Fluchtversuch

120 9 0
                                    

Die Nacht schien hier nie zu Enden, weswegen ich auch das Gefühl verlor, wie lang ich schon hier war.
Meist schlief ich einfach, wenn ich müde wurde. Ich hatte mir eines der Zimmer oben ausgesucht, dort wo das Bett am bequemsten war.
Die ersten Tage hatte ich damit verbracht mir alle Zimmer anzusehen, zumindest die wo sich die Tür öffnen ließ.
Lumi hatte mir beigebracht auf dem Klavier ein Lied zu spielen, als ich das einigermaßen konnte waren wir zu Schach übergegangen. Ein Spiel das ich nach wie vor nicht wirklich verstand.
Lumi zauberte mir auch immer etwas zu essen in der großen Küche, wo die Lebensmittel her kamen hatte ich noch nie gefragt. Ich vermutete irgend einen Zauber, immerhin musste die Zahnfee ja wahrscheinlich auch etwas essen.

Tatsächlich hatte ich ihn nur zwei Mal im Speisesaal angetroffen, als Lumi ihn herein gezerrt und auf einen der Stühle verfrachtet hatte. Gegessen hatte er beide Male nichts.

Wenn Lumi in der Küche herum wirbelte, nutzte ich die einzige Zeit die ich allein für mich hatte, um zu versuchen dem Hotel zu entkommen.

Auch jetzt stand ich wieder im Wintergarten vor der offenen Tür. Eines der Dinge die ich mittlerweile gelernt hatte, die Tür zum Garten konnte ich öffnen ohne das etwas passierte.
Ich hatte bereits versucht durch den Garten zu schleichen, mich an der Hauswand entlang zu bewegen und in alle erdenklichen Richtungen zu rennen. Doch jedes Mal haute mich etwas unsichtbares um und die Schellen an den Ketten klackten um meine Fußknöchel, um mich zurück zu ziehen. Mein Körper war übersäht von blauen Flecken. Denn jedes Mal warfen die Ketten mich durch den Raum, als wären sie allmählich genervt, dass ich noch immer versuchte zu fliehen.

Ich atmete die kalte Nachtluft ein. Dann lief ich los, meine Füße bewegten sich schnell. In einem unregelmäßigen zick zack Lauf versuchte ich zum Zaun zu gelangen. Doch wie jedes Mal, brachte mich auch jetzt wieder etwas zu Fall. Wieder knallte ich auf den Boden, spürte das Metall an meiner Haut und ließ mich ruckartig zurück ziehen.
Die Tür knallte zu, ich schloss die Augen bereit für den unsanften Kontakt mit dem Boden. Doch zu meiner Verwunderung landete ich auf einem der Sofas.
Verwirrt setzte ich mich auf. Hier stand doch noch nie ein Sofa.

>Warum quälst du dich so?<
Ich wirbelte zur Zahnfee herum. Er saß im Kaminzimmer.
>Es wird langsam langweilig dir dabei zu zusehen< er bewegte seine Hand und das Sofa glitt mit mir drauf in seine Richtung. Vor ihm kam es zum stehen. Es wunderte mich nicht mehr, dass er scheinbar zaubern konnte. Ich mein, ich verbringe die meiste Zeit mit einem Geist und lass mir von diesem Klavierspielen beibringen. Warum sollte es mich da wundern, das die Zahnfee zaubern konnte?

>Ich habe eben nicht aufgegeben so wie du< herausfordernd sah ich ihn an.
>Ist das ein Grund sich die Knochen zu brechen?< fragte er.
>Hast du es je versucht von hier zu entkommen?< ich lehnte mich zurück und sah ihn an. Ich wollte eigentlich nicht mehr versuchen, aus ihm irgend eine Information heraus zu bekommen. Schließlich antwortete er eh nie auf meine Fragen. Aber heute fand ich es angenehm einfach mal eine andere Stimme, als die von Lumi zu hören.

>Einmal< seine Stimme klang verbittert.
>Und dann nie wieder?< fragte ich verwundert. Ich hätte da doch etwas mehr Initiative erwartet.
Er sah mich direkt an. Zum ersten Mal fielen mir bewusst seine braunen Augen auf.

>Nein, ich habe Tage gebraucht, um mich von den Schmerzen zu erholen< er brach den Blickkontakt ab und sah zu Boden.
>Schmerzen?<
>Die Ketten, sie sind aus einem speziellen Material...< er unterbrach sich selbst und schwieg. Mit zusammengekniffen Augenbrauen sah ihn an.
>Hast du Angst das ich...< nun unterbrach ich mich selbst. Die Zahnfee hatte den Zeigefinger auf die Lippen gelegt und sah mich eindringlich an.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt