Ein Gespräch zu zweit

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Schweigend saßen wir nebeneinander. Ich beobachtete das rege Schneetreiben da draußen. Der Winter bei mir zu Hause war dagegen lachhaft, es fiel meist keine einzige Flocke. Dabei mochte ich es, wenns draußen kalt und weiß war und ich so wie jetzt drinnen im warmen sitzen konnte.
Nur die Gesellschaft die mir geleistet wurde war erdrückend. Zeke saß einfach still neben mir, die Hände locker im Schoß gefaltet, den Blick grade aus auf das Fenster gerichtet.

Ich öffnete den Mund, um zu fragen was er wollte, doch ich schloss ihn wieder. Schließlich hatten sowohl Ruhn als auch er schon zu mir gesagt, ich würde zu viele Fragen stellen. Warum ich mich davon beeinflussen ließ wusste ich auch nicht.
Gerade als ich den Gedanken gefasst hatte aufzustehen, fing Zeke an zu sprechen.

>Ruhn will das ich mich bei dir entschuldige< er drehte seinen Kopf und sah mir direkt in die Augen >Aber das werde ich nicht<
Misstrauen stieg in mir auf. Zeke war mir unheimlicher als Ruhn, einfach aus dem Grund weil er so vieles von mir wusste. Ich wusste aber nichts über ihn.
>Was machst du dann hier?< fragte ich schließlich.
>Herausfinden warum du noch immer hier bist. Jeder andere Mensch würde zu sehen das er nach Hause kommt, nur du bleibst. Warum?<

Ich versuchte seinem Blick stand zu halten, während ich nach einer Antwort suchte. Da erhellte sich plötzlich Zekes Blick.
>Deine Freunde waren mit in dem Hotel oder? Und jetzt erinnern sie sich nicht mehr an dich, du hast keinen Grund nach Hause zurück zu kehren<

Ich schluckte die aufkommende Traurigkeit runter, aber es traf mich tief, jetzt wo Zeke es das erste Mal so aussprach.
>Du hast wohl recht. Sie haben mich nicht erkannt< antwortete ich leise.
>Weißt du auch warum nicht?< er ließ mir keine Zeit zu antworten >Natürlich nicht, das hat er dir nicht verraten. Sonst hättest du ihm nicht geholfen<

Nervös knetete ich meine Finger. Was wollte Zeke von mir?
>Das ist der Preis, wenn man Ruhn begegnet und überleben möchte< Zeke brach den Blickkontakt ab.

Doch sie nimmt nicht nur die Zähne. Man sagt, sie stiehlt auch die Erinnerungen der Menschen, sodass niemand sich mehr an diejenigen erinnern kann, die das Hotel betreten haben.
Erinnerte ich mich plötzlich.

>Aber ich verstehe das nicht. Warum hat er dann nicht auch meine Erinnerungen einfach genommen?<
Zeke zuckte mit den Schultern.
>Wie ich dir bereits sagte, seine Träume sind unergründbar. Ich weiß nicht was in diesem Kopf vor sich geht, sonst hätte ich längst verhindert, dass er überhaupt eingesperrt wird<

Nachdenklich sah ich ihn an.
>Weswegen ich eigentlich hier bin< er erhob sich und sah auf mich herab >Ist dich zu fragen, ob du weißt auf was du dich hier einlässt? Ruhn wird seine Macht wieder bekommen, mit oder ohne deiner Hilfe. Nur lass dir gesagt sein, dass er nicht dieses nachdenkliche, nette kleine Wesen ist, dass du kennengelernt hast<
>Unfreundlicher als du, kann er doch gar nicht sein< schmiss ich ihm entgegen. Ich hatte keine Lust auf Gruselgeschichten.

Zeke hob eine Augenbraue.
>Was brennt dir noch auf der Zunge?< ich stand ebenfalls auf. Dadurch das er direkt vor mir stand, waren wir uns nun ziemlich nah. Eigentlich zu nah. >Du warst doch nicht hier, nur um mich vor etwas zu warnen über das wir beide scheinbar keine Kontrolle haben<

>Nein< seine Stimme war kalt. >Ich bin hier, weil ich deine Hilfe bei etwas haben möchte, Mensch< zischte er und ich bekam eine Gänsehaut.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt