Macht kann gefährlich sein

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>Aber mit dieser Energie könntest du uns von den Ketten befreien und hier raus holen?< fragte ich schließlich.
>Theoretisch ja< nickte er.
>Und warum machst du es nicht? Wenn wir beide unsere Hand ausstrecken, dann müssten wir uns berühren. Den Teil mit den Zähnen lassen wir einfach weg< schlug ich vor.
>Nein<
Entgeistert sah ich ihn an. >Wie nein?<
>Du weißt nicht was du da gerade vorschlägst< knurrte er.
>Doch, eine Idee wie wir hier raus kommen. Langsam habe ich das Gefühl du gibst auf< wut stieg in mir auf.
>Was weißt du schon vom aufgeben?< finster sah er mich an und setzte seinen Hut wieder auf.

>Alles was ich hier seit Tagen, vielleicht sogar Wochen sehe ist jemand, der warum auch immer wollte das ich hier bin und seit dem alles dafür gibt um mich soweit weg zu stoßen wie er nur kann. Ich weiß gerade mal deinen verdammten Namen und selbst den wolltest du mir nicht nennen. Ich bin daraus gegangen, um dein dämliches Zepter wieder zu holen. Habe mich dagegen entschieden von hier zu fliehen, weil ich dachte du würdest meine Hilfe brauchen. Und jetzt sitzen wir hier beide, gefangen und was machst du die ganze Zeit? Entweder du schweigst, was du scheinbar am besten kannst oder machst dich über mich lustig. Und was wir vielleicht auch nicht vergessen sollten, du hast mich an diese Männer verraten! Du hast ihnen einfach so gesagt wo ich mich versteckt habe und das obwohl der eine gedroht hat mich umzubringen!< mein Puls raste, so wütend war ich.
Es sah so aus, als wollte Ruhn etwas sagen, doch er tat es nicht.

POV Ruhn

Ich hockte mich hin und hielt ihr meine Hand entgegen.

>Es wird weh tun und es wird nur dafür reichen, um die Ketten aufzusprengen. Die Tür ist nicht einfach verschlossen, sie hat den gleichen Schwur, der auch verhindert, das wir das Hotel verlassen können< erklärte ich und sah sie an.
In mir sträubte sich alles dagegen ihr weh zu tun, was ich selber nicht verstand. Sie hatte recht, besonders damit das ich wirklich hier nur noch in diesem Hotel hockte und mich meinem Schicksal ergab.

>Du löst die Ketten von uns beiden. Verarschst du mich, sage ich denen da oben wo dein Zepter ist< drohte sie mir und setzte sich auf die Knie.
In ihr erkannte ich einen Kampfgeist, den ich vor langer Zeit verloren hatte und auch nicht wusste, ob er wieder kommen würde.

>Deine Drohung ist angekommen< ich sah ihr direkt in die Augen. Während sie ihre Hand ebenfalls ausstreckte. Mir entging nicht, dass sie zitterte.
>Bist du dir sicher?< fragte ich noch einmal.
Statt mir zu antworten legte sie ihre Hand in meine.

Kaum schloss ich meine Hand um ihre spürte ich, wie eine ungewohnte Wärme mich durchströmte. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf das eigentliche. Livs Hand krampfte sich um meine. Mir entging nicht ihr leises wimmern.
Es war ein widersprüchliches und bittersüßes Erlebnis, wenn mich ihrer Energie zu bedienen, um wieder zu Kräften zu kommen. Auf der einen Seite fühlt ich eine Welle der Erleichterung und Stärke, die meinen geschwächten Körper durchströmt. Es ist, als ob nach langer Dürre endlich Regen fällt – meine Kräfte kehrten zurück, und die Schwäche, die mich immer begleitete, ließ nach. Die Müdigkeit und der Schmerz, wichen einem Moment des tiefen Wohlbefindens, fast wie ein Aufatmen.

Aber weißt du Liv. Gleichzeitig fühle ich eine tiefe Traurigkeit und Schuld, die in meinem Inneren brennt. Obwohl ich die Energie brauchte, um zu überleben, spüre ich das Leid jedes einzelnen Menschen, von denen ich diese Kraft nahm. Es ist, als ob ich ein Stück meiner Menschlichkeit verliere, jedes Mal, wenn ich das tue.

Ein inneres Ziehen in meinem Herzen, als würde ich den Schmerz und die Angst von Liv selbst spüren, ließ mich zurück ins hier und jetzt. Hastig ließ ich ihre Hand los. Erschöpft sank sie zu Boden.

Mit einer Handbewegung ließ ich die Ketten an unseren Handgelenken aufspringen. Sofort stürzte ich zu ihr.

Ihr ganzer Körper zitterte.
>Liv< flüsterte ich, zog meinen Mantel aus und legte ihn um sie. Ihr Blick ging in die Ferne, als würde sie gar nicht mit bekommen das ich da war.
>Schließ die Augen. Du brauchst nur etwas schlaf< versicherte ihr. Unsicher, ob ich einen Fehler begangen hatte. Ich war zu lang in diesem berauschenden Gefühl gewesen. Nach all der Zeit hatte ich so viel Macht gespürt und es nicht geschafft mich rechtzeitig von Liv zu trennen.

Ich strich über ihre Stirn. >Zeke wird dir einen schönen Traum schenken, wenn er dich findet< flüsterte ich und sah wie sich ihre Augen endlich schlossen.

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Da hab ich doch glatt vergessen dem letzten Kapitel einen Namen zu geben 😅 dafür hab ich bei diesem fast kein Ende finden können 🙈

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt