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Pov Ruhn

Ich saß neben Santa, den Blick auf den Kamin gerichtet, während die Flammen tanzten. Die Erinnerungen an meine Gefangenschaft im Hotel zogen schwer durch meine Gedanken. Der Knoten in meiner Brust wurde enger, je länger ich darüber nachdachte. Ich war gefangen gewesen. Und nicht einmal ich hatte verstanden, wie es dazu kommen konnte.

>Das war kein Zufall< sagte ich schließlich leise. >Jemand wusste ganz genau, wie man mich in die Falle lockt. Jemand kennt meine Schwachstellen.<

Santa nickte, seine Augen fixierten mich aufmerksam. >Das war mehr als nur eine Falle. Wer immer das war, hatte einen Plan. Ein Plan, der aufging, bis... Liv dich da rausgeholt hat.<

Genau das war es. Ich, einer der Mächtigsten, von etwas gefangen genommen, das nicht einmal nach mir hätte greifen dürfen. Nur Livs unerwarteter Eingriff hatte mich befreit. Ein einfacher Mensch hatte das geschafft, wozu ich selber nicht in der Lage gewesen war. Ohne sie wäre ich vielleicht immer noch dort, in den Fängen dieser Macht, die sich meiner Schwächen bedient hatte.

>Es muss jemand sein, der mich schon lange beobachtet< fuhr ich fort. >Jemand, der wusste, wo ich am verletzlichsten war. Und dass Liv diejenige war, die mich da rausholt, kann auch kein Zufall sein. Sie... sie ist ein Schlüssel, aber wie?< Mein Blick wanderte zum Kamin, als könnte ich die Antwort in den Flammen finden.

Santa seufzte tief. >Vielleicht ist es nicht nur dein Schwachpunkt, den sie kennen. Vielleicht wussten sie auch, dass Liv dich befreien könnte. Das ist gefährliches Wissen, Ruhn. Wer immer dahintersteckt, hat mehr als nur Macht. Er hat Geduld und Verständnis.<

Ich rieb mir die Schläfen, während ich versuchte, die Puzzleteile zusammenzusetzen. >Und dann ist da noch das Hotel selbst. Es war kein gewöhnlicher Ort. Es war gebaut, um mich zu halten, um meine Kräfte zu dämpfen. Aber wie? Jemand muss die tiefsten Geheimnisse unserer Welt kennen.<

>Es könnte O'Kelly sein< warf Santa ein. >Oder dieser Oskar, von dem wir kaum etwas wissen. Was, wenn sie mehr über den Fluch wissen, als wir bisher dachten?<

Ich schnaubte. >Wenn das so ist, dann stecken wir in größeren Schwierigkeiten, als ich vermutet habe. Aber warum ich? Warum nicht du oder Zeke?<

Santa sah mich an, und seine Augen verengten sich. >Vielleicht, weil du von etwas weißt von dem wir nicht wissen oder so<

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Es fühlte sich nicht mehr nach Zufall an, dass ich im Hotel gelandet war, nicht nach einem simplen Angriff. Jemand wusste genau, wie weit er gehen musste, um mich zu brechen und wie weit Liv gehen würde, um mich zu retten.

>Irgendetwas läuft aus dem Ruder< murmelte ich. >Zeke hatte noch nie Probleme mit den Träumen. Und jetzt, plötzlich, wird er angegriffen? Es muss eine Verbindung geben.<

Santa nickte, aber ich spürte die Unsicherheit, die in der Luft hing. Wer auch immer dahinter steckte, er wusste nicht nur von meinem Fall im Hotel, sondern auch von den Verbindungen, die zwischen uns allen bestanden. Sie wussten, was uns trennte und was uns zusammenhielt.

>Wir müssen herausfinden, wer dahintersteckt. Und warum.< Ich stand auf, entschlossen. >Es reicht nicht mehr, nur zu reagieren. Wir müssen den Spieß umdrehen.<

Santa grinste leicht. >Das ist der Ruhn, den ich kenne.<

Doch tief in meinem Inneren blieb das Gefühl, dass diese Macht, die mich gefangen gehalten hatte, noch nicht fertig mit mir war.

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Übrigens Happy Release Day von Akt 5 (falls ihr es auf freevee/Amazon Prime schaut)

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt