Fremd und doch so nah

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POV Liv

>Rhun< wiederholte ich seinen Namen. >Der klingt doch schön, warum machst du so ein Geheimnis daraus?< ich hatte wieder zu ihm aufgesehen, nachdem ich mir heimlich die Tränen vom Gesicht gewischt hatte. Das alles hier nargte zunehmend an mir.
Ich hatte mich gegen die Freiheit bei meinen Freunden entschieden. Nur um hier jetzt festzusitzen, mit einem Mann der mir nach wie vor ein Rätsel blieb. Manchmal sah er so finster und gruselig aus.

>Das Zepter ist versteckt?< wich er mal wieder meiner Frage aus, langsam wusste ich auch nicht warum ich es immer noch versuchte.
>Ja oder besser gesagt es hat sich selber versteckt< entgegnete ich und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand.
Rhun nickte.

Stille.

Ich sah an die Decke, hatte allmählich keine Lust mehr zu versuchen ein Gespräch zu führen. Rhun war wie eine Truhe, wo der Schlüssel fehlte, einfach verschlossen. Vielleicht wollte er auch keine Hilfe, aber dann fragte ich mich was ich hier sollte. Oder war es gelogen das er mich hergeholt hatte?
Ich hätte weg rennen sollen, raus aus dieser Hölle hier.

>Was ist draußen passiert?< brach Ruhns Stimme plötzlich die Stille. Ich wusste sofort was er meinte, doch ich zögerte mit der Antwort. >Du warst viel zu lang weg. Gehörst du doch zu denen?<
Ich sah ihn an. Seine Position war unverändert. Noch immer kniete er da, gekrümmt, den Blick starr auf den Boden gerichtet.
>Ich denke ich hätte fliehen können. Meine Freunde ich habe sie sehen können und sie mich ... aber ... sie haben mich nicht erkannt< stumme Tränen liefen über meine Wangen.
Ruhn sah auf, sein Blick fragend.
>Warum bist du dann wieder gekommen?< stellte er die einzig logische Frage.
>Ich weiß es nicht. Es hat mich so erschrocken, dass sie mich nicht erkannt haben und ... irgend wie hatte ich ein schlechtes Gewissen euch hier allein zu lassen. Auch wenn das vielleicht dumm ist, immerhin kenne ich dich überhaupt nicht und Lumi ist ein Geist< ich wischte die Tränen weg, doch es liefen sofort neue meine Wangen hinunter.
>Das war in der Tat dumm< sagte Ruhn trocken.
>Danke< ich drehte mich von ihm weg. So ein Gespräch konnte ich nun echt nicht gebrauchen.
>So war das nicht gemeint< Ich hörte wie er sich schwerfällig bewegte. >Ich bin es einfach nicht mehr gewohnt Gesellschaft zu haben. Du wirst gemerkt haben, dass die Gespräche mit Lumi recht einfach sind<

Langsam drehte ich mich zu ihm zurück. Er hatte sich hingesetzt und an die Wand gelehnt, so wie ich zuvor gesessen hatte. Seine Beine waren ausgestreckt, die linke Hand noch immer auf seinen Bauch gepresst.
>Wie lang bist du hier allein gewesen?< fragte ich. Worauf ein verbittertes lächeln seine Lippen umspielte.
>Ich weiß es nicht. Durch die ewige Dunkelheit hier habe ich keinen Überblick mehr über die Zeit<
>Aber vermisst dich denn niemand?< fragte ich weiter.
>Sie werden nicht bemerkt haben das ich fort bin< sein Lächeln verschwand und machte Platz für etwas kühles, unnahbares.
>Wer?< Ich rutschte dichter an ihn heran und hörte dadurch wie schwerfällig er atmete. >Geht es dir gut?< mein Blick wanderte wieder zu seinem Bauch, doch es war kein Blut zu sehen.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt