Neue Verbündete

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Pov Liv

Ich spürte die Dringlichkeit in jeder Faser meines Körpers. Ich musste mit Joon reden. Allein. Aber die Situation war komplizierter, als ich es mir hätte ausmalen können. Mein Kopf fühlte sich schwer an, meine Gedanken wirbelten durcheinander, und dazu kam dieser Mann an der Tür. Er sah aus wie Ruhn, aber irgendetwas stimmte nicht. Sein Gesicht war zu normal, zu glatt, ganz ohne die Skelett-Hälfte. Das war nicht der Ruhn, den ich kannte, oder? Ich fühlte mich verwirrt, fast als würde ich durch einen Schleier hindurchsehen.

Doch jetzt durfte ich mich nicht ablenken lassen. Ich sammelte meine Kraft, setzte mich langsam auf und ignorierte den pochenden Schmerz in meinem Kopf. Mein Blick wanderte zu Fips, der immer noch an meiner Seite war, aufmerksam, wachsam, wie immer. Ich wusste, dass er es gut meinte, aber ich brauchte dringend ein Gespräch Joon.

>Fips?< meine Stimme klang heiser, aber fest genug. Fips sah mich sofort an, ein besorgter Ausdruck auf seinem Gesicht. >Ich… ich glaube, ich muss an die frische Luft. Nur ein paar Minuten, um mich zu erholen.<

Fips hob eine Augenbraue. >Liv, ich weiß nicht… Du bist noch nicht ganz gesund. Vielleicht solltest du dich ausruhen.<

Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug. Ich durfte mich jetzt nicht beirren lassen. >Mir geht es gut, wirklich< sagte ich, meine Stimme fester. >Ich fühle mich viel besser. Aber ich habe das Bedürfnis, mich etwas zu bewegen. Frische Luft könnte helfen.<

Joon sprang sofort ein, so wie ich es gehofft hatte. >Frische Luft ist immer gut, Fips. Ein paar Minuten draußen könnten Wunder wirken. Und ich könnte sie begleiten, nur für den Fall, dass es ihr nicht gut geht.<

Fips zögerte, seine Stirn in Falten gelegt. Ich konnte sehen, dass er zwischen Fürsorge und Vorsicht hin- und hergerissen war. Aber bevor er etwas sagen konnte, mischte sich der Mann in Weiß ein. Der Fremde, den ich nicht kannte, der aber unheimlich an Ruhn erinnerte.

>Nein< sagte der Fremde plötzlich, seine Stimme war kühl und entschlossen. >Sie wird nicht allein hinausgehen.< Er trat einen Schritt nach vorn, verschränkte die Arme vor der Brust. >Wir werden sie alle begleiten.<

Fips warf dem Fremden einen skeptischen Blick zu, dann sah er wieder zu mir. >Was denkst du, Liv? Möchtest du wirklich raus? Ich gebe White schon recht<

Ich nickte, meine Entschlossenheit war nun fest. Ich wusste, dass es der einzige Weg war, um mit Joon zu reden, auch wenn ich den Fremden, den Fips White nannte, nicht einschätzen konnte. >Ja, ich möchte raus. Aber… ich denke, Joon kann mich gut begleiten. Nur ein paar Minuten, nicht mehr.<

Der Fremde schüttelte den Kopf. >Es kommt nicht infrage. Nicht ohne mich und Fips. Du bist noch nicht stark genug, Liv. Wir müssen auf dich aufpassen.<

Ich schluckte schwer. Ich wusste, dass ich in dieser Situation keinen Raum zum Verhandeln hatte. Aber in meinem Kopf begann sich ein Plan zu formen. Egal, was geschah, ich musste einen Weg finden, allein mit Joon zu sprechen.

Ich seufzte und stimmte schließlich zu, dass die anderen mich begleiten konnten. Es hatte keinen Sinn, weiter zu argumentieren, aber in meinem Inneren wusste ich, dass ich einen Moment allein mit Joon brauchte. Wir tauschten einen flüchtigen Blick aus, als wir das Krankenhaus verließen. Ich war überrascht, dass niemand Anstoß daran nahm, dass ich einfach so durch die Gänge spazierten. Das Krankenhaus wirkte merkwürdig still, fast wie in einem Traum.

Draußen führte uns ein kleiner Pfad durch den angrenzenden Park. Die Bäume warfen lange Schatten, das Rascheln der Blätter im Wind war das einzige Geräusch, das ich hörte. Ich fühlte mich… eigenartig normal. Meine Gedanken glitten immer wieder zu dem zurück, was ich im Traumland gesehen hatte. Zu den Erinnerungen, zu dem Jungen, dem See und den Kristallen. Doch das alles musste warten. Erstmal musste ich mit Joon reden.

Secret desire | Eine Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt