Ein Freund?

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Die Dame an der Rezeption war glücklicherweise gleich der Überzeugung gewesen, wir wären wegen irgend eines Festivals hier. Wodurch ihr die Kleidung meiner drei Begleiter nicht weiter merkwürdig vorkam. Zeke hatte die Frau irgendwie davon überzeugt uns eine Suite zu geben.

Ich saß auf dem Rand eines Bettes meine Gedanken kreisten rastlos. Zeke und Ruhn hatten sich in die Ecke des Zimmers zurückgezogen und diskutierten leise miteinander. Ihre Stimmen waren gedämpft, fast verschwörerisch, als sie Pläne schmiedeten, um O'Kelly nach dem verlorenen Zepter zu befragen. Ich war nicht direkt in ihre Besprechung einbezogen. Ein seltsames Gefühl nagte an mir, ein Zwiespalt, den ich nicht zuordnen konnte.

Ich bemerkte, wie mein Atem flacher wurde, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Ich war müde, erschöpft von all den Veränderungen und Unsicherheiten, die die letzten Tage mit sich gebracht hatten.

In diesem Moment hörte ich ein sanftes Räuspern. Fips, stand vor mir und sah mich mit seinen großen, wachen Augen an. Er wirkte unruhig, doch in seinen Augen lag auch ein Hauch von Mitgefühl. >Hey, Liv<, sagte er leise, als er näher kam. >Du siehst aus als könntst du Gesellschaft brauchen<

Ich nickte stumm und rückte etwas zur Seite, während Fips sich auf das Bett neben mich setzte. Er war ungewöhnlich still für seine Verhältnisse, aber vielleicht wusste er, dass ich keine große Lust auf seine üblichen Witze hatte. Stattdessen sah er mich einfach an.

>Du machst dir Gedanken, oder?< fragte er leise und musterte mich. >man kann's dir ansehen.<

Ich sah ihn kurz an und blickte dann wieder auf den Boden. >Es ist nur... Ruhn<, sagte ich schließlich. >Er hat sich so verändert, seit er seine Kräfte zurückhat. Manchmal weiß ich nicht, ob ich ihm noch trauen kann. Irgendwas an ihm fühlt sich... falsch an.<

Fips hob eine Augenbraue und sah mich neugierig an. >Ruhn? So war er doch schon immer. Ich meine, er ist die Zahnfee. Ein bisschen düster, ja, aber das gehört dazu. Er hat immer schon seine eigene Art gehabt, sich durch die Welt zu bewegen.<

Ich war überrascht von Fips' Unbekümmertheit. >Findest du das nicht seltsam? Dass er so kalt ist? So... anders?<

Fips zuckte mit den Schultern und schwang dabei seine Beine hin und her. >Naja, ehrlich gesagt, nicht wirklich. Ruhn ist... wie soll ich sagen... pragmatisch. Er macht das, was nötig ist. Manchmal wirkt er dabei distanziert, aber das heißt nicht, dass er nicht auch nett sein kann. Es ist nur seine Art, das Leben zu regeln.<

Ich runzelte die Stirn. >Aber als er keine Kräfte hatte, war er anders. Er war... sanfter. Jetzt fühlt es sich an, als würde er mich nur noch benutzen. Ihn stört es ja nicht mal, dass er mein Leben hier ausgelöscht hat<

Fips legte seine Hand leicht auf meinen Arm und schüttelte den Kopf. >Liv, ich verstehe, dass es schwer ist, ihm zu vertrauen, vor allem jetzt. Aber Ruhn hat immer so funktioniert. Er hat sich nicht wirklich verändert, er hat nur seine alte Stärke zurück. Das bringt eben auch seine dunklen Seiten mit sich.<

Ich seufzte. Es war schwer, das zu akzeptieren, vor allem, weil die Veränderungen so offensichtlich waren. >Ich hoffe, du hast recht< sagte ich leise >es fühlt sich nur... anders an.<

Fips schmunzelte und klopfte mir auf den Rücken. >Auch wenn Ruhn seine dunklen Ecken hat, versucht er nur das Richtige zu tun. Und ich passe auf dich auf<

Ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter ab. Fips legte seinen Arm um mich. >Du bist nicht allein, Liv. Zeke, Ruhn, sie alle haben ihre eigenen Kämpfe. Aber ich bin hier. Du musst das nicht allein durchstehen.<

Ich lächelte schwach. Seine Präsenz beruhigte mich, auch wenn die Zweifel nicht ganz verschwanden. >Danke, Fips< flüsterte ich. >Ich weiß es zu schätzen, dass du da bist.<

>Hey, was wäre ein Abenteuer ohne einen Osterhasen, der den Überblick behält? Außerdem... du bringst eine gute Portion Menschlichkeit in diese verrückte Gruppe. Ohne dich würden wir uns wahrscheinlich nur gegenseitig in den Wahnsinn treiben.<

Ich musste lachen, ein echtes, erleichtertes Lachen. Mir entging dabei nicht, wie Zeke und Ruhn zu uns hinüber sahen und sich von letzterem der Blick verfinsterte.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt