Die Welle der Unruhe

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Ich lehnte mit verschränkten Armen gegen die Wand und starrte gedankenverloren auf den Boden. Die losen Enden in meinen Gedanken konnte ich nicht zusammenbringen. Zeke und Liv waren verschwunden, Oskar war unauffindbar, und das alles schien viel größer zu sein, als ich anfangs vermutet hatte.

Da öffnete sich die Tür, und Fips betrat den Raum. Der kleine Kerl war schneller zurück, als ich erwartet hatte, allerdings ohne die Informationen, auf die ich gehofft hatte.

>Oskar ist nirgends zu finden. Als wäre er vom Erdboden verschluckt worden< begann Fips, während er sich nonchalant auf einen Stuhl fallen ließ. >Aber was mich mehr irritiert, ist, dass Liv ziemlich genau in das Beuteschema von dir und Zeke passt. Um euer Gespräch noch einmal aufzugreifen< Er grinste breit, als hätte er gerade einen besonders cleveren Gedanken geäußert.

Ich runzelte die Stirn und schnaubte genervt. >Was soll das heißen?<

>Na, komm schon! Sie ist neugierig, hartnäckig, und ihr seid beide irgendwie an sie gebunden. Zeke besonders, aber du... du bist auch nicht weit entfernt, oder?< Fips zwinkerte, sichtlich amüsiert von der Reaktion, die er bei mir hervorrief.

>Das ist Schwachsinn< entgegnete ich scharf. >Sie ist nur ein Mensch, der zufällig in all das reingeraten ist. Nichts weiter. Zeke und ich haben andere Sorgen als irgendein seltsames Beuteschema.< Ich spürte, wie mein Puls schneller wurde. Es gefiel mir nicht, wie Fips das Thema anpackte.

>Ach, bitte< grinste Fips weiter und hob die Hände, als wollte er mich beruhigen. >ich sage ja nur, dass es auffällig ist. Sie scheint genau die Sorte Mensch zu sein, die euch beiden auf die Nerven geht, aber auf eine Art, dass ihr sie doch irgendwie... behaltet.<

>Das ist Unsinn,< erwiderte ich kühl. >Zeke hat seine eigenen Gründe, und meine Beziehung zu Liv hat nichts damit zu tun. Es geht nur um diese verdammte Situation. Sie war zufällig am falschen Ort zur falschen Zeit.<

>Zufällig, ja?< Fips grinste weiter, aber ich konnte sehen, dass er wusste, wann er aufhören musste, zu sticheln. >Gut, gut, wenn du das sagst.<

Die Stille hing schwer in der Luft, als ich tief durchatmete, um meine Fassung zu bewahren. Gerade, als ich den nächsten bissigen Kommentar vorbereitete, schwebte Lumi in den Raum. Seine Anwesenheit brachte eine Kälte mit sich, die den Raum sofort ernst machte.

>Lumi hat etwas gesehen< begann er leise, seine durchscheinenden Augen fest auf mich gerichtet.

Ich spürte, wie sich meine Muskeln anspannten. „Was hast du gesehen?“ fragte ich, bereits ahnend, dass es nichts Gutes war.

>Zeke wurde entführt. Auf der Straße. Liv ist vorausgegangen, hat es nicht einmal bemerkt.<

Ich starrte Lumi an, während sich die Worte in meinem Kopf drehten. Zeke entführt? Das war unmöglich. Niemand konnte Zeke einfach so schnappen. Und Liv? Sie hatte es nicht bemerkt? Das klang nicht nach ihr. Sie war aufmerksamer, als sie zugeben wollte. Wenn sie es nicht gesehen hatte, musste etwas anderes im Spiel sein.

>Entführt?< wiederholte ich langsam, die Schärfe in meiner Stimme nahm zu. >Wie? Wer war es?<

>Lumi weiß es nicht genau< antwortete Lumi, seine Stimme leise und melancholisch. >Aber es war schnell. Zeke hatte keine Chance, sich zu wehren. Und Liv... sie war abgelenkt, als wäre sie in Gedanken völlig woanders gewesen. Sie hat nichts davon mitbekommen.<

Ich ballte die Fäuste. >Das passt nicht zusammen. Liv ist nicht so nachlässig.< ich blickte zu Fips, der das Gespräch still beobachtete, mit einem deutlich ernsteren Gesichtsausdruck als zuvor.

>Tja, das bringt uns nicht weiter< murmelte Fips, während er seine Stirn rieb. >Aber wenn sie Zeke geschnappt haben, sind wir in tiefem Ärger.<

>Das ist keine gewöhnliche Falle< sagte ich langsam, meine Gedanken rasten. >Wer auch immer das war, er wusste genau, wann und wie er zuschlagen musste.<

>Du denkst, das ist kein Zufall?< fragte Fips, und ich sah den Hauch von Besorgnis in seinen Augen.

>Kein Zufall< murmelte ich. >So viele Zufälle kann es nicht geben<

Fips nickte langsam. >Das klingt alles ziemlich verdächtig. Aber was machen wir jetzt?<

>Wir finden sie< antwortete ich fest. >Zuerst Zeke. Dann Liv. Und dann finden wir heraus, wer das alles eingefädelt hat.<

Plötzlich mit einem lauten Knall schlug die Tür auf. Einer von Santas Wichteln stürmte herein, außer Atem und mit weit aufgerissenen Augen.

>Die Briefe! Sie sind überall! Schwarze Briefe fliegen durch die Werkstatt, und... und... alles spielt verrückt! Werkzeuge fliegen durch die Luft, Spielzeuge laufen von allein herum – es ist das absolute Chaos!< keuchte der Wichtel, die Hände auf die Knie gestützt.

Ich spürte, wie sich meine Anspannung verstärkte. Schwarze Briefe? Das konnte nichts Gutes bedeuten. Ich warf einen kurzen Blick zu Fips und Santa, die beide ebenfalls sofort aufgesprungen waren.

>Was für Briefe?< fragte Santa ernst und schritt auf den Wichtel zu.

>Die... die Briefe, die wir nie zustellen konnten. Die Briefe aus längst vergangenen Jahren. Sie fliegen durch die Luft wie Vögel. Wir... wir wissen nicht, was los ist!< Der Wichtel rieb sich nervös die Hände, seine Stimme war durchzogen von Panik.

Ich wusste, dass das keine Kleinigkeit war. Die Werkstatt von Santa war ein sicherer Ort, geschützt vor den meisten magischen Störungen. Wenn dort etwas verrückt spielte, dann war das kein Zufall. Es bedeutete, dass eine größere Macht im Spiel war.

>Los< sagte Santa knapp, schon auf dem Weg zur Tür. Er musste sich das selbst ansehen. Fips und ich folgten ihm dicht auf den Fersen.

Als wir durch die Gänge eilten, konnte ich bereits aus der Ferne das Flattern und Krachen hören. Werkzeuge, Geschenke und Möbelstücke flogen durch die Luft, als hätte jemand einen unsichtbaren Sturm durch die Werkstatt gejagt. Schwarze Briefe wirbelten umher, als wären sie von einem unheimlichen Wind erfasst worden.

>Was zum Teufel...< murmelte Fips, als sie das Chaos erreichten und er sich gerade so ducken konnte, bevor eine Schreibmaschine gegen seinen Kopf flog.

Ich blieb abrupt stehen. Die Luft war schwer, wie aufgeladen mit einer fremden, dunklen Energie. Es fühlte sich unnatürlich an, fast wie das Hotel, in dem ich gefangen gewesen war, doch diesmal war es anders. Die Briefe, die durch die Luft schwirrten, flüsterten leise, als ob sie eine lange vergessene Botschaft überbringen wollten. Aber die Worte waren wirr, verzerrt, unverständlich.

>Das ist nicht gut< knurrte ich. Mein Zepter zuckte leicht in meiner Hand, als ob es auf die dunkle Magie reagierte.
>Irgendetwas versucht, hier einzudringen.<

>Es muss mit den anderen Ereignissen zusammenhängen< mutmaßte Santa, seine Stirn in Falten gelegt. >Seit Liv und Zeke verschwunden sind, überschlagen sich die Dinge. Das hier... das könnte der Beginn von etwas Größerem sein.<

>Das ist nicht einfach nur Magie< sagte Fips, während er sich langsam vorwärts bewegte. >Das ist gezielte Manipulation. Jemand oder etwas versucht, die Kontrolle zu übernehmen.<

Ein lautes Krachen ließ uns alle zusammenzucken, als eines der Werkzeuge plötzlich mit voller Wucht gegen die Wand flog. Die schwarzen Briefe wirbelten schneller umher, als ob sie in einem unsichtbaren Sturm gefangen wären.

>Wir müssen das stoppen< sagte ich entschlossen. >Bevor es noch schlimmer wird.<

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Das war das letzte Kapitel aus meinem Urlaub 😢 aber ich muss sagen Urlaube sind immer so unheimlich inspirierend. In meinem Kopf herrscht, wie in der Werkstatt von Santa, absolutes Chaos 😅 weil ich einfach soooo viele Ideen für diese Geschichte noch habe :)
Ab Montag ist das Schreiben hier, dann wieder meine kostenlose Therapiestunde neben Arbeit und Studium 😂🙈
Habt eine gute Nacht

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt