Zwischen Rausch und Realität

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Pov Liv

Nach langer Zeit fühlte ich mich wieder so richtig frei. Durch das Studium und das ständige Arbeiten, war ich gar nicht mehr feiern gegangen.

Ich saß neben Fips im Auto. Wir fuhren zurück zum Hotel. Der kühle Wind wehte durch meine Haare und die Lichter der Häuser rauschten an uns vorbei. Ich streckte die Hände nach oben in die Luft und schloss die Augen. Einfach frei sein, das war ein schönes Gefühl.

Irgend wie hatten wir es nach oben in die Suite geschafft. Der Alkohol und das viele Lachen hatte es echt erschwert. Mit Fips konnte man richtig gut lachen. Er schien das Leben nicht so ernst zu nehmen.

>Oh gott ich bin so voll< lachte ich und ließ mich auf das Bett fallen.
Fips warf sich neben mich.
>Aber es hat einfach so viel Spaß gemacht< ich drehte mich zu ihm. Meine Hand wanderte zu seinen Hasenohren. Ich musste sie anfassen, wo der Impuls plötzlich her kam wusste ich selber nicht.
>Gott sind die Weich< staunte ich und strich durch das weiche Fell.
>Ich bin kein Hund< grinste Fips, ließ mich aber machen.
>Wie ist das so?< fragte ich und zog meine Hand zurück.
>Was?< verwirrt sah er mich an.
>Der Osterhase zu sein< ich legte meinen Kopf auf seinen Bauch. Eine Sache die definitiv am Alkohol lag, denn dann suchte ich immer irgend wann den Körperkontakt.

>Du stellst es dir wahrscheinlich spannender vor als es ist, aber sag das bloß nicht Santa< antwortete er gelassen.
>Warum streitet ihr eigentlich so viel untereinander?< ich starrte die weiße Decke an.
>Was sollen wir sonst tun? Weißt du, eigentlich sehen wir uns kaum. Jeder macht so sein Ding. Erst als Zeke plötzlich meinte, dass Ruhn verschwunden sei, hocken wir so viel aufeinander< aus seiner Stimme ertönte so eine gewisse Gleichgültigkeit.

Auf einmal erschien eine große Sandwolke und Zeke und Ruhn standen plötzlich im Raum.
Beide sahen sie uns ungläubig an.
>Und das nennst du ein Problem?< fragte Ruhn trocken und deutete auf uns. >Hier riechts schlimmer, als in einer Schnapsbrennerei<
Zeke kam einen Schritt auf uns zu.
>Was hat sie da überhaupt an? Fips was habt ihr gemacht?< fragte Zeke missbilligend.
Fips setzte sich auf, wodurch mein Kopf auf die Matratze rutschte.
>Wir hatten etwas Spaß, was soll man denn sonst machen bis ihr wieder da seit?< rechtfertigte er uns.

Ich setzte mich ebenfalls auf und fixierte sofort das Bild an der Wand, damit der Schwindel aufhörte.
>Ist sie betrunken?< Zeke hockte sich vor mich und betrachtete mein Gesicht.
>Das waren nur ein paar Drinks< grinste ich >Ist deine Haut wirklich so weich wie sie aussieht?< Ich streckte meine Hand aus, doch bevor ich ihn berührte wich er zurück.
>Zeke hat seine Sandfrau, mach dir nichts draus Liv. Er hat Angst vor echten Frauen< lachte Fips und kassierte dafür eine Ladung Sand mitten ins Gesicht.

Hustend stand auf. >Was? War doch nur die Wahrheit. Ich hab mir nicht aus meinen Zaubersand eine hübsche Dame erstellt<
>Es reicht Fips< Ruhn trat vor und sah ihn düster an.

Ich hatte plötzlich durst und versuchte aufzustehen, doch die Welt begann sich wieder so zu drehen. Irgend wie schaffte ich es zu stehen und schwankend einen Fuß nach vorne zu setzen. Der Boden fühlte sich an, als würde er wie Gummie nachgeben.
Eine starke Hand griff nach meinem Arm und bewahrte mich vor einem Sturz.

>Du solltest dich besser wieder hinlegen<
Ich sah in die dunklen Augen von Ruhn. Dieses braun erinnerte mich an Kastanien.  Es wirkte wie eine unergründliche Tiefe, warm und doch geheimnisvoll, als würde er Geheimnisse verbergen, die er vielleicht selber nicht mal kannte. Je länger ich in seine Augen sah, desto mehr fühlte ich, wie die Zeit stillstand. Ein sanfter Sog, der mich hineinziehen wollte, weg von all dem Chaos, das mich umgab. In ihnen fand ich kurzzeitig Ruhe, aber auch eine unheimliche Dunkelheit, die ich nicht völlig deuten konnte.

Meine Hand strich vorsichtig über seine Wange, bis er sie nahm und festhielt. Seine Haut war weich und warm.
Er drehte den Kopf von mir weg.
>Mach das nie wieder mit ihr< sagte er eindringlich und schubste mich zurück auf das Bett. >Werd nüchtern< den Blick den er mir zu warf, war streng und distanziert.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt