Im Griff der Zweifel

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Pov Zeke

Ich stand in dem feuchten, trostlosen Raum, das Wasser um meine Füße platschte leise, während ich die letzten trockenen Körnchen Sand zwischen meinen Fingern rieb. Meine Bewegungen waren langsam und methodisch, als hätte ich dieses Ritual schon tausend Mal durchgeführt, doch heute lag Frustration in jeder meiner Gesten. Ich hatte kaum noch Hoffnung, aber ich brauchte jemanden – jemanden, der mich verstand.

Als der letzte Sand aus meinen Händen rieselte, formte sich die vertraute Silhouette der Sandfrau vor mir. Ihre schlanken, aus Sand geformten Glieder erhoben sich, bis sie vollends Gestalt angenommen hatte. Sie war genauso, wie er sie einst geschaffen hatte. Blondes Haar, das sich in weichen Wellen über ihre Schultern legte, und eine lederne Kleidung, die so sehr an meine eigene erinnerte. Ihre Augen waren leer und doch voller Verständnis – so, wie sie immer gewesen war.

>Zeke< sagte sie leise, ihre Stimme ein sanftes Wispern, als hätte der Wind selbst sie geformt. >Du hast mich gerufen<

Ich sah sie an, in meinen Augen lag der Schmerz, den ich zu verstecken versuchte. >Ja. Ich… ich habe niemand anderen.<

Sie trat näher, ihr Sandkörper hinterließ kleine Spuren auf dem feuchten Boden, die sich aber rasch auflösten. >Was ist geschehen?< fragte sie, ohne Vorwurf, nur mit leiser Sorge. Sie wusste, dass ich mich nicht ohne Grund an sie wandte.

>Das Traumland< begann ich, meine Stimme brach fast, >es ist außer Kontrolle geraten. Ich… bin angegriffen worden. Mehrmals. Etwas hat es auf mich abgesehen. Und… ich habe mich noch nie so schwach gefühlt. So verwundbar.<

Die Sandfrau nickte sanft, während sie mich ansah. >Du bist niemals schwach gewesen, Zeke. Doch diese Angriffe… sie sind nicht wie die, denen du bisher begegnet bist, oder?<

Ich schüttelte den Kopf. >Nein. Sie sind anders. Und… es ist nicht nur körperlich. Ich spüre es hier< ich hob die Hand an meinen Kopf. >Als würden sie meine Gedanken vergiften, mich aus der Balance bringen.<

Die Sandfrau trat noch näher, bis sie fast direkt vor mir stand. Ihre Hand hob sich, zart wie der Wind, und strich mir beruhigend über die Wange. Ich schloss die Augen und spürte die Wärme, die sie auf meiner Haut hinterließ. >es gibt Dinge, gegen die auch deine Macht nichts ausrichten kann. Wesen, die selbst dich aus dem Gleichgewicht bringen können. Aber das bedeutet nicht, dass du allein bist.<

Ich lachte bitter auf, der Klang meiner eigenen Stimme kam mir fremd vor. >Allein? Ich habe dich geschaffen, um nicht allein zu sein. Und jetzt bin ich hier, in diesem… Loch, und rufe dich, weil ich niemanden sonst habe<

Ich sah sie an, und für einen Moment schien all der Ärger und die Wut in mir zu verfliegen. Aber die Last, die auf mir lag, war zu groß, um sie gänzlich abzuschütteln. >Es ist nicht nur das Traumland. Es ist alles. Liv, Ruhn, die Dinge, die geschehen sind... als ob alles um mich herum zerfällt.<

Die Sandfrau ließ ihre Hand sinken. >Du bist der Wächter der Träume, Zeke. Du hast Verantwortung, und manchmal bedeutet das, die Last alleine zu tragen. Aber vergiss nicht, dass du sie geschaffen hast. Du bist derjenige, der Kontrolle über sie haben sollte.<

>Sollte< wiederholte ich leise. >Aber ich habe keine Kontrolle. Nicht mehr. Sie mich an. Es fühlt sich an, als ob jemand oder etwas alles umdreht. Jedes Mal, wenn ich versuche, die Ordnung wiederherzustellen, entgleitet sie mir.<

Die Sandfrau trat einen Schritt zurück und musterte mich. >Vielleicht liegt die Antwort nicht darin, stärker zu werden. Vielleicht musst du etwas anders tun. Einen anderen Weg finden.<

Ich sah sie an, die Kälte in meinen Augen wich einem Ausdruck des Nachdenkens. >Einen anderen Weg...< murmelte ich.

Die Sandfrau schwieg eine Weile, dann neigte sie den Kopf leicht zur Seite. >Du wirst es herausfinden, Zeke. Du hast immer einen Weg gefunden. Aber du musst an dich selbst glauben. Sonst wirst du diesen Kampf verlieren, noch bevor er richtig begonnen hat.<

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt