigentlich wäre das für Julien der Zeitpunkt, seine Kreativität auszuleben, doch stattdessen starrte er gedankenverloren aus einem der großen Fenster des Schlosses und spielte mit irgend etwas in seiner Hand. Doch sobald ich mich näherte, steckte er es schnell in seine Hosentasche.

Ich beobachtete ihn eine Weile. Julien hatte sich immer mehr zurückgezogen, als würde ihn irgendetwas bedrücken. Seine sonst so lebendige Energie war verschwunden. Schließlich trat ich zu ihm, um mit ihm zu sprechen.

>Alles okay bei dir?< Ich versuchte, beiläufig zu klingen, aber ich war besorgt. Julien schüttelte nur den Kopf, als würde er aus einem Traum erwachen.

>Ja, ja, klar.< Seine Antwort war flüchtig, als wäre es ihm gleichgültig. >Es... es passt schon.<

Ich runzelte die Stirn. Das war nicht der Julien, den ich kannte. >Du warst heute echt nicht ganz bei der Sache. Normalerweise reißt du alles an dich, aber heute...<

Julien hob die Hand, als wolle er mich unterbrechen, und für einen Moment sah es so aus, als würde er etwas sagen wollen. Doch stattdessen schüttelte er nur den Kopf und murmelte >Ich muss los. Da ist noch was, was ich erledigen muss.<

Ich blinzelte überrascht. >Was? Was soll das heißen, du musst los? Wir sind mitten im Dreh!<

Julien drehte sich abrupt um und ging in Richtung des Ausgangs. Ich folgte ihm, perplex. >Du kannst doch nicht einfach so abhauen, Mann. Wir haben den ganzen Tag noch vor uns!<

Julien erreichte die Eingangstür des Schlosses, ohne langsamer zu werden. >Es ist wichtig, Joon. Die Wächter... ich muss sie finden.<

Ich blieb stehen, völlig verwirrt. >Wächter? Was redest du da? Was für Wächter?<

Julien blieb ebenfalls kurz stehen, als ob er einen inneren Kampf ausfocht, aber dann schüttelte er den Kopf, als würde er einen unsichtbaren Druck abschütteln, und machte weiter.

>Julien!< ich rannte ihm hinterher, als wir den Parkplatz erreichten. Julien stieg bereits in sein Auto, ohne mich noch einmal anzusehen.

>Julien, warte!< ich packte die Tür, doch Julien war schon im Wagen und startete den Motor. >Du kannst jetzt nicht einfach abhauen! Erklär mir, was hier los ist!<

Julien sah mich mit einem seltsamen, fast entschuldigenden Blick an. >Du verstehst es nicht, Joon. Ich muss das tun.<

Und bevor ich etwas erwidern konnte, schloss Julien die Tür und fuhr los. Ich rannte noch ein paar Meter neben dem Auto her, schrie Julien nach, dass das alles keinen Sinn mache, dass er bleiben solle. Doch das Auto hielt nicht an. Der Wagen verschwand mit einem dröhnenden Motorgeräusch in der Ferne, und ich blieb alleine auf dem leeren Parkplatz zurück. Schnappte nach Luft, die Hände auf Knie gestützt. Dann rannte ich noch ein Stück weiter, doch der Wagen bog um die nächste Ecke und war verschwunden.

Verwirrt und aufgebracht schaute ich Julien hinterher. >Was ist nur los mit dir?<

⏳️

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt