Ein Schritt ins ungewisse

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Das kalte Metall des Zaunes unter meinen Händen schien die angespannte Stimmung untermauern zu wollen. Max und Quinn standen bereits auf der anderen Seite des Zaunes, während Jonas mir hinüber half.

Ich versuchte mich zu beruhigen, doch mein Herz schlug mir zum Hals.
Gemeinsam gingen wir vier auf das dunkle Gebäude zu. Vom nahen war es noch viel größer.

Der Eingangsbereich wurde von einer großen hölzernen Tür geschmückt, die einen Spalt breit offen stand. Mein Magen zog sich zusammen als Max sie langsam öffnete.
Ein lang gezogenes quietschen ertönte, dann war es still. Kurz hielten wir alle den Atmen an und lauschten. Doch es war nichts zu hören.
>Wollen wir da wirklich rein?< flüsterte Jonas.
>Was soll denn passieren? Uns kackt höchstens ne Fledermaus auf den Kopf< Quinn schob sich an uns vorbei und betrat als erste das Hotel.

Ich ließ noch einmal meinen Blick über das Grundstück gleiten, doch es war nichts auffälliges zu sehen. Dann folgte ich als letzte hinein.

Direkt gegenüber der Tür war ein großer Empfangstresen und dahinter ein Board wo noch vereinzelt Schlüssel dran hangen. Rechts und links vom Tresen schlängelte sich eine Treppe nach oben. Das Geländer war mit Blumen aus Holz verziert.
>Wow< entwich es mir. Es musste wunderschön hier einst gewesen sein.

>Seht euch das mal an< Jonas stand weiter rechts im Raum, direkt vor einem eingestaubten, modrigen Flügel.
>Ist das schimmel?< fragte Quinn angeekelt.
>Klar, das wird hier überall rein regen< antwortete Jonas.

Ich betrachtete das Gemälde über dem Flügel, aber es war kaum noch etwas zu erkennen. Die Farbe war zum größten Teil herunter geblättert.
Im Augenwinkel nahm ich eine Bewegung war. Sofort drehte ich meinen Kopf nach oben zur Treppe, doch da war nichts.

>Wahnsinn, ihr müsst mal her kommen< rief Max. Er war schon einen Raum weiter gegangen.
Wir folgten seiner Aufforderung und befanden uns kurzerhand in einem großen Raum mit alten Sofas und Sesseln. Ein großer Kamin hatte früher sicherlich zum gemütlichen verweilen eingeladen. Ich ging ein paar Schritte darauf zu, um die Verzierungen daran zu betrachten.

>Ja ganz schick, aber das alles ist doch noch kein Grund hierdrum so ein Geheimnis zu machen. Wir sollten uns die anderen Räume ansehen< drängelte Quinn. Ich hörte wie sie weg gingen und drehte mich um.
Sofort gefror mir das Blut in den Adern. Ich war nicht fähig mich zu bewegen oder zu atmen.
Dort hinten im Schatten, auf dem Sessel saß eine Gestalt. Sie trug einen Hut und einen Mantel. Die Beine lässig übereinander geschlagen.

>Liv?< Max erschien im Türrahmen. >Alles in Ordnung?<
Ich schüttelte hektisch den Kopf. >Da ist jemand< meine Stimme klang so leise, dass ich zweifelte ob er mich überhaupt verstanden hatte. Doch er drehte sich in die Richtung.
>Da ist niemand. Dein Verstand spielt dir einen Streich, los komm. Wir sollten bei den anderen bleiben<
Ich starrte auf den Sessel. Er war leer.
Kopfschüttelnd folgte ich Max. Wahrscheinlich hatte er recht und ich bildete mir das ganze ein.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt