Wer bist du?

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Mein ganzer Körper stand so unter Spannung, dass er zitterte. Ich nahm kaum war, wie meine Hände sich in den Saum des Pullovers krallten.
Ich erhielt keine Antwort auf meine Frage.

>Wer bist du?< fragte ich stattdessen. Irgend wer hatte doch mal gesagt, man soll eine Beziehung zu seinem Entführer aufbauen.

Keine Antwort, keine Regung.

>Wo sind Quinn, Max und Jonas?< fragte ich also weiter.

Keine Antwort, keine Regung.

Verzweifelt lehnte ich mich an die Tür und rutschte daran runter auf den Boden. Ich hatte keine Kraft mehr länger stehen zu bleiben.

>Wirst du mich umbringen?<

Ganz langsam hob er den Kopf. Würde ich nicht bereits todes Angst verspüren, wäre es spätestens jetzt soweit. Die Hälfte seines Gesichts war menschlich, aber die andere glich einem aufgemalten Totenschädel.

>Sollte ich es tun?< fragte er zurück. Mit aufgerissenen Augen sah ich ihn an und schüttelte den Kopf. Ich bildete mir ein, ein schmunzeln auf seinen Lippen zu sehen. Er senkte den Kopf wieder und sah auf seine Hände, welche in Handschuhe gehüllt waren.

>Sag mir was dich hierher treibt und ich werde es mir überlegen< forderte er mich auf.
Ich schluckte, dass bedeutete das er es  scheinbar nicht ausschloss ...

>Ich... ähm... wir... also Jonas hat von diesen Spuren da draußen erzählt und dass hier irgend welche Männer irgend wen gefesselt haben und dann ... äh... hat Quinn vorgeschlagen nachzusehen ... und ... ähm... dann plötzlich ist die Tür zu geknallt... weil eigentlich war hier alles so alt< ich merkte selber was für ein wirres Zeug ich da redete und verstummte.

Ich beobachtete wie sich mein Gegenüber aufrichtete. Er streckte die Hand zur Seite aus. Ein weißer Stab sauste in seine Hand. Sich daran abstützend kam er die Treppe langsam hinunter. Mir entging nicht, dass er humpelte. War er verletzt?

Je näher er kam desto merkwürdiger kam er mir vor. Sein Hut zierte irgend ein Schädel und an dem weißen Stab steckte oben drauf eine Skeletthand.

Bevor er am Fuß der Treppe ankam, stand ich auf und sah nach rechts und links. Hatte ich vorhin noch irgend wo Türen gesehen die nach draußen führen könnten?

Auf der letzten Treppenstufe blieb er stehen.
>Ich kann dich nicht gehen lassen, selbst wenn ich wollte< er sah mich ernst an.
>Warum?< fragte ich tonlos und spürte wie mir wieder die Tränen runter liefen.
Seine Augenbrauen verengten sich kurz, dann kam er auf mich zu.
Ich drückte mich gegen die Tür als er seine Hand nach mir ausstreckte und mir über die Wange strich.
>Du bist echt< seine Hand schnellte zurück, als hätte er sich verbrannt.

War er einfach nur ein verrückter, der sich ein viel zu großes Gesichtstattoo hatte stechen lassen?

>Wie ist das möglich?< murmelte er, griff in die Tasche seines Mantels, holte etwas hervor das ich nicht erkennen konnte und sah kurz drauf ehe er es wieder in seiner Tasche verschwinden ließ.

>Warum kannst du mich nicht gehen lassen? Du musst diese Tür doch irgendwie öffnen können< versuchte ich es wieder.

Der Fremde sah mir direkt in die Augen. >Es geht nicht, weil das hier mein Gefängnis ist<

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt